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19.01.13 / Modernisierung dank WM / Königsberg investiert in öffentlichen Nahverkehr − Erste neue Straßenbahn in Betrieb genommen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-13 vom 19. Januar 2013

Modernisierung dank WM
Königsberg investiert in öffentlichen Nahverkehr − Erste neue Straßenbahn in Betrieb genommen

Pünktlich zum Jahresbeginn wurde in Königsberg eine neue Straßenbahn in Dienst genommen. Zwar wurden in den vergangenen Jahren in Königsberg fast alle Straßenbahnlinien stillgelegt, doch in Vorbereitung auf die in der Pregelmetropole auszutragenden Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 gibt es ehrgeizige Pläne der Gebietsregierung zur Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrssystems.

Seit einigen Jahren werden in Königsberg Straßenbahnlinien eingestellt und Schienen entfernt. Die Bevölkerung hat sich immer wieder für den Erhalt der Straßenbahnlinien als Teil des historischen Antlitzes der Stadt eingesetzt. Diese Bemühungen hatten bislang wenig Erfolg. Das Straßenbahnnetz war schon beinahe vollständig aus der Stadt verschwunden.

Als bekannt wurde, dass Königsberg zu den elf Städten gehört, in denen Spiele der Fußballweltmeisterschaft 2018 ausgetragen werden, wurde den Bürgern ein Ausstellungsstück einer neuen Straßenbahn vorgestellt, die nun als Nummer 5 auf den Königsberger Straßen in Betrieb genommen wurde. Es handelt sich um das Modell der polnischen Firma „Pesa“ (Schienenfahrzeuge Bromberg AG, 1851 als Reparaturbetrieb der Preußischen Ostbahn gegründet). Mit der Firma wurde ein Vertrag über die Lieferung dieser neuen Straßenbahngeneration abgeschlossen. Die Wagen haben einen niedrigen Einstieg, so dass die Benutzung auch für Ältere und Invaliden bequem ist. Sie sind mit Klimaanlagen und nach neuestem technischen Standard ausgestattet. Ein Straßenbahnwaggon kann bis zu 200 Personen befördern, allerdings gibt es nur etwa 30 Sitzplätze. Theoretisch könnte solch ein Zug mit 70 Stundenkilometern fahren, aber bei dem Zustand des Königsberger Schienennetzes wird es wohl wie bisher bei 20 Stundenkilometern bleiben. Ohnehin musste die polnische Straßenbahn erst an die Königsberger Schienen angepasst werden.

Ein Pesa-Wagen kostet 1,45 Millionen Euro. Der Kauf wird zu gleichen Teilen aus dem städtischen und dem Staatshaushalt finanziert. Laut Bürgermeister Jaroschuk hat die Stadt bei den Polen einen günstigen Preis herausschlagen können, denn im Durchschnitt kostet eine Straßenbahn in Europa 1,7 Millionen Euro. Pesa hat der Stadt einen dreigeteilten Waggon für 1,45 Millionen Euro angeboten. Um die Bevölkerung auf die Modernisierung des Stadtverkehrs vorzubereiten, wurden die neuen Verkehrsmittel zunächst auf dem Hansaplatz ausgestellt. Neben dem Modell der neuen Straßenbahn waren ein polnischer Bus „Autosun“ sowie der weißrussische Trolleybus „AKSM“ aufgestellt. Von den vorgestellten Transportmitteln ist war der weißrussische Oberleitungs-Bus auf Königsbergs Straßen bereits im Einsatz. Um die neue Straßenbahn gab es einen regelrechten Rummel. Mit unverhohlener Neugier studierten Erwachsene und Kindern alle Details des Interieurs wie die LCD-Anzeigetafel und die Ausstattung.

Auch Politiker waren zur Stelle. Gouverneur Nikolaj Zukanow und Alexander Jaroschuk nahmen gemeinsam mit Bürgern im Waggon Platz und zeigten sich zufrieden.

Wenn die neue Straßenbahn sich bewährt, sollen weitere Wagen dazugekauft werden. Zukanow stellte in Aussicht, dass bis 2018 alle Busse, Trolley-Busse und Straßenbahnen der Gebietshauptstadt durch moderne ersetzt sein werden. Er fügte hinzu: „Eine normale europäische Stadt sollte auch eine normale Straßenbahn haben!“ Alexander Jaroschuk bemerkte, dass das Durchschnittsalter der Verkehrsmittel des städtischen Fuhrparks 30 Jahre überschritten hat, die Nutzungsdauer damit bei weitem überschritten sei. Am dringendsten müssten die 16 Straßenbahnen ausgetauscht werden, da ihre Nutzung den technischen Anforderungen nicht mehr entsprechen. Dazu sollen noch zehn Trolley-Busse aus weißrussischer Produktion gekauft werden. Sollte es zu dem geplanten Geschäft mit Pesa kommen, hat die polnische Firma aus Bydgoszcz den Bau einer Waggonfabrik im Königsberger Gebiet in Aussicht gestellt.

Ob es zum Kauf neuer Busse kommt, ist noch ungewiss. Da die meisten Routen von privaten Busunternehmern versorgt werden, ist es unwahrscheinlich, dass diese ein Interesse am Kauf teurer neuer Fahrzeuge haben. Die Modernisierung des Busverkehrs ist für 2014 bis 2015 vorgesehen, wenn ein neues Liniennetz in Kraft tritt. Dann dürfen Busunternehmen nur noch Busse verwenden, die nicht älter als drei Jahre sind. Jurij Tschernyschew


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