29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.02.13 / An die Nordkette gefesselt / Sportlicher Frust im Höhenrausch ertränkt – Winterlicher Ausflug auf Innsbrucks Hafelekarspitze

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-13 vom 23. Februar 2013

An die Nordkette gefesselt
Sportlicher Frust im Höhenrausch ertränkt – Winterlicher Ausflug auf Innsbrucks Hafelekarspitze

Deutsche Fans schlichen enttäuscht aus dem Skisprungstadion vom Berg Igls. Bei der Innsbrucker Station der Vierschanzentournee gab es für sie in diesem Jahr wenig zu feiern. Severin Freund verfehlte mit Platz vier den erhofften Podestplatz. Blech statt Bronze.

Mit erlahmter Jubelpose rück­te der Fantross in die Innsbru­cker Innenstadt. Was jetzt? Sich einen hinter die Binde kippen? Na, klar. Aber wo? „Lass uns da mal rauf“, schlug einer vor und zeigte auf ein schwaches Licht über der Stadt. Schon den ganzen Tag über war die Gruppe am Berg Igls beeindruckt von der imposanten, jetzt von Neuschnee überdeckten Nordkette, jenem Teil des Karwendelgebirges, das sich im Tiroler Inntal von West nach Ost erstreckt.

Auf etwa 1900 Metern Höhe befindet sich unterhalb des Hafelekargipfels die Mittelstation Seegrube, wo man in der ganzjährig geöffneten, hell er-leuchteten Alpenlounge speisen kann. Bei klarer Sicht hat man von hier einen famosen Panora­mablick auf das Inntal. Heute ist gutes Wetter, also nichts wie hinauf! Dafür hat die Stadt 2007 auch die Hungerburgbahn er­neuert, eine mit einem Seilzug angetriebene Art Straßenbahn.

Lag die oberirdische Talstation früher am Innufer in der Nähe des Riesenrundgemäldes, das in einer 360-Grad-Darstellung den Tiroler Volksaufstand unter Andreas Hofer zeigt, so beginnt sie jetzt unterirdisch in der Nähe des „Congress Centrums“ und kommt erst wieder kurz vor der schräg geneigten Bahnbrücke am Inn an die Oberfläche. Am Alpenzoo vorbei endet die Fahrt auf der Hungerburg, Innsbrucks höchst gelegenem Stadtteil. Wer zu etwas Geld gekommen ist, lässt sich auf diesem Hangplateau sein Haus bauen. Und das sind in letzter Zeit viele. Kräne deuten an, dass hier überall gebaut wird. Nicht immer zum Vorteil der Natur, hat doch die Bodenerosion enorm zugenommen. Der Hang zerbröckelt langsam.

Auf der Hungerburg steigen wir in die Nordketten-Seilbahn um, die auf drei Kilometern weitere 1000 Höhenmeter überwindet. Selbst in dieser Jahreszeit sind von oben Wanderer zu erkennen, die auf den verschneiten Wegen den Berg zu Fuß erklimmen wollen. Wer ganz sportlich ist, fährt im Sommer sogar mit dem Fahrrad den steilen Berg hinauf, gönnt sich auf der Seegrube eine Erfrischung und rast dann halsbrecherisch wieder herunter.

In der Gondel sind auch einige Skifahrer. Dabei ist die Nordkette mit der Hafelekarspitze nicht das eigentliche Skigebiet der Innsbrucker. Ihr Hausberg ist der gegenüberliegende Patscherkofel, der noch hinter dem Berg Igls liegt. Hier gibt es ausgewiesene Skipisten, die bis ins Tal führen. Wer mit Skiern von der Seegrube aus ins Tal will, tut dies auf unpräparierten Steilpisten. Nur Könner wagen das.

Nach zehnminütiger Fahrt sind wir an der Mittelstation angelangt. Die Erfrischung in der Seegrube heben wir uns aber für später auf. Das gute Nachmittagswetter nutzen wir, um bis zur Hafelekarspitze weiterzufahren. Dazu steigen wir erneut in eine Seilbahn um, die das letzte 750 Meter lange Teilstück überwindet. An der Bergstation angekommen gilt es, noch kurz durch meterhohen Schnee zu stapfen und die paar Höhenmeter zu überwinden, um vom Gipfel in 2330 Metern aus die tolle Sicht auf Innsbruck, das Inntal und das Karwendel zu genießen. Selbst die Zugspitze ist von hier zu sehen.

Für Wanderer ist das hier im Sommer ein Paradies. Wer will, kann vom Tal aus bis zum Hafelekar wandern. Von dort gibt es am Grat entlang Klettersteige, die zu benachbarten, höheren Nordketten-Gipfeln führen. Wir aber fahren zurück zur Seegrube und wärmen uns von außen – und innen auf. Harald Tews


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren