19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.03.13 / Missstände beheben / Cem Gülay über Ursachen einer fehlenden Integration

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-13 vom 09. März 2013

Missstände beheben
Cem Gülay über Ursachen einer fehlenden Integration

Mit Cem Gülay ist Spaß im Bett ga-rantiert – bei der abendlichen Lektüre versteht sich. Sein „Kein Döner Land. Kurze Interviews mit fiesen Migranten“ ist zwar vom Untertitel zu übertrieben gewählt, aber im Ganzen überrascht das Buch positiv. Cem Gülay, der vor einigen Jahren in „Türken-Sam. Eine deutsche Gangsterkarriere“ seine kriminelle Vergangenheit geschildert hat, beschreibt nun seine Erlebnisse, die er anlässlich der Lesungen seines Buches gemacht hat. Da seine Abkehr vom kriminellen Milieu hin zu einem braven Buchautor vielen Schulen und Integrationsfestivals eine Lesung des Autors wert war, reiste er durch das Land, um jungen Menschen zu berichten, dass eine kriminelle Karriere langfristig gesehen keine Perspektiven bietet.

Bei seinen Reisen nimmt der Autor, der selbst 1970 als Gastarbeiterkind in Hamburg geboren ist, mit Entsetzen zur Kenntnis, dass es ganze Schulklassen mit ausschließlich „Schwarzköpfen“ gibt. Ja, er sagt wirklich „Schwarzköpfe“ und sein Co-Autor Helmut Kuhn lässt ihm das durchgehen, denn Gülay darf, da ja selber „Schwarzkopf“, so etwas sagen. Überhaupt schreibt er viele Dinge, die bei seinem deutschen Co-Autor sofort als rassistisch eingestuft werden würden, was gerade die Würze des Buches ausmacht. Man merkt, dass bei Gülay zwei Herzen in seiner Brust schlagen und daher fühlt er sich in beide Seiten ein. So bedauert er die Lehrer, die diese reinen Immigrantenklassen unterrichten müssen, betont, dass „Kopftuchmädchen“ keineswegs unter- drückte Geschöpfe sind, sondern gerne auch mal ihre deutschen Lehrer tyrannisieren, und er findet Worte des Mitgefühls für die wenigen verbliebenen deutschstämmigen Schüler, er nennt sie Bio-Deutsche, die sich in ihrem Land unauffällig verhalten oder gar den Zugewanderten anpassen müssen, um nicht verprügelt zu werden. Gülay, der übrigens der Cousin der baden-württembergischen Ministerin Bilkay Öney ist, die er in einem Kapitel auch interviewt, spricht viele Missstände an und bietet dabei interessante Einblicke. Zum Beispiel erwähnt er die Sorgen libanesischer, türkischer und arabischer Krimineller bezüglich der Zuwanderung der Roma aus Osteuropa. Die Roma würden sich nicht an die Regeln halten und seien zudem schwer zu fassen, da sie keine festen Standorte hätten. Auch kritisiert Gülay den staatlichen Umgang mit kriminellen Migranten. So lange diese immer wieder in ihr kriminelles Umfeld entlassen werden würden, würden sie immer wieder rückfällig, zu groß sei der Druck in der eigenen Sippe. Und er schlägt die Gründung von Männerhäusern irgendwo außerhalb der Migrantenmilieus vor, in denen die besserungswilligen Jungs eine Ausbildung machen und auf Spur kommen könnten. Das sei sinnvoller als segeln auf einem Sozialarbeiterschiff oder ein Sommercamp an der Ostsee.

Gülay betont, wie wichtig die Beherrschung der deutschen Sprache sei, und sagt, dass er immer wieder erlebt habe, dass ihn seine deutschen Gegenüber vor allem deshalb überwiegend akzeptierten, weil er akzentfrei Deutsch spreche. Auch schreibt er: „Eigentlich wollte ich mich heraushalten aus der Religionsdebatte, weil sie mich nervt. Der Islam ist wie der Euro. Niemand will ihn, aber man muss mit ihm auskommen.“ Auch warnt Gülay die jungen türkischstämmigen Bundesbürger, die Beschreibungen der Eltern über deren Herkunftsland allzu sehr für bare Münze zu nehmen. Auch in der Türkei brauche man einen ordentlichen Beruf und werde keineswegs mit offenen Armen empfangen, wenn man sich dort langfristig niederlassen wolle. Auch wundert sich der Autor, dass deutsche Bürger offenbar mehr Interesse haben an seinen Erfahrungen als türkischestämmige, dabei könnten doch gerade letztere von ihm lernen.

Dass Gülay die Thesen von Thilo Sarrazin verabscheut, verwundert ein wenig, denn manches, was er beschreibt, erwähnt auch Sarrazin, allerdings kommen beide nicht immer zu denselben Schlüssen. Und gegen Ende des Buches ruft der Autor Türken, Kurden und Araber auf, endlich Sozial-Abzockern und Schlägern in den eigenen Reihen eine klare Absage zu erteilen und dieses auch den eigenen Kindern deutlich zu machen. Dem kann man nur beipflichten! Rebecca Bellano

Cem Gülay, Helmut Kuhn: „Kein Döner Land. Kurze Interviews mit fiesen Migranten“, dtv premium, München 2012, kartoniert, 216 Seiten, 14,90 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren