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16.02.13 / Für die Balten / Biografie über Edzard Schaper

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-13 vom 16. Februar 2013

Für die Balten
Biografie über Edzard Schaper

Noch bis weit in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein war Edzard Schaper (1908–1984) einer der meistgelesenen deutschen Autoren. In nicht wenigen seiner Romane wie etwa „Die sterbende Kirche“, „Der vierte König“ oder „Der Henker“ hat er sich nicht nur zu einem Fürsprecher der verfolgten orthodoxen Kirche des Ostens gemacht, sondern auch zu einem Anwalt der seinerzeit von der Sowjetunion so bedrängten und von der übrigen Welt in Vergessenheit geratenen baltischen Völker. Seine Werke, die die existenziellen Fragen des Menschen nach seiner Identität, seiner Freiheit und der Bewährung in schwere Bedrängnis stellen, spielen sich häufig in „Grenzsituationen“ ab, so wie Schaper selbst auch ein „Grenzgänger“ gewesen ist, der es im Laufe seines Lebens – oftmals in Lebensgefahr und mehrmals auf der Flucht – zu gleich mehreren Staatsbürgerschaften (der deutschen, finnischen und der schweizerischen) gebracht hat. Doch nur den Älteren mag heute der Name Edzard Schaper noch etwas sagen.

Und so war Schaper auch für Uwe Wolff lange Zeit ein Unbekannter gewesen. Bis er eines Tages auf die Legende vom vierten König stößt. Danach verschlingt er so ziemlich alles, was Schaper gedichtet hat. Von dessen Werk fasziniert, wird er neugierig auf den hinter den Romanen und Erzählungen stehenden Autor. Er betreibt eine umfangreiche Recherche. Was dabei herausgekommen ist, ist eine Fleißarbeit, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und sich zugleich spannend liest. Es ist die erste vollständige Biografie zu Edzard Schaper. Sein Verfasser hat in vielen in- und ausländischen Archiven geforscht, mit noch lebenden Zeitzeugen gesprochen, viele bis dato unbekannte Briefe gesichtet und ausgewertet. Alle Erkenntnisse fließen harmonisch ein in das von ihm nun vorgestellte Lebensbild. Es ist das Verdienst des Friedrich Reinhardt Verlags diese Monografie herausgegeben zu haben. Und das in einer wohlfeilen, gediegenen Ausstattung.

Gewiss, diese Schaper-Biografie kommt spät. Zu spät kommt sie dennoch nicht. Im Gegenteil: Gerade weil der Dichter Schaper inzwischen als obsolet gilt – eine im Übrigen völlig zu Unrecht vorgenommene Einschätzung dieses

erstrangigen Zeitzeugen jüngster osteuropäischer Geschichte –, ist es umso notwendiger, seine Person und sein Werk mit dieser Biografie dem Vergessen zu entreißen. Matthias Hilbert

Uwe Wolff: „Der vierte König lebt! Edzard Schaper. Dichter des 20. Jahrhunderts“, F. Reinhardt Verlag, geb., 410 Seiten, 32 Euro


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