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12.01.13 / In der Hand des Entführers / Mutter verheimlicht der Polizei Details, um ihren Sohn wiederzubekommen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-13 vom 12. Januar 2013

In der Hand des Entführers
Mutter verheimlicht der Polizei Details, um ihren Sohn wiederzubekommen

Psychothriller wie dieser bedürfen starker Nerven, vor allem, wenn man selbst Kinder hat: Als der kleine Johann nicht um 19 Uhr wie verabredet zum Abendessen erscheint, denken seine Eltern Marie und Robert zuerst, er habe beim Spielen die Zeit vergessen. Doch nachdem klar ist, dass Johann nicht mehr bei seinem Freund ist und sein Fahrrad verlassen am Wegesrand liegt, rufen die Eltern die Polizei.

Eindringlich schildert der Krimiautor Wolfgang Brenner in „Aber Mutter weinet sehr“, wie die Eltern anfangs gemeinsam hoffen, dass sich alles schnell aufklärt, und dann jedoch Stück für Stück andere Wege gehen. Während Vater Robert der Polizei vertraut, hält Mutter Marie die Information zurück, dass sich der Entführer mit ihr in Verbindung gesetzt hat. Sie glaubt, dass es der Polizei mehr um einen schnellen Ermittlungserfolg geht als darum, Johann lebend zu finden. Marie lässt sich auf die Psychospielchen des Entführers ein und trifft sich mit ihm, aber dieser macht nur Versprechungen, die er nicht hält. Doch dann verfolgen Robert und die Polizei Marie und der Entführer schreckt zurück und meldet sich nicht mehr.

Was dann folgt, ist die langsame Erkenntnis der Eltern, dass sie ihren Sohn nicht mehr wiedersehen. Brenner schildert, wie die Ehe der Eltern, die zuvor schon nicht optimal lief, auseinanderbricht und jeder der beiden seinen eigenem Weg sucht, um mit dem Schick-salsschlag fertig zu werden. Nur langsam finden beide wieder in den Alltag, der jedoch vor allem aus der Abfolge von Routinehandlungen besteht. Den einzigen Luxus, den sich Marie gönnt, ist das Joggen. Und auf einer ihrer Touren ist sie überzeugt, Johanns Entführer zu begegnen. Fortan späht sie diesen Mann aus, und dann sieht sie aus der Ferne, wie ein Junge, der aussieht wie Johann, an der Hand einer Frau ins Haus des Entführers geht.

Ohne Zweifel gelingt es dem Autor, den Leser mit einer durchgehenden Spannung zu fesseln. Die emotionale Achterbahn, die Marie, aber auch ihr Mann durchmachen, stellt er authentisch dar. Auch fiebert der Leser mit den Eltern mit, dass Johann noch am Leben ist. Es gibt immer wieder Hinweise, die dafür sprechen. „Aber Mutter weinet sehr“ ist ein durchaus empfehlenswerter Psychothriller. Rebecca Bellano

Wolfgang Brenner: „Aber Mutter weinet sehr“, Knaus, München 2012, kartoniert, 285 Seiten, 16,99 Euro


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