20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
26.01.13 / Der Zweck darf nicht die Mittel heiligen / CIA-Foltermethoden im Film »Zero Dark Thirty« schockieren US-Öffentlichkeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

Der Zweck darf nicht die Mittel heiligen
CIA-Foltermethoden im Film »Zero Dark Thirty« schockieren US-Öffentlichkeit

Hollywood ist mitten in der „Oscar“-Saison. Am 24. Februar vergibt die amerikanische Film-Akademie die begehrten Trophäen. Der „Oscar“ bringt Karrieren voran und so viel Geld für die Filmstudios, dass sie Millionen in Werbung investieren. Umso größer war daher der Schock, als einer der Top-Kandidaten plötzlich negative Schlagzeilen machte und eine erhitzte Debatte im ganzen Land auslöste. Thema: die umstrittenen Folter-Praktiken der CIA inklusive Waterboarding bei Verhören von möglichen Terroristen.

Der Film „Zero Dark Thirty“ der Regisseurin Kathryn Bigelow, die vor zwei Jahren schon einmal einen „Oscar“ für ihren Irak-Film „The Hurt Locker“ gewonnen hatte, war schon früh als Meisterwerk gelobt worden. Benannt nach dem Titel der realen militärischen Geheim-Operation schildert er die achtjährige Suche nach Osama Bin Laden bis hin zu seiner Entdeck-ung im pakistanischen Abottabad und der dramatischen Operation des Elite-Navy-Seal-Teams, das ihn tötete. Der Film folgt exakten Recherchen mit weitgehender Hilfe der CIA und ihres stellvertretenden Direktors Michael Morell, der Drehbuch-Autor Mark Boal eng beraten hatte. Der Film enthält aber einige so brutale Folter-Szenen inklusive Waterboarding, dass unter anderem der Filmkritiker der „L.A. Times“ die Pressevorführung entsetzt mit dem Gedanken verließ, dass niemals ein Amerikaner an derartigen Grausamkeiten teilnehmen dürfe. Doch führten, so der Film, diese Verhöre zu dem entscheidenden Tipp: dem Namen des Kuriers Abu Ahmed Al-Kuwaiti, der der Verbindungsmann zwischen Bin Laden in seinem Geheim-Versteck und der Spitze von Al-Kaida war. Und obwohl der liberalen Bigelow nichts fernerlag, als Folter zu beschönigen, so fanden kritische Stimmen, dass genau dieser Eindruck beim Publikum entsteht. Aber ist Folter berechtigt, wenn es um die Sicherheit des Landes geht? Hätte man ohne sie Osama nie gefunden?

Die kalifornische Senatorin Dianne Feinstein, Vorsitzende des Sicherheits-Komittees im US-Senat, schrieb mit ihren Kollegen Carl Levin und John McCain einen empörten Brief an Morell. Hintergrund: Die Demokraten im Komittee haben soeben einen 6000-Seiten langen, noch geheimen Bericht fertiggestellt, der die „Enhanced Interrogation Tactics“, die verschärften Verhör-Methoden der CIA, untersucht hat und zu dem Ergebnis gekommen ist, dass diese „nicht entscheidend für Ergebnisse sind und für die Entdeckung Bin Ladens waren“. Die brutal behandelten Häftlinge würden entweder weiterhin schweigen oder Lügen auftischen, was der Film auch zeigt. Die Verhör-Methoden seien daher ungerechtfertigt und dürften nicht angewandt werden. Eine Auffassung, die – im Gegensatz zu den Republikanern – Präsident Barack

Obama teilt, unter dem es Foltermethoden wie Waterboarding offiziell nicht mehr gibt. CIA-Agenten hingegen sind vielfach anderer Meinung. „Es sind Mittel, derer man sich manchmal bedienen muss“, sagte einer ganz offen. Mit Samthandschuhen angefasst, würde niemand etwas gestehen. Das ist in der brutalen Welt der Spionage-Tätigkeiten sicher richtig. Der Unterschied besteht jedoch in harten Verhören und direkter Folter.

Nach 9/11 entwarf die Bush-Regierung zusammen mit der CIA das Programm der „verschärften Verhör-Taktiken“ für mögliche Al-Kaida-Terroristen, wobei unter anderem Khalid Shaikh Mohammed, dem jetzt der Prozess in Guantanamo gemacht wird, 183-mal der Foltermethode des Waterboarding unterzogen wurde. Stellvertretender CIA-Direktor war damals John Brennan, den Präsident Obama nun zum neuen CIA-Chef ernannt hat. Brennan hatte jedoch mit dem Programm, wie Kollegen von damals und heute bestätigen, kaum etwas zu tun. Er verließ die CIA 2005 und erklärte später in einem Brief: „Ich bin ein großer Gegner von vielem in der Bush-Regierung gewesen wie dem Irakkrieg und Waterboarding“ 2008 holte Präsident Obama ihn als Sicherheitsberater und Anti-Terror-Experten ins Weiße Haus. Seine Wahl wird weitgehend – vor allem in der CIA selber – begrüßt. Brennan, 57, spricht unter anderem perfekt Arabisch und hat 25 Jahre in der Agency gedient. Er ist auch Experte für den Jemen und den ganzen Mittleren Osten. Unter ihm dürfte die CIA erfolgreich arbeiten – auch ohne Waterboarding. Und dazu trägt mit Sicherheit Bigelows Film bei, denn er zeigt einer breiten Öffentlichkeit die volle Unmenschlichkeit solcher Methoden. Liselotte Millauer


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren