20.04.2024

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05.01.13 / Die ostpreussische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Die ostpreussische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

wie immer beginnt auch diesmal das neue Jahr mit einem großen Dankeschön an alle Leserinnen und Leser, die uns zum Jahreswechsel ihre Glückwünsche und Grüße gesendet haben. Sie allein würden diese Seite füllen, könnte ich sie weitergeben an die große Ostpreußische Familie. Da aber noch ein ganz schönes Pungelchen mit Suchwünschen und ungelösten Fragen aus dem alten Jahr wartet, müssen wir diese zuerst berücksichtigen.

Die Erfolge in der letzten Zeit haben manchem bisher vergeblich Suchenden wieder Hoffnung gemacht, und zu diesen gehört Frau Brigitte Freiwald aus Gelting. Sie bezeichnet unsere PAZ/Das Ostpreußenblatt sogar als „Wunderzeitung“, wobei sie auch aus eigener Erfahrung spricht. Im Jahr 2003 hat Brigitte Freiwald geborene Erdmann schon einmal nach alten Freunden aus ihrer westpreußischen Heimat gesucht und sie gefunden – in Uruguay! Es gab sogar noch ein Wiedersehen kurz vor dem Tod ihrer Mutter. Nun ist fast ein Jahrzehnt verflossen und die Wahrscheinlichkeit, ehemalige Kameraden oder Freunde ihres vermissten Vaters zu finden, die über sein Schicksal etwas aussagen könnten, ist sehr gering, das gesteht sie sich selber ein. Aber solange es noch ein Fünkchen Hoffnung gibt, will sie nichts unversucht lassen, zumal dieses Glimmen neue Nahrung bekommen hat. Es geschah vor Kurzem bei einem Besuch in ihrem ehemaligen Fluchtquartier in Grüntal, Kreis Preußisch Stargard, wohin die Familie Erdmann aus ihrem Heimatort Klein Lichtenau geflüchtet war. Auf dem Dachboden des noch immer existierenden Gutshauses fand Frau Freiwald alte Schriftsachen, darunter auch einen Brief ihres Vaters Paul Erdmann, den der damals 36-Jährige im Januar 1944 aus Schwerin geschrieben hatte. Die Tochter hatte immer geglaubt, dass sich ihr Vater zu jenem Zeitpunkt bereits an der Ostfront befunden hätte, da im März 1944 seine letzte Nachricht von dort kam. Er hatte sie am 13. März im Schützengraben geschrieben – von da an galt er als vermisst. Eine Bestätigung erhielt die Familie im Juni 1944 durch ein Schreiben des damaligen Kommandeurs der militärischen Einheit des Vaters, Herrn Lenz, das an die Schwester von Paul Erdmann gerichtet war. Diese Tante von Brigitte Freiwald war Schwester beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). In diesem Brief teilte der Kommandeur mit, dass Paul Eichmann mit großer Wahrscheinlichkeit in russische Gefangenschaft geraten sei. Von den vier Gruppen, die sich wie vereinbart an einem Heuschober beim „Hof Wessely“ treffen sollten, kamen drei – von der vierten, der Paul Erdmann angehörte, fehlte jede Spur. Das sind die letzten Angaben über das Schicksal von Paul Erdmann aus Klein Lichtenau, die seine heute 76-jährige Tochter Brigitte noch immer beschäftigen. Vielleicht erinnert sich doch ein ehemaliger jüngerer Kriegskamerad oder ein anderer Zeitzeuge an Paul Erdmann, war mit ihm zusammen in Gefangenschaft oder im Lazarett? Wo lag dieser „Hof Wessely“, wahrscheinlich in Russland, vielleicht im Baltikum? Wer war mit Paul Erdmann im Januar 1944 in Schwerin zusammen? Übrigens werden auch noch zwei weitere Familienangehörige mit Namen „Erdmann“ vermisst. Alle Nachforschungen in den betreffenden Archiven blieben bisher ergebnislos. „Nun kann ich nur noch auf Post im Brief­kasten warten, danke allen lieben Menschen, die mir schreiben“, beendet Frau Freiwald ihren Suchwunsch. Wir halten das Fünkchen Hoffnung mit am Glimmen. (Brigitte Freiwald, Ostlandstraße1 in 24395 Gelting, Telefon 04643/2464.)

