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23.02.13 / Vieles spricht für einen Europäer / Doch sollten diese sich gegenseitig nichts gönnen, könnte es eine Überraschung geben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-13 vom 23. Februar 2013

Vieles spricht für einen Europäer
Doch sollten diese sich gegenseitig nichts gönnen, könnte es eine Überraschung geben

Immer wieder wird die Forderung laut, der neue Papst solle aus Lateinamerika oder Afrika stammen. Doch ein Blick auf die reine Machtverteilung offenbart, dass dies eher unwahrscheinlich ist.

Jeder männliche und unverheiratete Katholik kann im Prinzip zum Papst gewählt werden. Wer getauft und gefirmt ist, kann also, jedenfalls theoretisch, als Oberhaupt der katholischen Christenheit gewählt werden. Diese Tatsache ist wenig bekannt, denn die meisten meinen, man müsse zumindest ein geweihter Priester, Bischof oder Kardinal sein. Vor Überraschungen ist man daher bei einer Papstwahl nie sicher. In der katholischen Kirche gibt es beispielsweise derzeit hochtalentierte Mönche, Gründer von neuen Orden oder Gemeinschaften, die durchaus in der Lage wären, das Schiff Petri zu steuern. Allerdings spricht gegen diese Möglichkeit, dass in der Praxis der letzten Jahrhunderte stets ein Kardinal aus dem Kollegium der Wähler zum Nachfolger auf dem Stuhl Petri bestimmt wurde.

Die 117 Kardinäle, die ab dem 15. März, vielleicht auch schon früher, zum „Konklave“ genannten Wahlvorgang hinter verschlossenen Türen zusammentreten werden, kommen aus 50 Ländern. Sie müssen solange zusammenbleiben, bis sich eine Zweitdrittelmehrheit von 78 Stimmen für einen der Kandidaten ergeben hat. Das kann theoretisch Wochen oder Monate dauern, da es keine Begrenzung der Zahl der Wahlgänge gibt.

Europa stellt mit 61 Kardinälen noch immer knapp die absolute Mehrheit der Konklave-Teilnehmer. Die zweitgrößte Gruppe kommt aus Lateinamerika (19), gefolgt von Nordamerika (14), Asien und Afrika (je 11). Aus Deutschland stammen sechs wahlberechtigte Kardinäle, unter ihnen der 1933 geborene Walter Kasper, der ehemalige vatikanische „Ökumene-Minister“ und älteste aller Wähler. Der jüngste Kardinal ist mit 53 Jahren der Inder Baselios Cleemis Thottunkal.

Bei der Wahl zum 266. Nachfolger des Apostels Petrus bilden die Italiener mit 28 Kardinälen die größte Landsmannschaft und fordern im Vorfeld, dass nach einem Deutschen und einem Polen nun wieder einer der ihren Papst werden müsse. Diese Zeiten scheinen jedoch vorbei zu sein, da die katholische Weltkirche sich globaler orientiert und mutmaßlich italienische Kardinäle und Erzbischöfe in den „Vatileaks-Skandal“ verstrickt gewesen sind. Gerade die Italiener werden immer wieder genannt, wenn es um Intrigen und Machenschaften innerhalb der Kurie geht.

Kriterien, nach denen die Kardinäle den Papst wählen werden, sind derzeit noch nicht erkennbar. Ein Alter um die 70 Jahre wird zwar immer wieder genannt, aber dabei handelt es sich um reine Denkspiele. Als der „polnische Papst“ 1978 im Alter von nur 58 Jahren gewählt wurde, hatte dies im Vorfeld niemand für denkbar gehalten. Neben theologischer Bildung, pastoraler Erfahrung und Managerqualitäten bei der Leitung der vatikanischen Verwaltung gelten heute auch internationale Sprachkenntnisse als Voraussetzung für das Papstamt. Schließlich reisen die Päpste durch die ganze Welt und die Beherrschung der spanischen, italienischen, englischen und französischen Sprache gilt insofern als Vorbedingung. Viele italienische und spanische Kandidaten dürften aus diesem Grund aus dem Rennen ausscheiden.

Ob die Zeit tatsächlich reif für einen afrikanischen oder asiatischen Kandidaten ist, wie gerne in den Medien spekuliert wird, dürfte ebenfalls fraglich sein. Zwar wächst auf diesen beiden Kontinenten die katholische Christenheit in rasantem Tempo, aber noch sind deren Vertreter sehr weit vom Zentrum der katholischen Weltkirche entfernt und wenig mit dem Kurienapparat vertraut.

Die Wünsche deutscher „Kirchenreformer“ oder Kirchenkritiker werden bei der Wahl voraussichtlich keinerlei Rolle spielen. Letztlich will sich die Versammlung der Kardinäle durch den Heiligen Geist, dem Erbauer der Kirche Christi, führen lassen. Hinrich E. Bues


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