24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.02.13 / Im Visier der Briten / Deutsche U-Boote im Atlantik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-13 vom 09. Februar 2013

Im Visier der Briten
Deutsche U-Boote im Atlantik

Die britischen Geleitzüge sollten im Zweiten Weltkrieg von konzentrierten Marine-Einheiten abgefangen und angegriffen werden. Admiral Karl Dönitz, Befehlshaber der Unterseeboote, hatte vor dem Krieg die „Wolfsrudel-Taktik“ entwickelt. Allerdings standen erst ab April 1941 in ausreichender Anzahl U-Boote zur Verfügung, um die neue Taktik anzuwenden. Eine weitere wichtige Voraussetzung war der Besitz von U-Boot-Stützpunkten in möglichst geringer Nähe zu den Einsatzgebieten. Bereits im Juni 1940 konnte die Kriegsmarine die französischen Atlantikhäfen in Besitz nehmen und so die Anmarschwege ihrer U-Boote in die Operationsgebiete um durchschnittlich 500 Seemeilen verkürzen. Die Häfen von Lorient, Brest, Saint Nazaire, La Pallice und Bordeaux bildeten von nun an die Basis für die Atlantikoperationen der deutschen U-Boote. Die Briten reagierten und begannen mit Luftangriffen, unter denen vor allem die Zivilbevölkerung schwer zu leiden hatte. Als Konsequenz beschloss die Kriegsmarine den Bau massiver Bunkeranlagen, um Personal und Material vor der Luftgefahr zu schützen.

Es wurde schon viel geschrieben über die U-Boote im Zweiten Weltkrieg und ihre Häfen. Lars Hellwinkel hat in „Hitlers Tor zum Atlantik. Die deutschen Marinestützpunkte in Frankreich 1940–1945“ den Blickwinkel einer sozialhistorischen Betrachtung gewählt und stellt damit den alltäglichen Betrieb und das Leben auf den Stützpunkten in den Vordergrund. Schwierig ist dabei die Quellenlage, denn während die Kriegstagebücher im Bundesarchiv zur Verfügung stehen, gibt es nur noch wenig Zeitzeugen, und die Quellenlage bei den einfachen Soldaten und Werftarbeitern ist schlecht. Hellwinkel schildert das tägliche Leben zwischen den deutschen Besatzern und den Franzosen. Er bezieht auch die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit des französischen Staates mit dem Deutschen Reich ein. So war ein Teil der französischen Bauindustrie und der Arbeiter williger in der Zusammenarbeit mit den Deutschen als zum Beispiel die Norweger. Die Abwehr war gegen den Einsatz so vieler ausländischer Kräfte, aber wegen Personalproblemen arbeiteten neben den Franzosen auch Spanier, Portugiesen, Griechen und sogar einige emigrierte Russen auf den Werften. Gerade bei den Franzosen hat die Arbeit für die Besatzungsmacht als vermeintliche Kollaboration oft zu innerer Zerrissenheit geführt. Eine sehr ineffektive und tragische Episode in der Geschichte des Britischen Bomber Commands waren die Bombardierungen der französischen Hafenstädte, da sie hohe Verluste unter der Zivilbevölkerung brachten, aber die Einsatzfähigkeit der deutschen U-Boote nicht nachhaltig gestört wurde. Angefangen vom „Aufbau – Der Traum vom Tor zum Atlantik“ schlägt Hellwinkel den Bogen über „Betrieb – Alltag zwischen Arbeit, Kollaboration und Widerstand“, „Ende – Ausharren auf verlorenem Posten“ bis zur Gegenwart „Heute – Bunker werden Kulturstätten“. Dabei ist ein sehr lesenswertes Buch, basierend auf seiner Doktorarbeit, herausgekommen. Es ist der menschliche Faktor, der dieses Buch zu etwas Besonderem macht. Viele historische Aufnahmen runden die Publikation ab.       Britta Heitmann

Lars Hellwinkel: „Hitlers Tor zum Atlantik. Die deutschen Marinestützpunkte in Frankreich 1940–1945“, Ch. Links, Berlin 2012, gebunden, 224 Seiten, 34,90 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren