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05.01.13 / Gut gerumpelt, Taube / Die Tropfenwagen von Edmund Rumpler waren ihrer Zeit um Längen voraus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-13 vom 05. Januar 2013

Gut gerumpelt, Taube
Die Tropfenwagen von Edmund Rumpler waren ihrer Zeit um Längen voraus

Fährt man in Potsdam zum Babelsberger Filmgelände, sieht man als erstes die riesige Metropolishalle. Die gab es zu Ufa-Zeiten noch nicht, aber dennoch haben auf diesem Gelände die großen Stars gewirkt: der Rühmann, die Dietrich, Heinrich George, Marika Rökk, Hans Albers. Hier entstand Fritz Langs Film „Metropolis“, das Vorbild und der Vorläufer vieler Science-Fiction-Filme. Kaum jemand, der „Metropolis“ nicht kennt, zu Recht, denn dieses filmische Meisterwerk ist einzigartig.

Doch hat irgendjemand einmal genau hingesehen, woraus der Sockel des Scheiterhaufens be­steht, auf dem im Stummfilm die Verräterin Maria verbrennen soll? Da türmen sich Möbel und Türen und mittendrin zwei futuristische Automobile. Was bei Fritz Lang den Flammen preisgegeben wurde, ist der klägliche Rest der in den Rumpler-Werken hergestellten Tropfenwagen. Regisseur Lang kaufte der Pleite-Firma die restlichen Fahrzeuge ab, um sie für seinen weltberühmten Film zu verwenden.

Wenn sie geahnt hätten, was sie da verbrennen, wäre die Handlung des Filmes vielleicht anders verlaufen. Aber wie so oft kommen Erfindungen manchmal einfach zu früh für die Welt. Das fing nicht erst bei Philipp Reis und seinen Telefonversuchen an, die man auch geflissentlich in der Erfinderwelt übersah, und hörte bei Rumplers sensationeller Neuerung im Autobau noch lange nicht auf. Oft ist die Menschheit auf beiden Augen blind.

Heutzutage scheint man sich der Scheuklappen entledigt zu haben und wird nicht müde, den Wagen, der erstmals 1921 auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin präsentiert wurde, hoch zu loben. Als schnittigen Vorreiter und Grundlage für den modernen Rennsport wird er bezeichnet, seine aerodynamischen Eigenschaften wurden gelobt. Der Flugzeugkonstrukteur Edmund Rumpler baute bis 1925 zirka 100 dieser futuristisch anmutenden Fahrzeuge, deren Form einem Tropfen nachempfunden war, daher der Name „Rumpler Tropfenwagen“. So gab es also schon 1921 aerodynamisch optimal konstruierte Automobile. Messungen im VW-Windkanal ergaben einen sensationellen Strömungswiderstands-Wert. Ganz neu war auch die Motoraufhängung vor der Hinterachse, mit der Rumpler sein Gefährt ausstattete. Etwas, das bis heute in allen Rennwagen existent ist. Der moderne Rennsport um Schumacher und Co. wäre ohne Rumplers Ideen kaum denkbar.

Rumpler, der am 4. Januar 1872 in Wien geboren wurde, studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule Wien. Unter seiner Mitwirkung entstand dort in der „Nesseldorfer Wagenfabrik“ das erste Automobil des österreichischen Kaiserreiches. Doch sein Interesse galt dem Flugzeugbau. In der Luft lag nach seiner Ansicht die Zukunft. 1906 gründete er in Berlin-Lichtenberg die „E. Rumpler Luftfahrzeugbau GmbH“, die 1912 zum Flugplatz Berlin-Johannisthal umsiedelte. Rumpler erwarb die Rechte an der „Etrich-Taube“, einem Motorflugzeug, aus dem zunächst die „Etrich-Rumpler-Taube“, dann die „Rumpler-Taube“ wurde. Es wurde zum Schulflugzeug der deutschen Fliegertruppen.

„Ich glaube, ich glaube, da oben fliegt ’ne Taube“, sangen die Berliner vor dem Ersten Weltkrieg. Gemeint war das Motorflugzeug von Rumpler. Nach dem Krieg verboten die Siegermächte den Motorflugzeugbau. Edwin Rumpler nutzte seine Kenntnisse der Aerodynamik nun für die Konstruktion von Automobilen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte.

Edmund Rumplers meisterhafte Idee, ein solches Auto zu kreieren, sollte auch viele Jahre nach seinem Tod nicht unbeachtet bleiben. Der Erfinder stiftete eines seiner Autos dem Deutschen Museum in München, wo man es noch heute besichtigen kann. Der am 7. September 1940 gestorbene Rumpler fand seine letzte Ruhe auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf bei Potsdam unweit vom Babelsberger Filmgelände. Silvia Friedrich


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