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12.01.13 / Mit Louis-Ferdinand Schwarz in die Heimat / Außer dem Königsberger Gebiet wurde auch der litauische Teil der Kurischen Nehrung besucht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-13 vom 12. Januar 2013

Mit Louis-Ferdinand Schwarz in die Heimat
Außer dem Königsberger Gebiet wurde auch der litauische Teil der Kurischen Nehrung besucht

Unter Leitung des ehemaligen Dissener Bürgermeisters Louis-Ferdinand Schwarz besuchte eine 30-köpfige Reisegruppe das Königsberger Gebiet. Bereits vor der Öffnung des Landes im Jahre 1991 hatte der von einem Hof in Medenau, Kreis Fischhausen stammende Schwarz das Land bereist. Er verfügt über eine Vielzahl von Kontakten mit russischen Amtsträgern und Einwohnern des Landes. So gehörten zahlreiche Begegnungen mit den heute in Ostpreußen lebenden Menschen aus den vielen Völkerschaften der ehemaligen Sowjetunion zu den Höhepunkten dieser Reise.

An dem Immanuel-Kant-Denkmal vor der Universität Königsberg referierte der russische Professor Iwan Koptzew die überragende Bedeutung der Universität für das deutsche und europäische Geistesleben. Die wichtigste Botschaft der Besuche auf den Soldatenfriedhöfen und bei den Begegnungen mit den heute in der dritten Generation in Ostpreußen lebenden Menschen ist: Nie wieder Krieg zwischen den beiden Völkern! Still wurde es auf der Fahrt mit dem Schiff über das Frische Haff von Königsberg nach Pillau [Baltijsk]. Eine Reiseteilnehmerin wurde als fünfjähriges Kind im Januar 1945 nach der Trennung von den Eltern von ihrem ebenfalls flüchtenden, damals 13-jährigen Vetter nachts im Schlitten bei eisiger Kälte über das zugefrorene Frische Haff gezogen. Das Ziel der Kinder war das gleiche wie das von Hunderttausenden Ostpreußen: ein rettendes Schiff nach Westen zu erreichen.

In Medenau [Logvino] wurden nach einigem Suchen in einem Gebüsch die Reste der Pfarrkirche entdeckt, in der die Eltern von Schwarz 1936 getraut worden sind. Mit einem spontan angestimmten deutschen Kirchenlied wurde der Menschen gedacht, die dort gebetet haben, getauft, konfirmiert und begraben wurden. In die Fürbitten wurden die heutigen Bewohner des Landes eingeschlossen.

Die Gruppe besuchte die mit deutscher Hilfe restaurierte Salzburgerkirche in Gumbinnen [Gusev]. Sie sah Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint und Störche auf den Kaminen der Häuser auf ihren Nestern sitzen. Das in der Literatur besungene Rauschen der Wälder ist noch zu hören, die Ostseeküste ist abseits der größeren Orte ein großes Erlebnis für den Naturliebhaber. Bei den Kontakten mit den Einheimischen wurde immer wieder die angespannte wirtschaftliche und soziale Situation zum Gesprächsthema. Vieles erwartet man in der Zusammenarbeit mit Deutschland und der Europäischen Union, vielfach sind die Erwartungen überspannt und können nicht erfüllt werden.

In Königsberg besuchte die Gruppe den wieder aufgebauten Dom, dessen Hauptschiff nicht als Gotteshaus, sondern als Konzertsaal genutzt wird. In den Räumlichkeiten des Turmes wird beeindruckend an die städtische und preußische Geschichte Königsbergs erinnert. Welche Verbindung die Russisch-Orthodoxe Kirche und die Staatsmacht in der Putin-Ära eingegangen sind, verdeutlicht die in großer äußerer Pracht erbaute Erlöserkathedrale, die eine der größten Russlands ist und 5000 Gläubigen Platz bietet. Die kleinen katholischen und evangelischen Gemeinden können sich in bescheidenem Maße entfalten und behaupten. Die Gruppe besuchte die mit deutscher Hilfe errichtete evangelische Kirche. Die Gruppe bedrückten die Sorgen der Gemeinde, die Baulast der in guter Absicht mit deutscher Hilfe erbauten neuen Kirche nicht auf Dauer stemmen zu können. Mitnutzer und Mieter kirchlicher Räumlichkeiten des Gemeindezentrums wurden gesucht und teilweise bereits gefunden.

Im Kinderdorf Salem wurde die Gruppe von dem Geschäftsführer der Salem-Kinderdörfer Gerhard Lipfert sowie der Leiterin Anna Klein und ihrem Mann Sergej begrüßt. In diesem Kinderdorf wird eine exemplarische Arbeit mit emotional und sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen geleistet. Das Kinderdorf ist mittlerweile zu einer Begegnungsstätte für Jugendliche aus Ländern Europas in den Sommermonaten geworden.

Anrührend war der eine Nachmittag in der Deutschen Schule in Trakehnen, in dessen Verlauf die Kinder mit von den Müttern und Lehrerinnen selbst geschneiderten Trachten deutsche Tänze und Lieder vortrugen.

Welch reichen Beitrag Ostpreußen für die Kultur geleistet hat, wurde der Gruppe bei dem Besuch der Kurischen Nehrung bewusst. Die russischen Grenzkontrollen dauern dort wie an der Grenze zu Polen nicht nachvollziehbar lang. Nidden [Nida] ist von den Litauern zu einem Musterdorf herausgeputzt. Die Erinnerungen an die Malerkolonie Nidden und an Thomas Mann werden gepflegt. Das vorzüglich geführte Thomas-Mann-Haus in Nidden ist zu einer imponierenden kulturellen Begegnungs- und Erinnerungsstätte geworden. Ein besonderes Erlebnis war der Besuch der Vogelwarte Fringilla. Während ihrer Reise hat die Gruppe viele Rußlanddeutsche getroffen, denen Ostpreußen zur neuen Heimat geworden ist. Die besondere Erkenntnis der Reise mit Schwarz war, dass durch die zwischenmenschlichen Kontakte zu den Bewohnern des Königsberger Gebietes ein Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und zum Frieden in Europa geleistet wird.

Hans-Werner Fröhlich

Für den Sommer dieses Jahres plant Louis-Ferdinand Schwarz eine weitere Ostpreußenreise. Im Reisebus sind für jeden Mitreisenden mindestens zwei Sitzplätze vorgesehen. Abfahrt ist am Sonnabend, 3. August, 23 Uhr vom Hauptbahnhof Berlin. Die Rück-kehr in Berlin ist für den Sonntag, 11. August, gegen 18 Uhr vorgesehen. Die Reisegruppe wird während der ganzen Zeit in Rauschen in einem zentral gelegenen Hotel wohnen. Von dort aus wird die Gruppe dann täglich Fahrten mit dem Reisebus unternehmen. Anmeldungen sind bis zum 15. Januar möglich bei Louis-Ferdinand Schwarz, Südstraße 6a, 49201 Dissen, Telefon (05421) 1352.


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