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02.02.13 / Mit zweierlei Maß / Eschweiler: Muezzin ruft, Glocken schweigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Mit zweierlei Maß
Eschweiler: Muezzin ruft, Glocken schweigen

Allahu akbar“ – „Gott ist größer“ – dieser Ruf soll künftig jeden Freitag im nord-rhein-westfälischen Eschweiler ertönen. Die Stadt reiht sich damit in die Riege derjenigen deutschen Kommunen ein, in denen öffentlich per Muezzinruf zum Moschee-Besuch aufgefordert wird. Bei einem Festakt am 11. Januar anläßlich des ersten Gebetsaufrufs waren neben Eschweilers Bürgermeister Rudi Bertram (SPD) weitere Vertreter der Stadt, aber auch der Generalkonsul der Türkei aus Köln und weitere türkische Offizielle anwesend. Bereits im Dezember hatte der Eschweiler Stadt-rat einstimmig einem entsprechenden Antrag für einen Muezzinruf der Moscheegemeinde, die über die Vereinigung Ditib an die türkischen Religionsbehörde angebunden ist, stattgegeben – trotz kritischer Stimmen, wie der Bürgermeister einräumte. Verbunden wurde die Genehmigung an die Gemeinde mit der Vorgabe, eine bestimmte Lautstärke nicht zu überschreiten. Wahrscheinlich durch negative Erfahrungen anderer Kommunen angeregt, wurden technische Vorkehrungen zur Einhaltung zur Auflage gemacht.

Auf deutlich weniger Toleranz und Entgegenkommen scheint in Eschweiler unterdessen die katholische Pfarrkirche St. Bonifatius im Stadtteil Dürwiß zu treffen. Bereits seit vergangenem November verzichtet die Pfarrgemeinde darauf, in den Nachtstunden die Turmuhr der Kirche schlagen zu lassen. Der Anlass: Eine Interessengemeinschaft von Anwohnern hatte sich über die Lautstärke der Glockenschläge des Kirchturms beschwert, so der Pfarrbrief „Bonifatiusbote“. Obwohl der Gemeindepfarrer Osnowski gegenüber der „Aachener Zeitung“ von „großem Unverständnis und auch Empörung“ bei Bürgern und Gemeindemitgliedern berichtete, sah die Gemeinde aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen keinen anderen Weg, als die Turmuhr nachts verstummen zu lassen. Während in der Vergangenheit die fast 600 Jahre alte Bonifatius-Glocke im Kirchturm jede Viertelstunde angeschlagen hat, bleibt sie künftig in der Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr stumm. Nichtsdestotrotz wünschte sich Eschweilers Bürgermeister Bertram in einer Ansprache während des Festakts weiterhin offene Gespräche und Toleranz. N.H.


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