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26.01.13 / 600 Exponate überzählig / SPSG sucht nach Bestandsaufnahme rechtmäßige Eigentümer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

600 Exponate überzählig
SPSG sucht nach Bestandsaufnahme rechtmäßige Eigentümer

Bei einer Bestandsaufnahme der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) sind 600 Exponate aufgetaucht, die dort eigentlich gar nicht hingehören. Das hat nun eine Suche nach den rechtmäßigen Eigentümern ausgelöst.

Samuel Wittwer, Direktor der Abteilung Schlösser und Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, erklärte das Auftauchen der 600 Kunstwerke, bei denen die Eigentumsfrage ungeklärt ist, mit der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone in den Jahren 1945/46. In dieser Zeit wurden auch viele Kunstschätze enteignet und landeten „zumeist ohne besondere Kennzeichnung“ in der Sammlung der Schlösser und Gärten. Nur selten seien die Stücke bei der Übergabe, wie es eigentlich geboten gewesen wäre, umfassend dokumentiert worden. Zu DDR-Zeiten seien – mit Ausnahme von Gemälden, Grafiken und Skulpturen – alle anderen Kunstwerke nicht in zentralen Inventarlisten erfasst worden. Diese Praxis der Nicht-Inventarisierung erscheint nur vor dem Hintergrund der mutmaßlich widerrechtlichen Enteignungen verständlich. Offenbar wollte man den in der Mitte Deutschlands entschädigungslos enteigneten Großgrundbesitzern keine konkreten Daten für ihre Rückforderungen an die Hand geben. Die Kunstschätze blieben auf diese Weise unauffindbar oder „verschollen“.

Die Frage, welche Stücke in die Häuser der SPSG gehören und welche nicht, sei „extrem kompliziert“, so Wittwer. Die Herkunftsforschung laufe erst seit dem Jahr 2004. „Noch mühseliger ist die Suche nach dem wahren Eigentümer“, so der Direktor. Wenn sich frühere Eigentümer beim Landesvermögensamt gemeldet hätten, dann erfolge eine Identifikation der geraubten Kunstschätze und genaue Prüfung der Ansprüche. Sei die Herkunft zweifelsfrei erwiesen, würden die Kunstwerke zurückerstattet. Dieses sei bei einer Reihe von Gemälden, Metallkunstwerken und Keramiken bereits geschehen.

„Was uns nicht gehört, wird zurückgegeben“, betonte Wittwer, der damit eine direkte Aufforderung an alle Eigentümer oder Erben von Kunstschätzen ausspricht, die noch Ansprüche aus den Jahren 1945 bis 1949 anmelden könnten. Wo beispielsweise noch Familienfotos existieren, die eines der vermissten Kunstwerke zeigen, könnte sich ein Antrag auf Restitution lohnen.

In zwei Fällen sei die Rückerstattung aber noch nicht erfolgt, gestand der Stiftungsdirektor ein, weil hier große öffentliche Interessen im Spiel seien. Ein 1994 in Kraft getretenes Bundesgesetz sieht ein 20-jähriges Nießbrauchrecht vor, weshalb derartige Exponate erst 2014 zurückgegeben werden müssen. Um welche Stücke es sich hierbei konkret handelt, wollte Wittwer allerdings nicht sagen.

Auf der anderen Seite sieht sich die Stiftung durch die Suche nach rund 4000 Exponaten, davon allein 3000 Gemälden, herausgefordert, die seit dem letzten Krieg im Bestand vermisst werden. Die Suche danach gestaltet sich wie die nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Teilweise wurden die Kunstwerke in Bergwerken oder anderen als sicher geltenden Orten eingelagert und gerieten in Vergessenheit, teilweise wurden Kunstschätze auch einfach entwendet oder als Kriegsbeute in ausländische Museen verschleppt. Glücklich zeigte sich die Stiftung daher, als ihr im Jahr 2010 der „Kommissar Zufall“ zur Hilfe kam. Gleich zehn kostbare Gemälde aus der Bildergalerie von König Friedrich dem Großen (1712-1786) tauchten auf dem Dachboden einer Berliner Wohnung auf. Es handelte sich um Meisterwerke von Jean Raoux (1677–1734), Antoine Pesne (1683–1757), Hendrik van Limborch (1680–1758) und aus der Werkstatt von Peter Paul Rubens (1577–1640). Die Werke waren 1942 ausgelagert worden und über Umwege 1960 in eine Berliner Wohnung gelangt, wo sie „in Vergessenheit“ geraten seien, wie die betreffende Berliner Familie mitteilte. Hinrich E. Bues

PAZ, Preußen, 127 Zeilen © 2012 Dr. Preußische Stiftung besitzt 600 Kunstwerke unklarer Herkunft


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