28.03.2024

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02.02.13 / Der ewige Weihnachtsbaum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Der ewige Weihnachtsbaum
von Vera Lengsfeld

Berlin baut nicht nur den größten und modernsten Flughafen Europas, es betreibt, wie die Berliner Stadtreinigung (BSR) auf ihrer Internetseite stolz berichtet, auch eine der größten Straßenreinigungsfirmen des Kontinents. Leider nicht eine der effektivsten.

Mittlerweile ist es Ende Januar und immer noch zieren ausrangierte Weihnachtsbäume vom letzten Fest die Straßenränder. Beileibe nicht nur in Problembezirken, wo sich die BSR, genau wie die Polizei, nicht mehr hintraut, nein, mitten in der Wohnstube Berlins, in der Nähe des Roten Rathauses, türmen sie sich zuhauf. Ein ähnliches Bild in den Bezirken, in denen jede verfügbare Lücke zugebaut wird, weil sie so begehrt sind. Auch hier liegen jede Menge Baumleichen herum. Je nach Witterung werden sie mal vom Wind auf den Fahrdamm geweht, mal von übermütigen Knaben dorthin gekickt. Wer Pech hat, so wie ich, wird fast in einen Auffahrunfall verwickelt, weil der Fahrer des Pkw, vor dessen Reifen die Nordmanntanne landet, instinktiv ein Ausweichmanöver unternimmt, das sich auf die entgegengesetzte Fahrbahn erstreckt.

Wer glaubt, dass die Ordnungsämter Abhilfe schaffen, hat sich getäuscht. Auch wiederholte mündliche und schließlich schriftliche Fragen bewirken nichts. Immerhin konnte ich bei der Gelegenheit feststellen, dass allein der Bezirk Pankow mehr als zehn Angestellte mit den verschiedenen Anträgen, die für die Nutzung des öffentlichen Raums gestellt werden müssen, beschäftigt. Was diese fleißigen Menschen eigentlich tun, bleibt undurchsichtig. Wir können nur hoffen, dass der Bezirk genügend Yoga- und Gesprächsangebote bereitstellt, um die durch Unterforderung Gestressten bei Laune zu halten.

Vielleicht kommt ja einer auf die rettende Idee, die Bäume im März mit Ostereiern zu behängen. Dann wäre Berlin nicht nur sexy, sondern auch nachhaltig kreativ.

Die größte Stadtreinigung Europas, die in der Vergangenheit viel Geld in eine Imagekampagne gesteckt hat mit solch überwältigenden Ergebnissen wie: „We kehr for you“, hat auf ihrer Internetseite eine Kummerecke eingerichtet. Hier wird der Bürger aufgefordert, Weihnachtsbäume, die nach Abschluss der BSR-Abholaktion noch gesichtet werden, zu melden. Sofortige Abhilfe wird zugesagt.

Tatsächlich bekommt man auf eine E-Mail innerhalb weniger Minuten eine automatische Antwort, in der bestätigt wird, dass dieselbe eingetroffen ist. Dann passiert nichts mehr. Die Bäume bleiben liegen.

Hat man die Hoffnung, mit dem Grün die Vermüllung der Straßen zu verdecken? Oder testet man die Belastbarkeit der Bürger für den Fall, dass der Straßenreinigung im Zuge der sich entwickelnden Energiewende das Benzin ausgeht?


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