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09.02.13 / Halbe Wahrheit ist ganze Lüge / Alfred M. de Zayas erweitert »Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-13 vom 09. Februar 2013

Halbe Wahrheit ist ganze Lüge
Alfred M. de Zayas erweitert »Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle«

Obwohl „Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle für Verletzungen des Völkerrechts. Dokumentation alliierter Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg“ bereits 1979 erschienen ist, ist die achte, erweiterte Auflage keineswegs eine „olle Kamelle!“ Jeder, dem keine der früheren Ausgaben gegenwärtig ist, wird das Buch auch heute noch, mit Gewinn in die Hand nehmen.

Vom April 1995 bis Oktober 1999 wurde die Wanderausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ gezeigt. Die Wehrmacht wurde als verbrecherische Organisation dargestellt, also negativer als sie die Siegermächte in Nürnberg beurteilt hatten. Vor allem dem polnischen Historiker Bogdan Musial ist es zu verdanken, dass die Ausstellung ihr abruptes Ende fand.

Wieder ist es ein Ausländer – Alfred M. de Zayas ist ein US-Amerikaner –, der uns mit einer Wirklichkeit vertraut macht, über die jeder politisch aufgeschlossene Deutsche Bescheid wissen sollte. De Zayas ist über jeden Zweifel erhaben, die Geschichte zu Gunsten Deutschlands umschreiben zu wollen. Dementsprechend waren die Rezensionen der ersten Auflagen fast überschwänglich. „Eine der wichtigsten Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte“, schrieb damals „Die Welt“. Bis heute gab es keine Anregungen, die Fakten oder die Sichtweise des Autors zu korrigieren. Aber ob es heute noch verbreiteten Beifall gibt?

Ja, Wehrmachtsangehörige haben schwere Verbrechen an Zivilisten und Gefangenen begangen, und derlei war nicht die seltene Ausnahme. Doch zweierlei gilt es zu berücksichtigen: Auch die Alliierten haben sich insofern versündigt, und Wehrmachtsangehörige mussten mit harten Strafen rechnen, wenn sie ohne Weisung von ganz oben ihre Pflichten schwer verletzten. Nicht wenige wurden, weil sie sich an Fremden vergangen hatten, von deutschen Militärgerichten hingerichtet.

De Zayas betont nachdrücklich, dass ihm jedes Aufrechnen fernliegt. Aber halbe Wahrheit ist ganze Lüge. Kein Verbrechen wird durch vorausgegangene Verbrechen der anderen Seite gerechtfertigt.

De Zayas’ Resümee lautet: „In Tausenden von richterlichen Ermittlungen stellte die Wehrmacht-Untersuchungsstelle fest, dass Wehrmachtssoldaten nicht nur Täter, sondern auch Opfer waren. Deutsche Soldaten beziehungsweise Kriegsgefangene sind völkerrechtswidrig auf allen Kriegsschauplätzen erschossen worden, vor allem in der Sowjetunion …“ Wichtig ist auch zu wissen, dass, wie Zayas betont, „die Wehrmacht-Untersuchungsstelle eine gewissenhafte und justizkonforme Dokumentation betrieben hat“. Konrad Löw

Alfred M. de Zayas: „Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle für Verletzungen des Völkerrechts. Dokumentation alliierter Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg“, Lindenbaum Beltheim-Schnellbach 2012, geb., 540 Seiten, 29,80 Euro


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