24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.02.13 / Fortbestand gesichert / Warum Annette Schavan in Lübeck Ehrendoktor werden soll

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-13 vom 23. Februar 2013

Fortbestand gesichert
Warum Annette Schavan in Lübeck Ehrendoktor werden soll

Die Urkunde ist bereits unterschrieben, die vormalige Bildungsministerin Annette Schavan muss nur noch nach Lübeck reisen, um sich ihre Ernennung zum Ehrendoktor abzuholen. Die Universität zu Lübeck dankt damit für Verdienste beim Kampf um ihre Existenz.

Mehrfach haben die Lübecker um den Bestand ihrer Universität fürchten müssen. Dabei hatte sich die 1964 als Medizinische Akademie gegründete Universität (seit 1985) allgemeine Anerkennung erworben. Als besonders nachteilig wurde in Lübeck der Beschluss der Landesregierung von 2002 bewertet, die Universitätskliniken Kiel und Lübeck als Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) zu fusionieren. Damit wurde die Universität vom Klinikum getrennt. 2005 wurde versucht, die drei Universitäten des Landes (Flensburg, Kiel und Lübeck) zu einer Einheit zusammenzufassen. Das gelang nicht.

Zum ganz großen Schlag holte die von CDU und FDP gebildete Landesregierung 2010 aus. Um den überschuldeten Haushalt zu sanieren, wurde beschlossen, die Ausbildung der Mediziner in Lübeck vollkommen zu beenden. Für die Universität zu Lübeck hätte das das Aus bedeutet.

Die Landespolitiker hatten die Rechnung ohne die Lübecker gemacht. Der Beschluss löste helle Empörung aus. Die Stadt sah Gelb. Gelb waren die Plakate und Aufkleber, die Studenten mit dem Slogan „Lübeck kämpft für seine Uni“ hatten drucken lassen. Und immer wieder nachdrucken lassen

musste, denn nahezu jeder wollte mit solch einem Aufkleber demonstrieren. Die Studenten und die Professoren, die Wirtschaft und die Bürger, alle stritten mit ihren Möglichkeiten für den Erhalt der Uni. Dazu gehörte auch, sich hilfesuchend an die Bundesbildungsministerin Annette Schavan zu wenden. Und die traf Entscheidungen und regte Neugründungen an, die sich eindeutig gegen den Willen der Parteifreunde in Kiel richteten, die entscheidend für das Überleben des Campus Lübeck waren. Die Schließung der Uni Lübeck verschwand von der Tagesordnung.

So mehrfach von der Landespolitik gebeutelt, schwand in der Uni Lübeck das Zutrauen in die Fürsorge des Landesherren. Man trat die Flucht nach vorn an, wollte loskommen vom Gängelband der Politik. Die Lösung hieß: Stiftungsuniversität. Ein entsprechender Beschluss wurde jetzt vom Akademischen Senat der Universität einstimmig gefasst.

Die Stiftungs-Universität nabelt sich vom allumfassenden Einfluss der Landespolitik ab. Zwar werden weiterhin Gelder des Landes nach Lübeck gehen, darüber hinaus aber kann die Uni Förderungen bei Sponsoren locker machen und nach den eigenen Vorstellungen einsetzen. Ziel ist es, eine „größtmögliche Selbständigkeit, hohe finanzielle Unabhängigkeit, ein hohes Niveau in Forschung und Lehre sowie die Existenzsicherung zu gewährleisten“. Bis das alles in Realität umgesetzt ist, wird es noch dauern. Aber die Hoffnungen sind groß, nachdem in Niedersachsen mit sechs Hochschulen und in Hessen mit der Uni Frankfurt positive Erfahrungen gesammelt wurden.

Vorerst aber wird aktuell nach einem Termin gesucht, an dem Schavan der „Dr. h.c“ verliehen werden kann. Eigentlich hätte sie ihn schon im vergangenen Jahr bekommen sollen, wegen des Landtagswahlkampfes hatte sie damals aber darauf verzichtet. K. J. Groth


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren