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26.01.13 / Angekommen und integriert / Gerhart-Hauptmann-Haus präsentiert Ausstellung des Zentrums gegen Vertreibungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

Angekommen und integriert
Gerhart-Hauptmann-Haus präsentiert Ausstellung des Zentrums gegen Vertreibungen

Wer sich mit der Thematik der deutschen Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg und den Problemen bei deren Integration in der Bundesrepublik Deutschland im Kontext der deutschen und europäischen Geschichte auseinandersetzt, steht sicherlich vor vielen Fragen. Da will man wissen: Wie war die Lage in Deutschland nach 1945? Aus welchen Herkunftsgebieten kamen die Vertriebenen? Waren die Neuankömmlinge immer und überall willkommen? Wie erfolgte die Integration? Welcher rechtliche Rahmen galt für die Eingliederung? Was sah die Charta der Heimatvertriebenen vor? Und schließlich gibt es auch die eine oder andere Frage nach dem „Heute“ der Vertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler.

Kompetente Antworten in Form von detaillierten Hintergrundinformationen, historischen Fakten, Archivfotografien, Zeitzeugenberichten und Zeitungsdokumenten rund um das Thema Flucht und Vertreibung von bis zu 15 Millionen Deutschen sind bei einem Rundgang durch die Ausstellung des Zentrums gegen Vertreibungen (ZgV) „Angekommen. Die Integration der deutschen Heimatvertriebenen“ zu finden.

Seit Mitte Januar und bis zum 11. April ist die als Wanderausstellung konzipierte Dokumentarschau im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus an der Bismarckstraße zu besichtigen. An der musikalisch umrahmten Eröffnungsveranstaltung im Eichendorff-Saal nahmen mehr als 100 Gäste teil. Gruß- und Einführungsworte boten Helmut Harbich, der Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung „Gerhart-Hauptmann-Haus. Deutsch-osteuropäisches Forum“, und Hans-Günther Parplies, der NRW-Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV). Parplies erinnerte da-ran, dass es für viele Betroffene eine späte Bestätigung und auch Genugtuung sei, dass das Thema „Vertreibung“ eine Intensität im öffentlichen Bewusstsein erlangt hat, wie seit Jahrzehnten nicht. Hans-Günther Parplies wünschte der Ausstellung und ihren Begleitveranstaltungen im Gerhart-Hauptmann-Haus viele interessierte Besucher und einen nachhaltigen Erfolg.

Zu den Ehrengästen gehörte auch die BdV-Generalsekretärin Michaela Hriberski, die in ihrer Rede den Stellenwert der ersten Station der Wanderausstellung des ZgV im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus aufzeigte: „Das Land Nordrhein-Westfalen gehört nach den absoluten Zahlen mit Bayern und Niedersachsen zu denjenigen Ländern, die die meisten Flüchtlinge, Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler aufgenommen haben. Deshalb ist es gut und wichtig, denjenigen Generationen, die diese Zeit nicht erlebt haben, zu vermitteln, was damals geschehen ist.“

Die Generalsekretärin des BdV sprach über die größte Zwangsmigration in der europäischen Geschichte, über das „unsichtbare Fluchtgepäck“ der Heimatvertriebenen und über die Eingliederung der Menschen, die aus dem historischen Ostdeutschland sowie aus ganz Mittel- und Osteuropa hierher verschlagen wurden. Hriberski schlussfolgerte: „Eines ist klar: Die Entwicklung unseres Landes nach nationalsozialistischer Unrechtsherrschaft und Krieg ist ohne die Aufbauleistungen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler undenkbar.“

Die Ausstellung zeigt anhand von informativen Text- und Bildtafeln in drei großen Abschnitten die Situation der Menschen in Deutschland von der Ankunft der Flüchtlinge über die Integrationsbemühungen der ersten Jahre durch die Wirtschaftswunderzeit bis hin zur Gegenwart. Beleuchtet werden verschiedene Lebenssituationen in den Besatzungszonen und die gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die sich bereits in den 1950er und 1960er Jahren etablierende Erinnerungskultur der Vertriebenen. Vergegenwärtigt wird auch der schwierige Weg zum Miteinander der Vertriebenen und Alteingesessenen, wobei sogar der „Mythos: Angekommen?“ Erwähnung findet.

Im Kapitel „Neubeginn und Entwicklung“ werden „Organisieren und Improvisieren“ als das „Gebot der Stunde“ präsentiert. Das „Kollektive Erinnern“, das „Private Erinnern“ und die Bedeutung der Ostdeutschen Landesmuseen wiederum gehören zum Bereich, der das „Heute“ der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in den Fokus rückt.

Im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus findet ausstellungsbegleitend ein interessantes Kulturprogramm unter anderem mit einer Lesung von Arno Surminski (26. Februar), einer Buchvorstellung mit Professor Dr. Michael Schwartz (6. März) sowie einem Vortrag von Professor Dr. Matthias Stickler (11. April) statt.

Beim BdV-Buchdienst ist eine Katalog-Trilogie zu den Ausstellungen des Zentrums gegen Vertreibungen „Die Gerufenen“, „Erzwungene Wege“ und „Angekommen“ zu erwerben. Dieter Göllner


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