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02.02.13 / Sehnsucht nach den Briten / Hongkong-Chinesen äußern offen Unzufriedenheit mit Peking

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Sehnsucht nach den Briten
Hongkong-Chinesen äußern offen Unzufriedenheit mit Peking

Es war ein Schock für Pekings Parteifunktionäre: Bei den jüngsten Massendemonstrationen zum Jahresbeginn gegen Gouverneur Leung Chun-ying wurden in Hongkong die britischen Flaggen aus kolonialer Vergangenheit geschwenkt. Präsident Hu Jintao richtete gar einen Appell an die Bevölkerung der vor 15 Jahren übernommenen, ehemaligen britischen Kronkolonie, die „Gnade und den Stolz“ mit der Volksrepublik zu teilen, „ein Chinese zu sein“.

Die politische Elite streitet derzeit, ob es sich um ein neues Autonomiestreben der Sieben-Millionen-Bevölkerung oder nur um den wachsenden Frust über den regierenden Gouverneur und eine zunehmende Stimmung gegen die Festlandschinesen handelt. Fest steht, so eine seriöse Untersuchung der City-Universität, dass die Zahl der Unzufriedenen 2012 um elf Prozentpunkte auf 46 Prozent hochgeschnellt ist.

Das tiefe Misstrauen gegen Pekings Statthalter kam durch einen Antrag Hongkonger Anwälte zum Ausdruck, den Gouverneur seines Amtes zu entheben. Der Antrag scheiterte, da in der gesetzgebenden Institution mehrheitlich Befürworter der Volksrepublik sitzen, die von der Geschäftselite gestützt werden. Dickson Cheung, Gründer der Bewegung „Wir sind Hongkonger“, bloggte, dass viele Bürger denken, die Vergangenheit sei besser als die Gegenwart. Ströme von Festlandsbesuchern hätten die geltenden Regeln und das Preisniveau unterminiert, ja gefährdeten die gesamte Kultur der Insel. Ihnen sollte der Besuch verwehrt werden. Hongkongs Ökonomie wolle nicht leiden, sie stehe der gesamten Welt gegenüber und nicht nur dem „sogenannten Mutterland“.

Horace Chin-Wan-kann, Professor an der Lingnan Universität, fordert, dass sich die Regierung in Peking aus den örtlichen Affären des Stadtstaates heraushält. Die mit Einkaufstüten beladenen Chinesinnen vom Festland, die wegen des Erwerbs der Privilegien eines Hongkongpasses ihre Kinder in den Hospitälern der Kommune zur Welt bringen wollen, müssten daran gehindert werden, ebenso habe der Schmuggel von zollfreier Ware zum Festland zu unterbleiben. Immerhin der Geburtstourismus wurde jetzt verboten.

In der Tat sind die Probleme der Megacity gewachsen. Eine starke Wasserverschmutzung erhöht die Gesundheitsrisiken, fehlender Wohnraum und drastisch verteuerte Mieten addieren sich zu den politischen Problemen, die unter anderem in den Wahlvorschriften gipfeln. Nach ihnen wählt eine 1200 Köpfe große und von China eingesetzte Kommission den Gouverneur. Frühestens für 2017 oder 2020 werde es, so die Zentralregierung, freie Wahlen geben können. Unter dem von den Philippinen entlehnten Begriff „Peoples Power“ hat sich eine noch kleine militantere Widerstandsbewegung gebildet. Auch die „Civil Human Rights Front“ von Jackie Hung sorgt für immer neue Proteste. Demgegenüber steht die Bewegung „Support CY, support the Government“. Mit Tausenden von Sympathisanten startet sie Gegendemonstrationen. Hongkongs Bevölkerung ist gespalten in Arm und Reich, Profiteure und Benachteiligte des Anschlusses. Der Protest geht in eine neue Runde. J. Feyerabend


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