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23.02.13 / Mehr über die Geldvernichter / »Spiegel«-Redakteure blicken hinter die Kulissen der Märkte und der Politik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-13 vom 23. Februar 2013

Mehr über die Geldvernichter
»Spiegel«-Redakteure blicken hinter die Kulissen der Märkte und der Politik

Wenn es darum geht, den Schuldigen für die verschiedenen Krisen der letzten Jahre zu finden, dann sind zumindest die Politiker schnell dabei, ihn zu benennen. „Die Märkte“ seien verantwortlich, heißt es immer wieder, doch wer diese ominösen Märkte eigentlich sind, können wir nur erahnen. Zu jenen, die sich die Mühe machen, den normalen Bürgern verständlich zu erklären, wer denn nun mit „den Märkten“ gemeint ist, gehört ohne Zweifel das Magazin der „Spiegel“. Schon so manches Mal hat er in mehrseitigen Berichten versucht, dass umfassende Thema nachvollziehbar darzustellen. Da aber die meisten Beiträge für einen Magazin-Beitrag sehr lang und mühselig zu lesen sind, sind einige der Artikel nun in dem Buch „Billionen Poker. Wie Banken und Staaten die Welt mit Geld überschwemmen – und uns arm machen“ versammelt. Und da man sich für die Lektüre eines Buches doch mehr Zeit nimmt als für die eines Zeitschriftenartikels, kann man die Leistung, die die „Spiegel“-Mitarbeiter mit ihren Recherchen erbracht haben, so auch besser nachvollziehen und wertschätzen.

Im ersten Teil des Buches nehmen sich die Autoren verschiedene Repräsentanten der „Märkte“ vor. So erfährt man etwas über die Funktion und Sicht der Welt des texanischen Hedgefonds-Managers Kyle Bass, des Vermögensverwalter Reiner Back, des DWS-Fondsmanagers Thomas Schüßler, des New Yorker Devisenhändlers Ben Koch, des Bremer Landesbankers Frank Möller und des inzwischen nicht mehr im Amt befindlichen deutschen Bankenaufsehers Jochen Sanio. Der Leser begleitet diese Personen über mehrere Tage hinweg und bekommt so ein Gefühl dafür, dass diese „Märkte“ gar keine dunkle Macht sind, sondern eine Ansammlung von Menschen, die die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, und das in einer Weise, die für die Gesamtgesellschaft negative Auswirkungen haben kann.

Im zweiten Teil des Buches werden dann Hintergründe zur Euro-Krise geboten. Hier führen die Autoren den Leser bis in die frühen 90er Jahre zurück und verweisen darauf, dass bereits 1992 zahlreiche Volkswirte vor den Folgen der Gemeinschaftswährung gewarnt haben, die wir nun erleben. Interessant ist auch, daran erinnert zu werden, dass sich der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf damals bei der Abstimmung zur Einführung des Euro im Bundesrat der Stimme enthalten hat. Auch aus den USA äußerten Forscher Zweifel, aber denen unterstellten europäische Politiker schlicht, sie würden den Euro als Konkurrenz zum Dollar verhindern wollen und zudem die historischen Zusammenhänge nicht erfassen. „Die Architekten des Euro und ihre Nachfolger“, so heißt es in dem Buch, „haben die Wette von Maastricht verloren. Sie haben das Volkseinkommen von zwölf Ländern aufs Spiel gesetzt für die Hoffnung, die Märkte würden schon nicht merken, wie zerbrechlich die schöne neue Währung ist. Und was die Gründergarde des Euro im Vertragswerk an Lücken ließ, haben ihre Nachfolger in zehn Jahren genutzt, um den Euro noch anfälliger zu machen.“

Abschließend werden noch die Themen Kreditblase und die Gefahren für die Demokratie aus den erörterten Missständen geschildert. Wobei das erste Thema von anderen Autoren bereits zur Genüge und mindestens so verständlich behandelt wurde.

In der Bilanz hilft das Buch „Billionen Poker“ jenen, die die aktuellen Wirtschaftskrisen besser verstehen wollen, ihr Ansinnen zu verwirklichen.

Rebecca Bellano

Ulrich Fichtner und Cordt Schnibben (Hrsg.): „Billionen Poker. Wie Banken und Staaten die Welt mit Geld überschwemmen – und uns arm machen“, DVA, München 2012, gebunden, 298 Seiten, 19,99 Euro


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