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09.02.13 / Atomstrom für Deutschland? / Russland baut Kernkraftwerk und sucht Abnehmer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-13 vom 09. Februar 2013

Atomstrom für Deutschland?
Russland baut Kernkraftwerk und sucht Abnehmer

Während die Diskussion in Deutschland um das russische AKW-Projekt in Ostpreußen unweit der Stadt Ragnit erst noch bevorsteht, wird über die Bedeutung des AKW „Baltijskaja“ bei den baltischen Anrainern schon länger gestritten. Dass das Projekt von vornherein auf den Export von Strom angelegt wurde, ist offensichtlich: Für geschätzte Baukosten von zwölf Milliarden Euro sollen zwei Kraftwerksblöcke entstehen, die 2016 beziehungsweise 2018 in Betrieb gehen sollen. Für Skepsis sorgt die Gesamtleistung der beiden Reaktoren, die zur Versorgung der Bewohner des Königsberger Gebiets eindeutig überdimensioniert sind. Unumwunden gab ein Vertreter des Stromkonzerns Inter RAO UES bereits 2011 zu, dass künftig 3600 Megawatt für den Export bereitstehen würden. Kritiker in den baltischen Ländern befürchten allerdings, dass Moskau mit dem geplanten Stromexport auch wirtschaftspolitische Ziele verfolgen will. Von Litauen liegt inzwischen die Absage vor, Elektrizität aus dem AKW „Baltijskaja“ abzunehmen.

Mit dem 2011 erfolgten Beschluss zum Bau des ersten Kernkraftwerks unweit von Danzig könnte künftig auch der polnische Markt für Exporte des „Baltijskaja“ wegbrechen. Mit dem Wegfall von Märkten, die eigentlich fest ins Auge gefasst waren, droht das Milliardenprojekt „Baltijskaja“ allerdings zu einem unternehmerischen Flop zu werden. Für den Eigenbedarf ist es viel zu groß dimensioniert, zugleich drohen die erhofften Erlöse durch Stromexporte auszubleiben. Daher ist es kaum verwunderlich, dass in dieser Situation der deutsche Strommarkt in den Blick geraten ist. Bereits im Jahr 2011 hatte der Chef des russischen Stromexporteurs Inter RAO UES im Handelsblatt Klartext geredet: „Wir können helfen, die Lücke, die Deutschland durch den Atomausstieg in der Stromproduktion bekommen wird, zu schließen.“

Auch wenn die Planungen für den Leitungsbau durch die Ostsee bereits recht konkret erscheinen, auch auf dem bundesdeutschen Energiemarkt stoßen die Stromexporte des „Baltijskaja“ auf eine entscheidende Hürde. Letztendlich könnte der Versuch einer Strom-einspeisung im mecklenburgisch-vorpommerschen Lubmin am gesetzlichen Einspeisevorrang für regenerative Energien in Deutschland scheitern. Im Klartext: Unterm Strich könnten sich die Exporte für das AKW im nördlichen Ostpreußen nicht rechnen. Sobald genug Strom aus Wind- und Solarkraft erzeugt wird, hätte dieser gemäß des Einspeisevorrangs eigentlich den Vortritt bei der Netzeinspeisung. Für eine solche Situation sind die Kernkraftwerke allerdings die denkbar ungeeignetesten Kraftwerksart überhaupt. Sie können  stabil die Grundlast abdecken, ungeeignet sind die AKW allerdings dafür, kurzfristig und flexibel die Stromerzeugung dem Bedarf anzupassen.

Denkbar ist, dass der Energieexporteur Inter RAO UES ohnehin den gesamten westeuropäischen Strommarkt bei dem Projekt der Ostsee-Stromleitung ins Auge gefasst hat. Sollten die Hoffnungen allerdings nur auf dem deutschen  Markt liegen, dann könnte es dem „Baltijskaja“ gehen, wie immer mehr deutschen Kohle- und Gaskraftwerken. Auf sie kann auf absehbare Zeit wegen der Versorgungssicherheit nicht verzichtet werden, gleichzeitig lassen sie sich wegen zu wenigen Betriebsstunden immer weniger rentabel betreiben.         N.H.


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