19.04.2024

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09.03.13 / Universitäten in Finanznöten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-13 vom 09. März 2013

Universitäten in Finanznöten

Zwar gab es im Jahr 2011 die meisten Erstsemester, da das Auslaufen der Wehrpflicht und doppelte Abiturjahrgänge in den Ländern Bayern und Niedersachsen einen stark erhöhenden Effekt hatten, doch auch im Herbst 2012 begannen bundesweit 492700 Erstsemester ihr Studium. Derzeit studieren demnach über 2,5 Millionen junge Menschen an deutschen Hochschulen, was ein Rekord ist. Und obwohl die doppelten Abiturjahrgänge der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg und Bremen bereits 2012 die Schule verließen, wird sich die Zahl der Studenten weiter erhöhen. Grund hierfür ist auch der Umstand, dass viel mehr Studenten als gedacht nicht nach dem Bachelor-Abschluss nach 2,5 bis drei Jahren die Universität wieder verlassen, sondern noch ihren Master (in etwa vergleichbar mit dem ehemaligen Magister oder Diplom) machen wollen, so dass sie gut zwei weitere Jahre an der Hoschule verbleiben. Auch machen immer mehr Schüler – wie von der Politik gewünscht – Abitur und wollen danach verständlicherweise zumeist auch studieren.

Da mehr Studenten auch steigende Kosten an den Hochschulen, aber auch für Wohnheimplätze oder ähnliches verursachen, gleichzeitig im Grunde alle Bundesländer aber die Studiengebühren wieder abgeschafft haben, fehlen die Gelder. Also fordern die Länder, dass der Bund mindestens drei Milliarden Euro zusätzlich gibt. Doch die neue Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) ist keineswegs willens, die Rechnung der von den Ländern mitverursachten Mehrkosten zu übernehmen. Wanka ist Befürworterin von Studiengebühren und droht den Ländern jetzt mit harten Verhandlungen. Bel

 

Zeitzeugen

Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH): „Aufgrund der demografischen Entwicklung ei-nerseits und des Trends hin zu Abitur und Studium andererseits fehlen dem Handwerk Ausbildungsbewerber. 2012 blieben 15000 Lehrstellen unbesetzt, in den drei Jahren davor waren es jeweils bis zu 10000 unbesetzte Lehrstellen. Das ist ein Trend, der sich angesichts der demografischen Daten auch in den kommenden Jahren wohl nicht ändern wird. Getroffen werden vor allem die kleinen Handwerksbetriebe. Viele haben bereits über mehrere Jahre keinen Auszubildenden mehr gefunden.“

Heiko Stiepelmann, stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie: „Die Bauwirtschaft leidet unter erheblichen Nachwuchsproblemen. Trotz wachsender Ausbildungsbereitschaft der Betriebe – in der Bauwirtschaft bildet rund jeder fünfte Betrieb aus – gelingt es der Branche nicht, die altersbedingten Abgänge von rund 13000 gewerblichen Arbeitnehmern pro Jahr auszugleichen, denn aktuell befinden sich ,nur‘ rund 12000 Jugendliche in einer gewerblichen Ausbildung. Neben dem nach wie vor schlechten Image der Bauberufe beginnt hier die demografische Entwicklung zu wirken. Immer weniger Schulabgänger stehen dem Markt zur Verfügung; mit der Folge, dass heute schon jedes dritte Bauunternehmen angibt, offene Stellen nicht besetzen zu können. Das ist deutlich mehr als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Hier kommt ein Problem auf uns zu.“

Esther Hartwich, Bildungsexpertin des Deutschen Industrie- und Handelskammertages: „Die Sorgen um den Fachkräftenachwuchs haben auch die Betriebe in Industrie und Handel längst erreicht. Im letzten Jahr sind allein im IHK- Bereich 60000 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Die Unternehmen wenden sich daher zum einen verstärkt schwächeren Bewerbern zu, zum anderen bieten sie vermehrt attraktive Angebote für Leistungstarke. Hierzu zählen Zusatzqualifikationen, Auslandsaufenthalte schon während der Ausbildung oder duale Studiengänge. Die Quote der Abiturienten in IHK-Aubildungsberufen ist von 2007 bis 2011 von rund 26 auf 30 Prozent gestiegen.“


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