Unser ständiger Mithelfer, der Kulturwart der LO-Kreisgruppe Siegen/Westfalen Herr Frank Schneidewind aus Olpe, hat uns kurz vor Weihnachten den Suchwunsch eines Ostpreußen übermittelt, der heute in Unna lebt. Erst spät, im Jahr 1975, kam Herr Günter Kopetsch in die Bundesrepublik Deutschland mit Ehefrau und Kindern, seiner betagten Mutter sowie seiner unverheirateten Schwester. Sie hatten bis dahin in ihrem Heimatdorf Rauschken, Kreis Osterode gelebt und waren bis zur Ausreise eine Art Anlaufstelle für Ostpreußenbesucher gewesen. Vor allem hatte die Schwester von Herrn Kopetsch vielen Besuchern mit Rat und Tat helfen können und vermochte auch nach der Ausreise gezielt Auskunft über die Nachkriegsverhältnisse im Kreis Osterode zu erteilen. Leider ist sie im vergangenen Sommer im Alter von 79 Jahren verstorben. Nun erhielt ihr Bruder die Anfrage einer heute in Mecklenburg lebenden Ostpreußin, der Tochter von Ruth Czerwinski aus dem heimatlichen Nachbarort Bergling bei Gilgenburg, die etwas über die Schicksalsjahre ihrer Mutter und über ihren Heimatort wissen möchte. Sie weiß, dass ihre Mutter, als diese bereits in Mecklenburg lebte, eine Verbindung zu der damals noch in Rauschken lebenden Meta Kopetsch gehabt hat, und hofft deshalb, auch noch jetzt etwas aus dem Leben ihrer Mutter erfahren zu können. Herr Kopetsch kann ihren Suchwunsch leider nicht erfüllen und reichte die Frage weiter an Herrn Schneidewind, der sie an uns weitergab. Es handelt sich also um Ruth Czerwinski aus Bergling, die als 12/13-jähriges Mädchen in den Kriegswirren von ihrer Familie getrennt wurde und die bis 1947/48 bei einem polnischen Bauern in ihrem Heimatdorf arbeiten musste. Die Tochter sucht nun Zeitzeugen, die über die Nachkriegsjahre in Bergling oder Umgebung berichten können und die sich sogar an Ruth Czerwinski erinnern. Herr Kopetsch kann sich nur noch an eine damals jüngere deutsche Frau erinnern, die mit Vater und Schwiegervater in dem Dorf lebte. Und er weiß auch noch ihren Familiennamen: Falkus. Das ist aber auch der einzige Anhaltspunkt, und deshalb hofft er, dass sich Leser und Leserinnen melden. Er würde sich über jede Zuschrift freuen, die er an die Tochter von Ruth Czerwinski in Meck­lenburg weiterreichen kann. (Günter Kopetsch, Dorotheenhof 22 in 59425 Unna.)

Die Hoffnung ist berechtigt, weil sich immer noch Zeitzeugen melden, die ihre Erinnerungen bewahrt haben und diese auch ungetrübt weitergeben können - dafür können wir auch heute ein Beispiel geben. Nicht in Worten ausdrücken kann Frau Thea Jansen aus Olching ihre Freude über das Echo, das ihre Suche nach ehemaligen Nachbarn und Bekannten ihres Vaters Peter Jansen in unserem Leserkreis auslöste. Da ihr Großvater Karl Jansen in Mohrungen Inhaber einer Autoreparatur und Tankstelle war, in der auch der Sohn ausgebildet wurde, muss die Familie Jansen in und um Mohrungen recht bekannt gewesen sein. Frau Jansen konnte auch die Namen einiger Bewohner der Preußisch-Holländer Straße nennen, in der sich der großväterliche Betrieb befand. Deshalb vermutete ich auch beim Bearbeiten ihrer Suchfrage, dass diese nicht unbeantwortet bleiben würde. Und so geschah es dann auch. Nach der Veröffentlichung in Folge 45 gab es schon die ersten Zuschriften, dann kamen immer mehr Briefe und Anrufe. Eine Dame konnte ihr mitteilen, dass ihre Freundin sich an die Tankstelle und den Namen Jansen noch gut erinnerte. Hiervon werden wir noch mehr hören.

