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26.01.13 / Lamprechts Filmschätze / Die Deutsche Kinemathek Berlin feiert ihren 50. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

Lamprechts Filmschätze
Die Deutsche Kinemathek Berlin feiert ihren 50. Geburtstag

Die Kellner im „Billy Wilder’s“ nehmen die nahende Berlinale schon wahr. Immer nervöser geht es zu in der beliebten Kino-Bar im Filmhaus, in der sich Produzenten und Filmverleiher auf das am 7. Februar startende Festival garantiert hochprozentig einstimmen. Doch schon bevor es losgeht, wird in der Bar ganz offiziell gefeiert. Denn hier im Herzen Berlins am Potsdamer Platz feiert die Deutsche Kinemathek Anfang Februar ihr 50-jähriges Bestehen.

Gleich auf mehrere Etagen verteilen sich im Filmhaus am Sony Center verschiedene Film-Institutionen. Während sich im Erdgeschoss die Bar und der Museumsshop befinden, liegen im Untergeschoss die Kinos Arsenal 1 & 2, in denen Filme zum „Internationalen Forum des Jungen Films“ der diesjährigen Berlinale gezeigt werden. Zur Film-Bibliothek mit ihren 80000 Büchern, Zeitschriften, DVDs und CDs geht es in den fünften Stock. Dazwischen liegt im ersten und dritten Obergeschoss der eigentliche Kern des Filmhauses: die Deutsche Kinemathek mit dem Museum für Film und Fernsehen, in dem derzeit eine höchst interessante Sonderausstellung über den US-Regisseur Martin Scorsese zu sehen ist (die PAZ berichtete).

Keimzelle der Deutschen Kinemathek ist aber nicht der Museumsbereich – der kam erst vor 13 Jahren dazu –, sondern das umfangreiche Film- und Tonarchiv, das der Berliner Regisseur Gerhard Lamprecht (1897–1974) im Laufe seines Lebens zusammengetragen hatte. Damit fing er schon als Schüler an, als er als Filmvorführer alles sammelte, was mit Kino zu tun hatte. Von der Stummfilmzeit an setzte er seine Kinoleidenschaft fort mit einer Verfilmung von Thomas Manns „Buddenbrooks“. In der späteren Tonfilmzeit arbeitete er mit Billy Wilder (Kästners „Emil und die Detektive“, 1931) und Ufa-Star Pola Negri (Flauberts „Madame Bovary“, 1937). Sein Trümmerfilm „Irgendwo in Berlin“ (1946) war eine der ersten Babelsberg-Produktionen nach dem Krieg.

1963 kaufte der Berliner Senat die Filmsammlung von Lamprecht sowie eine kleinere von Albert Fidelius, der als Sohn eines Filmverleihers Filme und Wochenschauen gesammelt hatte. Lamprecht wurde erster Direktor des nach der Filmsammlung im Berliner Bundesarchiv sowie dem Deutschen Filminstitut drittältesten deutschen Filmarchivs. Heute besitzt die Deutsche Kinemathek etwa 13000 deutsche und ausländische Stumm- und Tonfilme. Ein Schwerpunkt ist der Bestand zum Avantgarde-, Experimental- und Dokumentarfilm. Das Filmarchiv tritt mit der Rekonstruktion bedeutender Filme hervor, sein Verleih macht die Filme aus den Beständen der Kinemathek sowie Produktionen der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin für nichtgewerbliche Spielstellen, zum Beispiel Kommunale Kinos, Filmklubs, Volkshochschulen und Universitäten, zugänglich.

Die übrigen Sammlungen umfassen über eine Million Szenen-, Porträt- und Werkfotos, rund 30000 Drehbücher, 16000 Plakate, 60000 Filmprogramme, Zulassungskarten, filmografische und biografische Materialien, Nachlässe sowie Projektoren, Kameras und Zubehörgeräte von der Frühzeit des Kinos bis heute.

Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlungen sind die Dokumente zum deutschen Filmexil. Die Deutsche Kinemathek besitzt die international wohl umfangreichste Sammlung zu diesem Thema. Im Zentrum steht der Schriftverkehr der berühmten amerikanischen Agentur Paul Kohner. In der „Marlene Dietrich Collection“ wird der umfangreiche Nachlass des Ufa- und Hollywood-Stars bewahrt, der 1993 vom Land Berlin erworben wurde. Das Archiv steht für internationale Ausstellungen und die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung.

Seit 2006 widmet die Kinemathek auch dem Medium Fernsehen eigene Ausstellungsflächen im Museumsbereich. Am Donnerstag, 31. Januar, lädt man um 19 Uhr zur Buchpräsentation über ihren Gründer Gerhard Lamprecht ein. Der Eintritt ist frei. So kann man sich gut für die Berlinale warmlaufen. Harald Tews


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