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19.01.13 / Initiativgruppe kämpft für Königsberg / Duma-Abgeordnete sollen über eine Umbenennung entscheiden − Politiker lehnen aus ideologischen Gründen ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-13 vom 19. Januar 2013

Initiativgruppe kämpft für Königsberg
Duma-Abgeordnete sollen über eine Umbenennung entscheiden − Politiker lehnen aus ideologischen Gründen ab

In Russland wird Weihnachten traditionell erst zwei Wochen später als im Westen gefeiert, nämlich nach dem julianischen Kalender am 7. Januar. Vertreter einer Initiativgruppe zur Rück-bennung Kaliningrads in Königsberg hatten den ersten Weih-nachtstag nach deutscher Tradition gewählt, um eine Eingabe an die regionale Duma einzureichen. In wenigen Tagen war es der Gruppe gelungen, über 500 Unterschriften für eine Rückbenennung der Stadt zu sammeln. Nun sind die Abgeordneten der Gebietsduma aufgefordert, eine Stellungnahme abzugeben.

Die Idee, Kaliningrad seinen historischen Namen Königsberg wiederzugeben, ist nicht neu. Schon Anfang der 90er Jahre gab es diesbezügliche Forderungen, aber aus ideologischen Gründen hatte die Regierung eine Rückbenennung stets abgelehnt. Selbst während der Periode der Bekämpfung des Kommunismus war den Regierenden ein Name zu Ehren eines stalinistischen Täters immer noch lieber als der deutsche Name. Unter solchen Bedingungen galt allein der Gedanke an eine Rückbenennung als erster Schritt zur Abtrennung des Königsberger Gebiets von Russland.

Dennoch hat sich das Bewusstsein der Menschen allmählich verändert. Heute sind es gerade russische Nationalisten und Patrioten, die sich für die Wiedereinführung des historischen Namens einsetzen. Einer von ihnen, Vitkor Matwejew, sagte: „Die Idee, der Stadt ihren historischen Namen wiederzugeben, wird schon seit Langem in national-patriotischen Kreisen diskutiert. Seit Ende 2011 hat sich eine strukturelle Formierung der nationalen Bewegung gebildet. Dieser Prozess ist jetzt beendet und wir können uns mit der Realisierung unserer Projekt beschäftigen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Rückbenennung der Stadt.“

Weshalb ist die Frage für die nationalpatriotische Bewegung so wichtig? Laut Umfragen halten 25 Prozent der jungen Menschen im Gebiet eine Abtrennung der Exklave von Russland für möglich. Aus Sicht der Machthabenden eine beunruhigende Zahl.

Eine solche Ansicht hat verschiedene Ursachen. Zum einen ist im Königsberger Gebiet der Zusammenbruch des Sozialsystems in Russland deutlich sichtbar, besonders durch den Vergleich zu den westeuropäischen Nachbarländern. Dazu kommt die von Unfähigkeit geprägte Moskauer Politik bezüglich der Königsberger Exklave. Desweiteren gibt es das Empfinden, dass dieses Land ein fremdes ist. Dieses Verhältnis zur Exklave rührt aus dem Bewusstsein, dass es sich um eine genommene Trophäe handelt. Damit solche imperialen Denkweisen überwunden werden, wollen die Nationalpatrioten das historische Erbe wieder in Erinnerung bringen.

Grundlagen hierfür gebe es genügend. Denn Ostpreußen war im Siebenjährigen Krieg schon einmal von russischen Truppen besetzt gewesen und damals sei niemand auf die Idee gekommen, Städtenamen zu ändern. Darüber hinaus gebe es ja in Russland einige große Städte mit deutschen Namen: St. Petersburg, Jekaterinburg und Orenburg zum Beispiel. Daran störe sich niemand. Deshalb sei es auch kein Schritt zur Ablösung, wenn auf russischen Karten der Name Königsberg auftauche, sondern eher ein Blick in die Tiefe der russischen Geschichte. „Überhaupt: Wenn wir eine Brücke zwischen Russland und Europa sein wollen, müssen wir uns Europa entgegenstellen im Bewusstsein und im Verhalten“, so Matwejew.

Die nationalpatriotische Bewegung hat ihre Forderung an die Duma weitergeleitet, weil sie damit eine Entscheidung über eine Umbenennung der Stadt herbeiführen will, die den Gesetzen entspricht. Docb leider hat bisher weder die Gebietsregierung noch die Regierungspartei die Initiative unterstützt. Damit isolieren sich die Politiker einmal mehr vom Bürgerwillen, denn die Städter selbst zeigen Verständnis für die Umbenennungs-Initiative.

Auch wenn die Initiative wohl keine Hilfe von den Abgeordneten erfahren wird, wollen die Aktivisten nicht aufgeben und auf gesetzlichem Wege für die Wiederkehr Königsbergs kämpfen. Eugen Schreiner


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