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09.03.13 / Adenauer flog mit ihr nach Moskau / Die »Constellation« machte mit ihrer Druckkabine zivile Langstreckenflüge populär

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-13 vom 09. März 2013

Adenauer flog mit ihr nach Moskau
Die »Constellation« machte mit ihrer Druckkabine zivile Langstreckenflüge populär

Sie zählen zu den elegantesten Flugzeugen der Luftfahrtgeschichte. Bis heute sind „Constellations“ und „Super Constellations“ aus dem Hause Lockheed Publikumsmagneten auf großen Flugschauen.

Sie sind leicht zu unterscheiden: Die „Super Constellation“ oder „Super Connie“ ist länger als ihre gedrungene ältere Schwester, die „Constellation“. Erkennbar sind beide an den drei senkrechten Leitwerksflossen. Was typisch für die ganze Familie ist, geht auf simplen Pragmatismus zurück. Als die Konstruktion des Flugzeugs begann, gab es keine Hangars, durch deren Tore der neue Airliner mit einer einzelnen, senkrechten Leitwerksflosse gepasst hätte. Also dachten sich die Entwickler den Kniff mit den drei niedrigeren Flossen aus. Erste Studien bei Lockheed gehen auf das Jahr 1938 zurück. Die erste „Constellation“ flog 1943.

Das Flugzeug war 28 Meter lang und hatte eine Spannweite von 37 Metern. Mit vier 2500-PS-Sternmotoren beförderte sie 44 bis 54 Passagiere bis zu 4800 Kilometer weit. Sie war 555 Kilometer schnell – und damit war das von Fliegern und Fluggästen „Connie“ genannte Passagierflugzeug das schnellste seiner Zeit.

Finanziert vom flugbegeisterten Milliardär Howard Hughes, sollte die Lockheed L-049 ursprünglich auf dem Streckennetz von Hughes’ Fluglinie Trans World Airlines (TWA) zum Einsatz kommen. 1940 bestellte die Fluglinie ihre ersten Flugzeuge. Aber fürs Erste verhinderte der Zweite Weltkrieg ihren Einsatz. Die „Constellations“ wurden noch in der Fertigung als C-69 zum Militär eingezogen. Die US-amerikanische Luftwaffe hatte eigentlich über 300 Maschinen bestellt, weil die C-69 weitaus bessere Leistungsdaten aufwies als das Konkurrenzmodell der Firma Douglas, die DC-4. Aber während die DC-4 kaum Schwierigkeiten machte, steckte die C-69 voller Kinderkrankheiten. Außerdem benutzte sie den gleichen Motor wie die Vorrang genießende B-29, was das Fertigungstempo zusätzlich verlangsamte. So waren bis Kriegs­ende im August 1945 nur elf Flugzeuge abgeliefert, und die US-Luftwaffe annullierte die restlichen Bestellungen wenig später.

Erst nach dem Krieg kamen die „Connies“ in den Liniendienst. Die Leistungsfähigkeit der Maschine hatten Howard Hughes und TWA-Präsident Jack Frye bereits 1944 bewiesen, als sie in einer L-049 in sechs Stunden vom kalifornischen Burbank nach Washington, D.C. flogen. Anfang 1946 startete die erste kommerzielle „Connie“ für Pan American Airlines. Weitere große Fluglinien wie TWA, BOAC und KLM folgten. Für die meisten Passagiere der damaligen Zeit war ein Flug in der L-049 ihr erster Flug in einem Flugzeug mit Druckkabine. Es sollten noch einige Jahre vergehen, bis sich diese Neuerung aus dem Krieg allgemein in der Zivilluftfahrt durchsetzte. Mit neuen Motoren, verbesserten Propellern und Zusatztanks an den Flächenspitzen entstanden erst die L-649, dann die L-749.

Nicht nur die Fluggesellschaften kauften das Flugzeug. Auch die Luftwaffe und die Marine der USA nutzten es als Transporter. Die „Super Constellation“ entstand, indem Lockheed den Rumpf um 5,6 Meter verlängerte und stärkere 3200-PS-Motoren einbaute. Sie flog mit bis zu 77 Passagieren 6486 Kilometer weit. In der Luftfahrt war sie die „Super Connie“. Sie flog erstmals im Juli 1951. Dann folgte die weiter verbesserte „Starliner“. Bis 1958 lieferte Lockheed über 800 Flugzeuge aller Modelle an Airlines und Luftwaffen weltweit.

Aus der Geschichte der Lufthansa sind sie nicht wegzudenken. Mitte 1955 unternahm die traditionsreiche Fluglinie mit vier „Super Connies“ ihre ersten Transatlantikflüge nach dem Krieg. Der erste planmäßige Flug einer DLH-„Super Connie“ überhaupt brachte den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer zu Verhandlungen nach Moskau. Später flogen acht dieser grazilen Airliner mit dem Kranich am Leitwerk. Eine von ihnen steht heute am Münchner Franz-Joseph-Strauß-Flughafen. Außerdem restauriert die Lufthansa eine in den USA stehende „Starliner“, um sie ähnlich wie die Ju 52 als Traditionsflugzeug zu nutzen.  Friedrich List


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