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26.01.13 / Leinen los für Santiano! / Die musikalischen Stimmungsmacher aus dem Norden über Kähne, Konzerte, Karneval

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

Leinen los für Santiano!
Die musikalischen Stimmungsmacher aus dem Norden über Kähne, Konzerte, Karneval

Im letzten Jahr war die Flensburger Folk-Gruppe Santiano der Chart-Stürmer schlechthin. Ihr Album „Bis ans Ende der Welt“ stand im März auf Platz 1 und verkaufte sich über 400000-Mal und wurde zweimal mit Platin ausgezeichnet. Die fünf Musiker brachten es mit ihrer Mischung aus humorig-rockiger Volksmusik sogar fertig, beim Open-Air-Konzert in Wacken die Hardrockfans zu begeistern. Nach einem stressigen Tourjahr – die nächste Tournee startet erst im April (Orte und Termine unter www.santiano.de) – hatten Björn Both (46), der Mann aus Yorkshire, Pete Sage (62), Hans Timm (Timsen) Hinrichsen (46) und Axel Stosberg (44) endlich Zeit zu einem launigen Gespräch mit Michael Buschow und Gilla Schmitz. Der fünfte Santiano, Andreas Fahnert (52), lag leider mit Grippe im Bett.

PAZ: Wie begann es damals mit der neuen Band Santiano?

Björn: Wir hatten uns alle mal in Flensburg „ganz zufällig“ getroffen und überlegt, wer spielt welches Instrument und wer kann was machen.

Axel:: Zum Einsingen im Studio sind wir noch jeder für sich selbst gegangen.

PAZ: Habt Ihr euch bereits vorher gekannt?

Björn: Kennen ist übertrieben, aber wir wussten schon so in etwa, wer wer ist und wer welche Projekte hat.

Axel:: Genau! Es hat sich einfach so ergeben und heute steht jedes Bandmitglied dort, wo es sich wohlfühlt und wo es sich sicher in seiner Rolle ist.

PAZ: Rolle?

Axel:: Ja klar, Santiano erzählt Phantasiegeschichten von Menschen, dem Meer, von Seefahrt und Sehnsüchten. Wir bieten eine Bühnen-Show und jeder von uns hat seine Rolle. Und dabei konnte uns mit Björn als Rampensau gar nichts Besseres passieren. Er hat ja auch die größte Sabbelstimme.

PAZ: Ist Björn der Skipper, also der Chef der Truppe. Gibt es überhaupt einen Chef?

Axel:: Nein, einen erklärten Chef gibt es bei uns nicht. Unser Schiff hat fünf Kapitäne und keine Matrosen.

Björn: So ist es. Wir verstehen uns wirklich gut, eine Schräglage hat es noch nie gegeben.

PAZ: Also, wofür steht Santiano denn? Freiheit, Meer, Seemannsgeschichten?

Björn: Santiano ist auf der Bühne eine von uns entwickelte Erlebniswelt, in die die Zuschauer und vor allem Hörer eintauchen können.

PAZ: Die Band gibt es nun seit rund einem Jahr und sie hat überraschend schnell sehr großen Erfolg. Santiano jagt bundesweit von einem Konzert zum anderen. Wird das nicht auf Dauer arbeitsmäßig ein bisschen zu viel?

Axel:: Wir werden von den Veranstaltern auf den Markt geworfen und spielen eben dort, wo wir hinmüssen. Wir verdienen ja unseren Lebensunterhalt mit der Musik.

Björn: Und es gibt auf der Deutschlandkarte immer noch ein paar weiße Flecken, wo wir noch nie waren. Kürzlich nach der MDR-Sendung unseres Konzertes bekamen wir auf Facebook über 40 Zuschriften von Menschen, denen unsere Musik gefiel, die uns aber noch nicht kannten.

Axel:: Weiße Flecken – richtig –, im Rheinland, zum Beispiel in Köln, hatten wir bisher noch kein Konzert.

PAZ: Stichwort Köln: Die ARD-Moderatorin Anna Planken hat kürzlich sinngemäß gesagt: „Santiano-Stücke sind gut als Karnevalshits 2013 denkbar“. Könnten eure Fans dann etwa auch auf eine Karnevals-CD warten?

