24.04.2024

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09.02.13 / In Flensburg fing alles an / Der DRK-Suchdienst führte Millionen Deutsche zusammen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-13 vom 09. Februar 2013

In Flensburg fing alles an
Der DRK-Suchdienst führte Millionen Deutsche zusammen

Wie viele zivile Flüchtlinge kam auch der Oberleutnant Helmut Schel-sky, der später in der Bundesrepublik als Soziologe nicht nur in Fachkreisen Berühmtheit erlangen sollte, gegen Kriegsende aus dem Osten nach Flensburg. Im Angesicht des Flüchtlingselends gründete er mit seinen Kameraden Kurt Wagner und Joachim Leusch von der Seetransport-Leitstelle des Marineoberkommandos Ost aus eigener Initiative und ohne Weisung im April 1945 ein Flüchtlingshilfswerk mit dem Zweck, Auseinandergerissene wieder zusammenzuführen. Die Offiziere setzten dabei auf das sogenannte Karteibegegnungsverfahren. Ausgehend von der Annahme, dass jeder Suchende auch ein Gesuchter ist, wurde bei jedem Suchwunsch nicht nur für den Gesuchten, sondern auch für den Suchenden eine Karteikarte angelegt und entsprechend abgelegt. Schelsky machte dann in der Soziologie Karriere, das nach dem Zweiten Weltkrieg erst einmal paralysierte Deutsche Rote Kreuz übernahm die Verwaltung des Suchdienstes und Wagner wurde dessen Leiter.

Noch in seinem Gründungsjahr wurde der Suchdienst nach Hamburg verlegt, das die Briten zur Hauptstadt ihrer Zone machen wollten. Analog dazu entstand für die US-amerikanische Besatzungszone in München ein weiterer Suchdienst. Nach dem Zusammenschluss der westlichen Besatzungszonen zur Bundesrepublik fiel die Entscheidung auf die bayerische Landeshauptstadt als dem Standort für die Zentrale Namenskartei. Das Bundesinnenministerium übernahm die Dienstaufsicht und dem Suchdienst standen nun auch Staatsgelder zur Verfügung. Ab dem Februar 1950 hatte er sogar eine eigene „Suchdienst Zeitung“. Im selben Monat erlebte das Projekt einen wichtigen Schub, indem der Bundespräsident seine Landsleute dazu aufforderte, die ihnen bekannten Kriegsgefangenen und Vermissten registrieren zu lassen. Innerhalb kurzer Zeit wurden zweieinhalb Millionen Personen gemeldet. Eine weitere wichtige Zäsur war das Ende des Kalten Krieges, das eine ganz neue Zusammenarbeit mit dem ehemaligen russischen Feind ermöglichte.

Das Ende der bipolaren Weltordnung brachte dem Suchdienst jedoch auch neue Aufgaben. Heute zählt er neben der Nachforschung nach Vermissten des Zweiten Weltkriegs auch die folgenden Aufgaben zu den seinen: Suche nach voneinander durch Aussiedlung nach Deutschland getrennten Personen; internationale Suche nach Angehörigen, die durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen und Migration voneinander getrennt wurden; Austausch von Familiennachrichten mit Angehörigen in Konflikt- und Katastrophenregionen sowie inhaftierten Familienmitgliedern weltweit; Familienzusammenführung von Deutschen und deren Angehörigen aus den Aussiedlungsgebieten; Familienzusammenführung von in Deutschland lebenden Flüchtlingen und deren Angehörigen; Personenauskünfte nach den landesrechtlichen Vorschriften zum Katastrophenschutz; Dokumentation der Bestände.       Manuel Ruoff


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