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02.03.13 / Bauern-Unruhen im Theater / Fallada-Stück aus der Zeit der Weimarer Republik in Elmshorn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-13 vom 02. März 2013

Bauern-Unruhen im Theater
Fallada-Stück aus der Zeit der Weimarer Republik in Elmshorn

Der Hausherr der Dittchenbühne, die seit einigen Jahren zum Forum Baltikum in Elmshorn gewachsen ist, Reimar Neufeldt, begründete in seiner kurzen Begrüßungsansprache gegenüber den Premierengästen, weshalb hier das Stück nach dem gleichnamigen Roman von Fallada auf die Bühne käme.

Fallada (eigentlich Rudolf Ditzen) ist vor 120 Jahren geboren worden. Sein 1931 erschienener zeitkritischer Roman „Bauern, Bonzen, Bomben“ hat mit seinem Entstehungshintergrund einen regionalen Bezug zu Schleswig-Holstein. Bauern-Unruhen, die 1928/29 an der schleswig-holsteinischen Westküste begannen, sich in den preußischen Provinzen ausbreiteten und im August 1929 in einer Demonstration von mehreren Tausend Bauern in der Stadt Neumünster gipfelten, hatten ihre Ursache in sozialer Not.

Die Darstellung von sozialer Not, die Frage nach ihren Ursachen und nach Möglichkeiten ihrer Beseitigung – darin besteht, so Neufeld, die Aktualität des Romans wie des Bühnenwerks. Mit diesem Stück sollen auch Schulklassen angesprochen werden; etliche Anmeldungen für die noch folgenden Aufführungen liegen bereits vor.

Die Auftaktszene wie auch die Schlussszene erinnerten an Agit-prop-Theater, sind aber doch geeignet, wie eine Klammer den Einstieg in die Handlung und den Ausstieg aus ihr zu vollziehen. Eine an dieser Bühne gewohnt pfiffige Lösung für das Bühnenbild, ein sparsamer Einsatz an Requisite und ihr multifunktionaler Gebrauch, vor allem aber die Spielfreude der Akteure, die unter der Regie von Lars Ceglecki ihr schauspielerisches Leistungsvermögen in den jeweiligen Rollen präsentierten, fesselte die Zuschauer im übervollen Theatersaal. 26 Rollen waren zu besetzen; hier spielte junger Nachwuchs an der Seite „alter Hasen“. Überzeugend waren die Bauern (Bauernführer Klüver – Volker Sievers) in ihrer wirtschaftlichen Notlage, beeindruckend Chefre-dakteur Bloom (Martin Mertens) als Vertreter der „Anständigen“ und Assessorin Mamlock (Katrin Oder) als Vertreterin einer „Politik von oben“. Bürgermeister Grautoff (Olaf Zywietz) als Mann zwischen den Stühlen, der von seiner Partei fallengelassen wird – in vielen Detailaussagen wurde unaufdringlich, aber eindeutig die Aktualität der Thematik bewiesen. Hier zeigten die Bauern zu ihrer Ehrenrettung, dass sie sich nicht vor einen politischen Karren (Nationalsozialisten oder Kommunisten) hatten spannen lassen.

Mancher Zuschauer mag bei dieser Bühnenfassung des Romans auch an seine Verfilmung Anfang der 70er Jahre durch den Regisseur Egon Monk erinnert worden sein, die damals als fünfteiliger Fernsehfilm ein Erfolg war und seit fünf Jahren als DVD erhältlich ist.

Andere dachten an die vor zwei Jahren massiv beworbene Kampagne „Die Welt entdeckt Fallada“, als sein in der Urfassung veröffentlichter Roman „Jeder stirbt für sich allein“ „ein literarisches Großereignis“ (The New York Times) wurde.

Ob die Zuschauer nun als Nachklang dieses Theaterbesuchs den Roman lesen oder nur „Das Wunder des Tollatsch“, ein Bändchen mit weniger bekannten Erzählungen Falladas, in denen ebenfalls die wirtschaftliche Notlage der Landbevölkerung wie auch Kleinstadtpolitik aus der Perspektive einfacher Verhältnisse überzeugend beschrieben wird – Fallada bleibt lebendig!

Die für die Vergabe des Fallada-Literaturpreises Verantwortlichen (alle zwei Jahre von der Stadt Neumünster vergeben. 1981 ist dieser Preis zum ersten Mal anlässlich des 50. Jahrestags der Erstausgabe von „Bauern, Bonzen, Bomben“ verliehen worden) sollten die Inszenierung von „Bauern, Bonzen, Bomben“ an der Dittchenbühne für die Vergabe in 2014 in Erwägung ziehen. Ute Eichler


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