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23.02.13 / Mauer des Schweigens / Medien bedauern geringe Transparenz des Vatikans

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-13 vom 23. Februar 2013

Mauer des Schweigens
Medien bedauern geringe Transparenz des Vatikans

Was hinter den Kulissen des Vatikans wirklich vorgeht, wüssten besonders Journalisten allzu gerne. Das Mysteriöse reizt sie ungemein, aber Fakten sind selten zu bekommen. Das trifft auch auf die Papstwahl zu. Was man daher in Zeitungen lesen oder im Fernsehen betrachten kann, beruht meist auf Hörensagen oder noch schlimmer: Die pure Phantasie ist im Spiel und Grimms Märchen enthalten mehr Wahrheitselemente.

Ein beliebtes Spiel ist beispielsweise die Spekulation über mögliche Papstkandidaten. Deutsche Medien wünschen sich immer wieder einen asiatischen oder afrikanischen Papst, weswegen der nigerianische Kardinal Francis Arinze als vermeintlicher Favorit auftaucht. Niemand hat offenbar recherchiert, dass Arinze am 1. November 1932 geboren wurde und daher gar nicht mehr zu den wahlberechtigten Kardinälen zählt, was seine Wahl extrem unwahrscheinlich erscheinen lässt.

Gerne stellen sich Medienvertreter eine Papstwahl auch wie eine parlamentarische Abstimmung vor. Danach würden die 117 wahlberechtigten Kardinäle sich zu Koalitionen oder Fraktionen verabreden, bestimmte Absprachen treffen. Zwar reisen die Kardinäle schon einige Tage vor dem Beginn des Konklaves in Rom an, um sich auf die Papstwahl geistlich vorzubereiten, aber ein konservatives, liberales oder progressives Lager wird es nicht geben. Natürlich führen die wahlberechtigten Kardinäle auch informelle Gesprächen untereinander, aber verbindliche Absprachen sind weder erlaubt noch aus der Vergangenheit bekannt. Wer diese Regeln verletzt, dem droht sogar als Kardinal die Strafe der Exkommunikation.

Bei der letzten Papstwahl 2005 waren alle Beobachter höchst überrascht, dass auf den als konservativ geltenden Joseph Ratzinger schon im vierten Wahlgang die große Mehrheit (wohl 100 von 115) der Stimmen entfiel. Am wenigsten hatten das die deutschen Kardinäle und Medienvertreter erwartet, die es im Vorfeld allesamt schlicht für unmöglich gehalten hatten, dass der „Panzerkardinal“ tatsächlich einmal Papst werden würde.

Man glaube also nichts, was in den Medien über das Leben im Vatikan gesagt oder geschrieben wird. Das ist die Grundregel für die Papstwahl. Das Leben hinter den Mauern dieses nur 44 Quadratkilometer großen Staates entzieht sich weitgehend der Öffentlichkeit. Wem es etwa durch persönliche Kontakte gelingt, zu bestimmten Würdenträgern vorzudringen, verpflichtet sich zu Stillschweigen. Als der Verfasser vor zwei Monaten einen Kardinal im Vatikan besuchte, musste er nach einer umfangreichen Sicherheitskontrolle selbst den Pass abgegeben. Jeder Journalist, der auch in Zukunft vertrauliche Informationen erhalten will, wird sich hüten, das Vertrauen seiner Informanten zu brechen. Eine Ausnahme bildet der deutsche Journalist Peter Seewald, der schon mit Kardinal Ratzinger zwei Interview-Bücher gemacht hat und derzeit gerade die offizielle Biografie des Papstes verfasst. Er äußert sich bezeichnenderweise nicht über bestimmte Papstkandidaten, sondern berichtet nur von einem möglicherweise früheren Beginn des Konklaves. H.E.B.


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