28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.02.13 / Der »Vielgeliebte« / Der Ehemann der Lieblingsschwester Friedrichs des Großen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-13 vom 23. Februar 2013

Der »Vielgeliebte«
Der Ehemann der Lieblingsschwester Friedrichs des Großen

Er ist fröhlich und angenehm in der Unterhaltung, obwohl er eine Mühe hat, sich verständlich zu machen, weil er nuschelt. Er hat eine leichte Auffassungsgabe und einen durchdringenden Verstand. Seine Herzensgüte verschafft ihm Zugang aller, die ihn näher kennen. Er ist großmütig hilfsbereit, mitfühlend, höflich, zuvorkommend, immer gut gelaunt, kurz, er besitzt alle Tugenden ohne jedes Laster. Die einzige Schwäche, die ich an ihm gefunden habe, ist ein wenig Leichtsinn.“

Diese Einschätzung stammt aus den Memoiren der Lieblingsschwester Friedrichs des Großen, Wilhelmine. Das Urteil bezieht sich auf ihren Ehemann, den Markgrafen des Fürstentums Bayreuth aus einer Nebenlinie der fränkischen Hohenzollern Fried­rich III. von Brandenburg-Bayreuth. Für die von Wilhelmine gelobte „Herzensgüte“ spricht auch die Bezeichnung „Vielgeliebter“ des auch beim einfachen Volke beliebten Herrschers.

Diese Eigenschaft war jedoch nicht die einzige, die Friedrich auszeichnete. Wenn man nach dem „greisen Kaiser“ Wilhelm I. und dem „weisen Kaiser“ Fried­rich III. von Wilhelm II. als dem „Reisekaiser“ sprach, dann könnte man Friedrich als den Reisemarkgrafen bezeichnen. So hat der am 10. Mai 1711 im heute zu Sachsen-Anhalt gehörenden Weferlingen geborene Hohenzoller wohl erst mit 20 Jahren Bayreuth erstmals besucht. Studiert hat der Calvinist in Genf, das damals den Ruf einer reformierten Bildungsmetropole genoss. Dem Studium schloss sich eine längere Bildungsreise an, die ihn nach Frankreich und den Niederlanden führte. Über Bayreuth, Hof und Leipzig reiste er 1731 nach Potsdam weiter, wo er im selben Jahr Wilhelmine heiratete.

Es handelte sich um eine politische Heirat. Wilhelmines Vater, Friedrich Wilhelm I., hatte sich gezwungen gesehen, den Schönberger Vertrag aufzugeben, der Preußen in den Besitz Bayreuths gebracht hätte. Durch die Verheiratung seiner Tochter mit dem ältesten Sohn des Souveräns Bayreuths wahrte er sich die Chance, wenigstens indirekt auf das weitere Schicksal des Fürstentums Einfluss nehmen zu können.

Um zu verhindern, dass die willensstarke Preußenprinzessin über ihren zwar gebildeten, aber als eher weich geltenden Ehemann Einfluss auf die Politik Bayreuths nahm, fiel ihrem Schwiegervater, Markgraf Georg Friedrich Karl, nichts Besseres ein, als seinen Sohn möglichst lange von den Regierungsgeschäften fern zu halten. Entsprechend unvorbereitet auf sein Amt traf Friedrich der Tod seines Vaters 1735.

Die nun folgenden Jahrzehnte sind vor allem geprägt durch eine umfangreiche Bautätigkeit des neuen Herrscherpaares, die sogar mit dem Bayreuther Rokoko stilbildend wirkte. Die Residenzstadt Bayreuth erlebte eine kulturelle Blüte. Über die Baukunst hinaus wandte sich der Markgraf auch anderen Künsten und der Wissenschaft zu. So entstand in seiner Regierungszeit nicht nur das Markgräfliche Opernhaus, sondern auch eine Landesuniversität, die heutige Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Nach dem Tode Wilhelmines 1758 heiratete Friedrich Sophie Caroline Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel. Diese Ehe blieb kinderlos. Aus der Ehe Fried­richs mit Wilhelmine ging zwar eine Tochter hervor, aber kein Sohn, so dass die aus politischen Gründen geschlossene Ehe nicht zu einem Abkömmling des „Soldatenkönigs“ an der Spitze Bayreuths geführt hat. Außenpolitisch bemühte sich Friedrich um Neutralität und eine Mittlerrolle zwischen Friedrich dem Großen und dessen zahlreichen Gegnern. Der Markgraf starb kurz nach der Beendigung des letzten der Schlesischen Kriege seines preußischen Schwagers am 26. Februar 1763. Manuel Ruoff


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren