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02.03.13 / Müde von der Weltmacht / Mehrheit der US-Bürger hält Führungsrolle ihre Landes für nicht mehr zeitgemäß

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-13 vom 02. März 2013

Müde von der Weltmacht
Mehrheit der US-Bürger hält Führungsrolle ihre Landes für nicht mehr zeitgemäß

Sind die Amerikaner weltmacht-müde? Sehen sie plötzlich – nach einer langen schmerzhaften Wirtschaftskrise und zwei Kriegen allein im letzten Jahrzehnt, die Tausende an Menschenleben und Milliarden an anderer Stelle dringend notwendiger Finanzen gekostet haben – keinen Sinn mehr in der globalen Führungsmacht der USA? Genau dies scheint nach neuen Umfragen des renommierten Pew Research Centers der Fall zu sein. Danach bezweifelt eine wachsende Mehrheit in der US-Bevölkerung, dass die ständige Führungsrolle ihres Landes ihnen selbst wie der Welt überhaupt gut tut.

„Man kann ein dramatisches Ansteigen von isolationistischen Gefühlen beobachten“, sagt Andrew Kohut, der Leiter des Pew Research Centers. Ähnlich wie nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Vietnamkrieg und dem Kalten Krieg fordern die Menschen auch jetzt eine Kürzung der Militärausgaben und ein Ende von kostspieligen Einmischungen in die Affären anderer Länder. So fanden 64 Prozent der Befragten, dass Länder, die Milliarden an US-Hilfe erhalten wie Irak, Pakistan und Afghanistan, „uns am Ende zurückweisen“.

Eine Mehrheit ist auch zu dem Ergebnis gekommen, dass die von den USA unterstützten Revolutionen des „Arabischen Frühlings“ kaum dazu führen dürften, die Situation der Menschen dort zu verbessern und nur unnötiges Leid, Zerstörung und Chaos verursacht hätten. Sie sind der Ansicht, dass Amerika besser daran täte, sich mit freundlich gesinnten autoritären Regierungen zu verbünden, wie Ägyptens Husni Mubarak es war, anstatt überall vehement Demokratie zu fördern. Zwei von drei Amerikanern fanden, dass sich die USA weit weniger für Regierungswechsel im Mittleren Osten und anderswo engagieren sollten. Desillusioniert von dem Chaos, das der gewaltsame Sturz von Muammar Gaddafi in Libyen, Mubarak in Ägypten, Ben Ali in Tunesien und die Lage in Syrien hervorgebracht haben, glauben 57 Prozent, dass sich die Einmischung der USA nicht lohne, dass stabile Regierungen in der Region am wichtigsten seien, auch wenn das weniger Demokratie bedeute. Nur noch 13 Prozent der Befragten, 2001 waren es 29 Prozent, finden das dominante und kostspielige Eintreten der US-Regierung für Demokratie in anderen Ländern sinnvoll.

Das bedeutet nicht, dass die Amerikaner gleichgültig geworden sind gegenüber Menschenrechten, der Rolle ihres Landes und der Welt überhaupt. Doch sie sind angesichts eigener Alltagssorgen um Arbeitsplätze, Pensionen, Krankenkosten, Wohnungsmarkt- und Schulprobleme müde geworden, für einen fraglwürdigen Glanz ihrer Nation mit Steuergeldern und sonstigen Opfern aufzukommen. Im Gegensatz zu vielen Politikern, unter ihnen vor allem Republikaner, die jede Beschränkung der USA als Führungsmacht der Welt für inakzeptabel halten. „Da besteht ein tiefer Graben“, sagt Christopher Preble, außenpolitischer Direktor des Cato Instituts, eines liberalen Think Tanks in Washington, der sich für eine mehr begrenzte Rolle der USA in Übersee einsetzt. Und das können die Politiker nicht übersehen. Auch wenn Einigung darüber besteht, dass Amerika eine „unentbehrliche Macht im Umgang mit Welt-Konflikten“ bleiben muss. Präsident Barack Obama, jetzt vom Druck der Wiederwahl befreit, versucht zunehmend, eine richtige Balance zu finden, die Amerikas Bedeutung nicht vermindert, es jedoch vor vermeidbaren Engagements bewahrt und von gegenwärtigen Lasten entbindet. So mit Kürzungen im Pentagon, einer ausgewogenen Haltung gegenüber Israel, der Weigerung, sich militärisch in Syrien zu engagieren, dem Vorzug einer diplomatischen Lösung mit dem Iran und vor allem der schnellstmöglichen Beendigung des Krieges in Afghanistan mit dem zügigen Abzug der US-Truppen bis 2014. Dies gegen den Rat mancher führenden Militärs, aber im Sinne der Soldaten selbst. „Tausende von Soldaten sehen dort die Realität“, sagt Michael Prysner von der Anti-Kriegs-Organisation „March Forward“. „Über 70 Prozent der Truppen in Afghanistan wollen den Krieg sofort beendet sehen. Viele fragen sich, was sie da überhaupt sollen.“ Und das fragen sich noch mehr ihre Familien. Immer noch verlieren Eltern ihre Söhne, junge Frauen ihre Männer und kleine Kinder ihren Vater in einem längst sinnlos gewordenen Krieg. Wenn er, wie im Irak, je sinnvoll war. Der Zweifel daran und an dem Sinn all der Opfer, menschlich wie finanziell, ist mit Sicherheit der Hauptgrund für den neuen Isolationismus der Amerikaner. Sie wollen weniger die Welt da draußen, sie wollen ihre eigene Welt heil sehen. Wie Christopher Peble voraussagt: „Mit Außenpolitik gewinnt man keine Wahlen mehr.“ Liselotte Millauer


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