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02.02.13 / Fischdorf darf weiter wachsen / Militär verweigerte bislang Übergabe eines Grundstücks − Verteidigungsminister Schojgu sagte Hilfe zu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Fischdorf darf weiter wachsen
Militär verweigerte bislang Übergabe eines Grundstücks − Verteidigungsminister Schojgu sagte Hilfe zu

Vor etwa zehn Jahren hat man am Pregelufer mit dem Bau des ehrgeizigen Projekts „Fischdorf“ begonnen. Es handelt sich um einen Gebäudekomplex in einer an die Architektur der Hanse erinnernden „historisierenden“ Bauweise. Der Weiterbau geriet allerdings aufgrund von Streitigkeiten mit dem Grundstückseigner, der Baltischen Flotte, ins Stocken. Ein Treffen des Gouverneurs Nikolaj Zukanow mit Verteidigungsminister Sergej Schojgu hat Bewegung in die Sache gebracht.

Mehrfach wurde in der Vergangenheit der Weiterbau des modernen Gebäudekomplexes „Fischdorf“ am Pregelufer in Königsberg aufgeschoben. Dass die ursprünglichen Pläne nicht realisiert wurden, liegt zum einen in der Wirtschaftskrise begründet, zum anderen gab es jedoch einen Grund, der mit der Krise nichts zu tun hat. Ein Metallzaun, hinter dem sich Gebüsch und halbzerstörte Gebäude befinden, lässt ahnen, dass es weitere Gründe für den Baustopp gibt. Schon als der Uferabschnitt zwischen dem Kneiphof und der Jubiläumsbrücke fertiggestellt wurde, war ein Grundstück eingezäunt. Dort sollten eigentlich die größten Gebäude des Architekturkomplexes entstehen. Was war hier geschehen?

Im Jahr 2004 schloss die Baufirma „Gesellschaft für Projektfinanzierung“ mit der Stadtverwaltung Königsberg und dem Kommandierenden der Baltischen Flotte einen sogenannten Investitionsvertrag. In diesem Vertrag verpflichtete sich das Militär, der Stadt das Grundstück am Pregel mit den sich darauf befindlichen Gebäuden kostenlos zu übergeben, wobei die Stadt Königsberg die Grundstücke dann zur Bebauung mit Wohnraum für Militärangehörige und ihre Familien aufteilen sollte. Im Norden Königsbergs wurde der Wohnkomplex „Selma“ gebaut, jedoch hielt sich das Verteidigungsministerium danach nicht an die Vertragsbedingungen, indem es die Grundstücksübergabe in dem Moment verweigerte, als die Bauarbeiten am Pregel beginnen sollten.

Die Stadtverwaltung wandte sich an das Schiedsgericht, das eine für sie positive Entscheidung fällte. Im August 2012 wurde das Verteidigungsministerium dazu angehalten, der Stadt sieben unbewohnte Gebäude sowie ein Grundstück von 6400 Quadratmetern Größe kostenlos zu übertragen. Bei Gericht erklärten die Vertreter des Militärs, sie könnten das Grundstück nicht kostenlos übereignen, da ihnen dann die Mittel zur Erfüllung ihrer Verteidigungsaufgaben fehlen würden. Stattdessen wollten sie das Grundstück lieber gewinnbringend verkaufen.

Experten schätzten den Wert des umstrittenen Grundstücks auf umgerechnet knapp 900000 Euro, die Militärbehörde hat es auf einer Versteigerung mit 4,5 Millionen Euro angesetzt. Später hatte sie es für 3,3 Millionen Euro angeboten, allerdings fand sich kein Kaufinteressent. Weil das Verteidigungsministerium mit der Entscheidung des Schiedsgerichts nicht zufrieden war, hat es Beschwerde eingelegt. Das 13. Berufungsgericht von Sankt Petersburg hat die Entscheidung des Königsberger Schiedsgerichts aufgehoben. Mit anderen Worten: Eine höhere Instanz hat dem Verteidigungsministerium genehmigt, das Gelände beim Fischdorf zu behalten.

Doch vor Kurzem hat die Situation eine unerwartete Wendung erfahren. Der neue Verteidigungsminister Sergej Schojgu hat die Position der Stadtverwaltung gestärkt. Das geschah bei einem Treffen von Königsbergs Gouverneur Nikolaj Zukanow mit dem Minister in Moskau. Es gelang ihm, eine vereinfachte Übergabeprozedur für das Grundstück beim Fischdorf zu vereinbaren. Nach dem Treffen versicherte Zukanow: „Wir können die Fortsetzung des Projekts Fischdorf anstoßen. Von Seiten des Verteidigungsministers gibt es guten Willen.“

Nun gibt es neue Hoffnung, dass der Architekturkomplex Fischdorf doch noch vollendet wird. Auf dem umstrittenen Grundstück sollen Viertel mit den historischen Bezeichnungen „Carolinenhof“, „Turm Albrecht“ und „Alte Hanse“ entstehen, in denen neue Hotels, Restaurants und Cafés, Büros, Geschäfte und Kunstgalerien untergebracht werden sollen. Das Kultur- und Geschäftszentrum „Turm Bassel“ und der Aussichtsturm mit Uhr „Lomse“ sollen den Fischdorf-Komplex abschließen.  Jurij Tschernyschew


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