Axel:: Um Gottes Willen nein – keine Karnevals-CD, aber wie gesagt, Köln und das Rheinland kennen wir noch nicht. Klar würden wir dort singen.

PAZ: Bei immer zunehmender Popularität und immer strafferer Terminplanung besteht da nicht irgendwann die Gefahr, dass die Tuchfühlung zu euren Fans verloren geht und dass Ihr euch abkapselt?

Björn: Das hat sich im Laufe der Zeit tatsächlich geändert. Früher haben wir schon mal ein paar Fans vor dem Konzert in die Halle gelassen. Das geht heute nicht mehr. Früher, da waren das nur fünf Leute, heute stehen da 50. Das is’ n büschen fett, wie wir im Norden sagen. Aber nach jedem Konzert machen wir immer eine Autogrammstunde, solange, bis da keiner mehr steht. Die Tuchfühlung mit den Fans ist uns nach wie vor wichtig.

PAZ: Stimmt es, dass zwei Mann von euch maritim vorbelastet sind?

Björn: Ja, väterlicherseits waren da einige Seeleute in der Familie – das färbt ab.

PAZ: Und von Pete weiß ich, dass er segeln, takeln und sogar spleißen kann.

Pete: Das stimmt allerdings.

PAZ: Und dass du, Pete, gerne am „Marzipan-Cup“ an Bord des Segel-Oldtimers „Norden“ nächsten Sommer in Travemünde teilnehmen würdest?

Pete: Martsi-Kahn? Da komm ich mit mein’ Martsi-Kahn.

PAZ: Nein Pete, gemeint ist der Lübecker Marzipan-Cup, der Segelwettbewerb.

Pete: Ich würde gerne alles mitsegeln, was zu segeln ist – wenn ich die Zeit hätte.

PAZ: Einer von euch ist ein richtiger „Plattschnacker“.

Timsen: Jo, dat bün ick.

PAZ: Ein Mann ohne viele Worte.

Timsen:

PAZ: Jetzt habt ihr ja auch wieder eine zarte Frauenstimme bei euch.

Björn: Ja, das ist die Sängerin Synje Norland, unser blonder Engel, zuständig für alles Gefühlvolle.

PAZ: Die andern drei Musiker, die man auf der Bühne mit euch sieht, sind dann quasi eure Bedarfsmusiker.

Axel:: Genau, wenn wir in großen Hallen mehr Power brauchen, nehmen wir die Jungens dazu. Die sind richtig gut.

PAZ: Was natürlich eure Fans interessiert: Wann kommt eure neue Scheibe heraus?

Axel:: Äh ...

PAZ: Großes Geheimnis?

Axel:: Ja, aber wir wissen es selbst noch nicht. Wahrscheinlich irgendwann im nächsten Jahr.

PAZ: Gleiches Genre oder etwas vollkommen Neues?

Axel:: Nein, nichts anderes oder ganz Neues. Es wird tunlichst keine Überraschungen, sondern eher Verbesserungen geben. Aber mit Sicherheit wird es wieder um Schiffe, Meer und Fernweh gehen.

PAZ: Ihr bringt aber zwischendurch immer mal wieder nagelneue Stücke im normalen Programm. Zum Beispiel zuletzt auf der Tournee ein Lied aus der Bretagne mit dem Titel „Auf nach St. Malo“ – das mir persönlich ungeheuer gut gefällt!

Björn: Ja klar, wir bleiben nicht stehen. Das Schiff Santiano – der Siebenundzwanzigmaster – segelt weiter um die Welt und so entstehen immer wieder neue Stücke. Auch im nächsten Jahr.

PAZ: Wir sind fast am Ende und da ihr jetzt viel Zeit zum Lesen habt, habe ich euch das Buch „Poller-Elly und Rattenpack – von ungewöhnlichen Menschen auf ungewöhnlichen Schiffen“ mitgebracht. Thematisch passt das ja auf euch Seebären.

Björn: Sind wir da auch drin? Wir sind ja ungewöhnliche Menschen auf dem ungewöhnlichen Santiano Schiff.

PAZ: Nein, aber wir sind jetzt fertig mit euch vieren.

Björn: Wir sind auch fertig mit euch zwei beiden.


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