Besonders freue ich mich, wenn ich Fragen von jüngeren Menschen weitergeben kann, die sich für ihre wissenschaftlichen Arbeiten um authentische Zeitzeugen bemühen. Darüber konnten wir in letzter Zeit verstärkt berichten, und unsere Leserinnen und Leser haben sich in erfreulichem Maße an den verschiedenen Aktionen beteiligt. Auch heute liegt uns wieder eine Bitte um Unterstützung vor, diesmal übermittelt von dem Bundesverband der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Sie betrifft allerdings die Leserinnen und Leser, die im Sudetenland geboren und aufgewachsen sind und nach Kriegsende von dort vertrieben wurden, wie der Titel der Magisterarbeit von Tereza Novak besagt: „Heimat – Forschung und Reflexion unter besonderer Be­rück­sichtigung der Sudentendeutschen“. Die Studentin der Ludwig-Maximilians-Universität in München möchte in dieser Arbeit den Begriff „Heimat“ näher beleuchten und entschied sich für Aussagen von Zeitzeugen durch einen von ihr aufgestellten Fragebogen. Mit dieser Form will sich die Studentin einen größeren Überblick verschaffen, als er durch Interviews und persönliche Gespräche ermöglicht wird. Der fünfseitige Fragebogen enthält 17 Frageklomplexe, für die mögliche Antworten bereits vorgegeben sind. Einige brauchen nur angekreuzt zu werden, zu anderen muss man eine zusätzliche Erklärung oder Stellungnahme abgeben. Die Fragebögen müssen allerdings schnell angefordert werden, da Tereza Novak, die für jede Zuschrift dankbar wäre, sie schon bald auswerten will. (Tereza Novak, Rubensstraße 23 in 85521 Ottobrunn, E-Mail: rezchen@web.de) Da kann man noch so sorgfältig Korrektur lesen, ab und zu rutscht doch ein Fehler durch, wie dieser, den wahrscheinlich nur die Lateiner unter unseren Leserinnen und Leser bemerkt haben: In dem Bericht über die Namensgebung für das Frische Haff in Folge 49/12 habe ich aus der lateinischen Bezeichnung „mare recens“ ein „mare regens“ gemacht. Herr Manfred Musculus aus Kiel, dem wir den – für dieses uns lange beschäftigende Thema so wertvollen – Beitrag verdanken, war natürlich nicht gerade begeistert, als er diesen Fehler entdeck­te. Denn „mare regens“ würde für „leitend, beherrschend“ stehen, „mare recens“ hat aber die Grundbedeutungen „neu, frisch, jung“, was auf das Frische Haff bezogen „Frisches Meer“ bedeutet. Da Herr Mus­culus Latein studiert hat, war ihm diese Falschauslegung doch recht unangenehm. Ich danke ihm für seine so schonungsvoll vorgebrachte Korrektur.

Vor einiger Zeit haben wir Originalfotos von Bischofsburg vergeben, die mir von einer Leserin überlassen wurden. Heute meldet sich nun ein Bischofsburger, der ein besonderes Anliegen hat. Der 1936 geborene Bruno Gehrmann, dessen Vater die Bahnhofsgaststätte betrieb, war schon oft in seiner Heimat und hat in manchen alten Kirchenbüchern Informationen über seine Vorfahren finden können. Was ihn nun zu einem Schreiben an die Ostpreußische Familie veranlasst, ist die Suche nach der früheren Lokalzeitung der Stadt, der „Bischofsburger Zeitung“, die von dem Verleger Harich herausgegeben wurde. Wer kann Herrn Gehrmann Hinweise geben, in welchen Archiven oder Sammlungen noch Exemplare der Zeitung zu finden sind? Vielleicht befindet sich ja noch eine Ausgabe – gleich welchen Datums – im Privatbesitz? Auch an einzelnen Seiten einer Originalausgabe ist Herr Gehrmann interessiert. (Bruno Gehrmann, Amselweg 20 in 50171 Kerpen, Telefon 002237/3791.)

Eure Ruth Geede


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