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26.01.13 / Stimme der »Stunde Null« / Peter von Zahn gehört zu den ersten deutschen Journalisten, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf Sendung durften

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

Stimme der »Stunde Null«
Peter von Zahn gehört zu den ersten deutschen Journalisten, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf Sendung durften

Peter von Zahn, der Reporter mit der markanten Stimme, wurde am 29. Januar 1913 in Chemnitz als Sohn eines Offiziers geboren. Bereits während der Gymnasialzeit entstand bei ihm der Wunsch, Journalist zu werden. Einige Institute lehrten bereits Publizistik, aber er war sich bewusst, dass es nicht um die Praxis, sondern vor allem um das wissenschaftliche Arbeiten ging. Er plante deshalb zunächst ein Jurastudium in Wien. Es sollte aber die Geschichte werden, die er 1932 in Jena zu studieren begann. Später kamen Journalistik und Dramaturgie hinzu. Unterbrochen wurde das Studium durch die Einberufung zum Arbeitsdienst und die freiwillige Meldung zur Wehrmacht in der Hoffnung, später nicht eingezogen zu werden. 1939 fing von Zahn im Berliner Ullstein Verlag an. Obwohl die Familie Ullstein bereits fünf Jahre zuvor enteignet worden war und leitende Angestellte den Verlag verlassen hatten, traf er auf viele Mitarbeiter, die immer noch im Ullstein-Sinne liberal und weltläufig dachten. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er zuletzt als Offizier in einer Propagandakompanie der Wehrmacht.

Nach dem Krieg baute Peter von Zahn den Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR), Vorgänger von Norddeutschem Rundfunk (NDR) und Westdeutschem Rundfunk (WDR), mit der Vorgabe eines staats- und parteiunabhängigen Senders mit auf. Zusammen mit Axel Eggebrecht, Peter Bamm und anderen konnte er sich auf die Rückendeckung der Engländer verlassen, wenn deutsche Parteifunktionäre die Berichterstatter beeinflussen wollten. 1948 ging er von Hamburg nach Düsseldorf, wo er zunächst als Korrespondent und ein Jahr später als Studioleiter arbeitete. Mit seinen Kommentaren „Von Rhein und Ruhr“ zog er die Aufmerksamkeit auf sich. Seine Sendungen wurden nicht nur durch den Inhalt geprägt, sondern auch durch eine ruhige und klar akzentuierte Sprache mit einem markanten Klangeffekt.

Er selber bescheinigte sich in der Biografie „Stimme der ersten Stunde“ Ehrgeiz und Eitelkeit. Aber es ging ihm vor allem um die Freiheit der Berichterstattung, die ein breites Spektrum an Meinungen bieten und ohne Rücksichtnahme auf die Befindlichkeiten anderer erfolgen sollte. Solange seine wöchentlichen Kommentare den Widerstand gegen die alliierte Demontagepolitik rechtfertigten, waren sie willkommen. Unerwünscht waren 1950 jedoch Nachrichten über die seiner Meinung nach unzeitige Forderung der Ruhrindustrie nach einem Wegfall der Begrenzung der Stahlproduktion und über den Anspruch der Gewerkschaften auf Mitspracherechte. Überspitzt malte er die Folgen eines möglichen Generalstreiks aus. Schließlich wagte er es, die Schuld an der schleppenden Verabschiedung des Gesetzes zur paritätischen Mitbestimmung in der Montanindustrie der Regierung zu geben. Bundesinnenminister Robert Lehr, CDU, wollte daraufhin die Absetzung des Journalisten erwirken, weil dieser den inneren Frieden bedrohe. Adolf Grimme, Generaldirektor des NWDR, wies aber alle Anschuldigungen gegenüber dem Sender und seinem Mitarbeiter zurück. Dabei schilderte von Zahn keineswegs nur die Sicht der Gewerkschaften, deren „organisierte Zustimmung“ zu seinen Berichten er als dubios empfand.

Als erster deutscher Korrespondent ging er 1951 in die USA. Für ihn war es durchaus keine Flucht vor den Streitigkeiten daheim, wie er in seiner Biografie sagte: „Ich bildete mir ein, dass ohne Kenntnis der Neuen Welt die europäische Zukunft nicht hinreichend beschrieben werden könne. Während einer Rundreise durch die Verei­nig­ten Staaten auf Einladung des Pentagons dämmerte mir im Sommer 1951, dass mein Platz nicht in Hamburg, Düsseldorf oder Paris sein sollte, sondern jenseits des Ozeans. Die großen Entscheidungen würden in Washington fallen.“

In Amerika entstanden die Berichte „Bilder aus der Neuen Welt“ und „Bilder aus der farbigen Welt“, ebenso begleitete er Bundeskanzler Konrad Adenauer bei dessen Besuchen. Auch spätere Sendungen, wie „Bilder, die die Welt bewegten“ über Großereignisse des 20. Jahrhunderts, fanden große Beachtung.

Peter von Zahn arbeitete bis zu seinem Tod am 26. Juli 2001 weiter. Insgesamt verfasste er an die 3000 Rundfunkbeiträge und 1000 Fernsehfilme, für die er vielfach geehrt wurde. Ulrich Blode


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