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26.01.13 / Für Versöhnung / Rauschenbach-Bücher in Kurganer Uni

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

Für Versöhnung
Rauschenbach-Bücher in Kurganer Uni

Die Abteilung für fremdsprachige Literatur der Universitätsbibliothek von Kurgan hat einen Katalog der dort vorhandenen Bücher der bekannten Autorin Hildegard Rauschenbach herausgegeben. 2003 war man in der sibirischen Universität auf sie im Rahmen einer Forschungsarbeit mit dem Titel „Die Deutschen hinter dem Ural“ aufmerksam geworden. Damals war in Zeitungen des Kreises Kurgan bereits viel über Hildegard Rauschenbach veröffentlicht worden, denn bereits 2001 war ihr erstes Buch „Ich war verschleppt nach Sibirien“ in russischer Sprache erschienen. Zur Herausgabe war sie eigens nach Schadrinsk gereist und besuchte die Autozubehörfabrik, in der sie nach ihrer Verschleppung im Herbst 1944 als 18-Jährige dreieinhalb Jahre lang Zwangsarbeit unter erbärmlichen Umständen leisten musste. Die Fabrik stellte Fahrzeuge für die Front und auch Munition her.

In Schadrinsk hatte Rauschenbachs Buch für viele Diskussionen gesorgt und die Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Deutschen in Sibirien führte schließlich dazu, dass den verschleppten Frauen in Schadrinsk ein kleines Denkmal gesetzt wurde.

Dass man in Schadrinsk, dem Ort, an dem 250000 Mädchen und Frauen unter Hunger, Kälte und harter Arbeit im Lager Nr. 6437 zu leiden hatten, an einer Aufarbeitung der Geschichte interessiert ist, beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass Hildegard Rauschenbachs Werke ins Russische übersetzt und für alle zugänglich gemacht wurden. Besonders stolz ist man in der Bibliothek über ein von der Autorin handsigniertes Exemplar

Hildegard Rauschenbachs Leitsatz „Vergeben ja, vergessen nie“ dürfte mit ein Grund dafür sein, dass sie von Russen mit Ehre und Achtung bedacht wurde. Trotz aller erlittenen Qualen war sie ein lebensbejahender Mensch geblieben. Sie schaffte es, einen intensiven Kontakt zu Schadrinsk und den Menschen dort aufzubauen. In ihrem Lagerbericht schildert sie, dass immer wieder russische Menschen den Inhaftierten geholfen, ihnen Essen zugesteckt hatten, obwohl sie selber kaum etwas entbehren konnten. Dafür war Hildegard Rauschenbach ihnen dankbar. Das Hauptziel ihres Lebens war es, sich dafür einzusetzen, dass Russen und Deutsche in Freundschaft leben.

In Deutschland wurde Hildegard Rauschenbach für Ihren Einsatz für die Völkerverständigung und für ihr vielseitiges Engagement für ihre Heimat und den Erhalt des Ostpreußischen Dialekts mehrfach ausgezeichnet: 2002 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen, 2008 verlieh die Landsmannschaft Ostpreußen ihr den Kulturpreis für Publizistik. Am 7. Februar 2010 erlag Hildegard Rauschenbach einer jahrelangen Krankheit, die sie als Spätfolge ihrer Haft in Sibirien befallen hatte. Nicht nur Ostpreußen, sondern auch Russen werden ihr ein ehrendes Andenken erhalten. Manuela Rosenthal-Kappi


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