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12.01.13 / Heimkehr nach Hinterpommern / Bei Lydia und Horst Zander auf dem Lindenhof

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-13 vom 12. Januar 2013

Heimkehr nach Hinterpommern
Bei Lydia und Horst Zander auf dem Lindenhof

Wer hat als Vertriebener nicht von einer Heimkehr geträumt und sich ausgemalt, wie sie erfolgen könnte? Für einen, der jahrzehntelang das Ostpreußenblatt maßgeblich mitgestaltet hat, ist dieser Traum wahr geworden, als er schon gar nicht mehr daran glauben wollte. Unser ehemaliger Redakteur Horst Zander ist in seine Heimat Hinterpommern zurückgekehrt und lebt seit einem Jahr auf dem elterlichen Hof seiner Frau in Schimmerwitz Wald im pommerschen Kreis Lauenburg. „66 Jahre lang konnte ich nicht ahnen, dass ich der Stadt meiner Kindheit noch einmal so nahe sein würde“, schreibt Horst Zander, für den es auch nach über einem Jahr immer noch ein Wunder ist, dass er nur 120 Kilometer von seiner Geburtsstadt Köslin entfernt lebt und seine Wurzeln wieder fest in heimatlicher Erde stecken. Diesmal für immer!

Dabei hatte Horst Zander gedacht, dass Marxen in der Nordheide, wo er 40 Jahre lang – die Hälfte eines Lebens – gelebt hat, auch sein letzter Wohnsitz sein würde. Und dann kam plötzlich alles ganz anders: Seine Frau Lydia erbte nach dem frühen Tod ihres jüngsten Bruders den elterlichen Hof in Schimmerwitz [Siemirowice]. Zwar war das Grundstück seit vier Jahren verwaist und der Bruder hatte auch vorher nicht so wirtschaften können, wie er wollte, aber Lydia Zander nahm das Erbe an. Am 1. Dezember 2011 teilte Horst Zander mit: „Um etwas Neues zu wagen, ist kein Mensch zu alt. Dieser Satz trifft auch auf mich zu, denn ich ziehe mit Lydia nach Schimmerwitz in Hinterpommern, in ein traumhaft schönes Fleckchen Erde, das meiner Frau ja von Geburt an vertraut ist. Künftig werde ich also den Schreibtisch mit der Arbeit in der freien Natur vertauschen …“ Und das mit über 80 Jahren! Ein Jahr ist nun vergangen. Es war kein leichtes für das ältere Ehepaar, das einen völligen Neuanfang gewagt hatte, aber er hat sich gelohnt, obgleich es erhebliche Querschläge gab. Im wahrsten Sinne des Wortes wie Horst Zander berichtet: „Von meiner Planung konnte ich in diesem Jahr nicht viel verwirklichen. Da das Grundstück jahrelang nicht bewirtschaftet worden war, wartete viel Arbeit auf uns. Jedoch war ich Lydia bei den körperlichen Tätigkeiten nur für kurze Zeit eine Hilfe. Denn Mitte Juni erlitt ich an unserer Kreissäge einen schweren Unfall. Ein vom Sägeblatt zurück geschleudertes Stück Holz zerschmetterte mir die rechte Hand und riss dabei den Mittelfinger ab. Ein brillanter Orthopäde im polnischen Krankenhaus in Lauenburg flickte den Finger Knöchelchen für Knöchelchen zusammen und nähte ihn wieder an – in der vagen Hoffnung, dass er anwachse. Er ist angewachsen!“ Aber noch hat sich die Hand nicht erholt, die Schwellungen nehmen nur langsam ab.

Diese „Invalidität“ macht Horst Zander ungeduldig, zumal seine Frau am rastlosen Wirken ist. Heimgekehrt – dieses Wort wurde für sie zur Kraftquelle. Aus dem nicht mehr so verwilderten Garten konnten Gemüse und Kräuter geerntet werden. Die Apfelbäume spendeten reichen Segen, sie bogen sich unter ihrer Last. Vor dem Haus hatten sich im vergangenen Sommer die Dahlien zu voller Pracht entwickelt. Sie wurden zum Schmuck für das alte, kleine, deutsche Wohnhaus und ein wunderschöner Anblick nicht nur für seine Bewohner, sondern auch für ihre Gäste. Denn schon im Frühjahr hatten die Eheleute ihre ersten Besucher aus der Bundesrepublik begrüßen und bewirten können. Aus ihrem ehemaligen Wohnort Marxen kamen drei befreundete Ehepaare mit Wohnmobilen, alle hatten Platz auf dem Hof, auch ein westpreußischer Landsmann – ebenfalls aus der Nordheide – mit zwei erwachsenen Kindern, die begeistert auf dem Heuboden schliefen. Und auch die ersten Kösliner waren schon auf dem „Lindenhof“, wie Lydia und Horst Zander nun ihr Domizil nennen, das mit fünf alten und einigen jungen Linden bestanden ist. Wie sich urbanes Leben in kurzer Zeit auf einem fast verödeten Grundstück wieder entwickeln kann, beweist die Vogelwelt. Wo sich vor über einem Jahr kaum Vögel zeigten, tummeln sich heute Buntspechte, Eichelhäher und Elstern, Drosseln und Rotkehlchen, auch die Schwalben sind zurückgekehrt. Blau- und Kohlmeisen fühlen sich besonders wohl, weil Frau Lydia sie im vergangenen strengen Winter gut versorgt hat. Rehe streifen über das nicht eingezäunte Grundstück und ruhen nur wenige Meter vom Haus entfernt. Eichhörnchen helfen mit, Hasel- und Walnüsse zu „ernten“. Von den ersteren ließen sie für die Besitzer keine übrig, aber immerhin konnten viele Walnüsse gerettet werden. „Diese Schilderungen sollen einen kleinen Einblick vermitteln in das Leben auf dem Lindenhof in unserem geliebten Pommern“, schreibt Horst Zander. „Aber so idyllisch das auch klingen mag, es wird noch Jahre dauern, bis alles drinnen und draußen wieder hergerichtet ist. Wir hoffen, das zu schaffen!“ Wir hoffen mit ihm und wünschen unserm alten liebenswerten Kollegen und seiner Frau für das neue Jahr viel Glück und Gesundheit – und vor allem eine heile Hand!

Auch für die Arbeit am Computer. Denn so ganz vertauscht gegen Spaten und Säge hat unser alter Freund Horst ihn doch nicht! Wir wollen ja auch noch mehr hören vom Lindenhof. (Lydia und Horst Zander, Pieski 40, PL-84-313 Siemirowice/Pomorze, Telefon 0049/160/97924 837.) R.G.


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