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16.03.13 / Brüssel wird zur Gefahrenzone / Immer mehr Juden verlassen wegen Übergriffen von Muslimen ihre traditionellen Stadtviertel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-13 vom 16. März 2013

Brüssel wird zur Gefahrenzone
Immer mehr Juden verlassen wegen Übergriffen von Muslimen ihre traditionellen Stadtviertel

Das traditionsreiche jüdische Schulzentrum „Maimonides“ im Zentrum Brüssels hat 65 Jahre nach seiner Gründung unter einem immer aggressiver werdenden Antisemitismus muslimischer Prägung zu leiden. Ein Kippaverbot soll jüdische Kinder vor der Gewalt der Islamisten schützen.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstand auf Initiative des Direktors des Jüdischen Waisenhauses und Holocaust-Überlebenden Seligman Bamberger mit Unterstützung des Brüsseler Rabbiners Steinberg die jüdische Schule Brüssel. Sie sollte auch als Zeichen der Wiederkehr des jüdischen Lebens nach dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Besetzung errichtet werden. So entstanden 1947 zunächst eine Vorschule und eine Primarschule, ab 1959 wurde die Schule um einen Sekundarschulbereich erweitert.

Da die Schule neben den weltlichen materiellen Fächern auch einen Schwerpunkt auf die spirituellen Werte des Judentums und klassische Bildung legte, gab sie sich den Namen des großen Talmudgelehrten Maimonides. Den Namen Athenäum erhielt sie später dazu. Im Jahre 1965 machten die ersten Schüler an dieser Schule ihr Abitur und begannen mit ihrem Studium. Das jüdische „Athenäum Maimonides“ erlebte viele Umzüge in der Brüsseler Innenstadt, bevor es 1993 am Boulevard Poincaré seine endgültige Bleibe fand. Zum Jubiläum ihrer Gründung 1997 übernahm die Schule als Reverenz gegenüber ihrem Gründer auch den Namen Seligman Bamberger.

Rund 65 Jahre später kämpft die Schule ums Überleben. Denn die Gegend in Brüssel, in der die Schule liegt, das Stadtviertel Anderlecht in Sichtnähe zum Gare de Midi, hat sich im Lauf der vergangenen Jahre zu einem überwiegend muslimischen Stadtteil entwickelt. Gerade in den letzten Jahren haben hier die Delinquenz, der Islamismus und die Abkehr in eine Parallelwelt sehr stark zugenommen. Die Juden sehen sich hier immer stärkeren Anfeindungen ausgesetzt. Die Folge: Ein dramatischer Rück-gang der jüdischen Bevölkerung und damit auch eine kaum lösbare Situation für die Schule. „Die Gegend hat eine zugewanderte Bevölkerung, die Juden nicht gerade positiv gesinnt ist“, meint Agnes Bensimon, eine Sprecherin der israelischen Botschaft in Brüssel, die selbst ehemalige Schülerin der „Maimonides“ ist. Schon seit Jahren gebe es in Anderlecht eine stetige Verschlechterung der Lebensqualität, was Sicherheit und Sauberkeit beträfe, erklärt auch der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Schule Jacques Wajc.

„Die Geschichte des Maimonides Schulzentrums ist die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft von Brüssel und ihres wachsenden Unbehagens“, erklärt Joel Rubinfeld, ehemaliger „Maimonides“-Schüler und Vize-Vorsitzender des Europäischen Jüdischen Parlaments, der Zeitung „Times of Israel“. An die Stelle der Juden wanderten in die Innenstadt Brüssels vor allem muslimische Immigranten aus Marokko und der Türkei ein. Jedes Mal, wenn die Spannungen im Nahen Osten steigen, wächst auch deren Antisemitismus. Der 8000 Quadratmeter große Schulkomplex reagierte mit der Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen, heute gleicht die Schule eher einer streng geheimen Militäranlage. „Maimonides“ hat keine Fenster, die Außenfassade ist mit Panzerplatten verstärkt. Besucher müssen durch eine Sicherheitsschleuse und werden von Wachleuten hinter Panzerglas beobachtet. Auch die Eltern reagierten auf die Verschlechterung der Sicherheitslage und schickten ihre Kinder auf andere Schulen. Die jüdische Schule verzeichnet immer weniger Anmeldungen. Die Schülerzahl sank von einst 600 auf heute 150. Derzeit belaufen sich die Schulden bei öffentlichen Stellen auf fast sechs Millionen Euro. Rund 100 jüdische Familien wohnten einst in der Brüsseler Innenstadt um den Südbahnhof und lebten vom Handel. Bis in die frühen 90er Jahre harrten ein paar Dutzend Familien aus, heute sind es nur noch drei. Schon dieses Jahr könnte die Schule schließen müssen. Um dies zu verhindern, wird nun ein Umzug in die Vororte der Stadt in Betracht gezogen. Dort gibt es jedoch bereits die jüdische Ganenou-Schule in Uccle und die Beth-Aviv-Schule in Forest. „Maimonides“ ist die letzte jüdische Schule im Zentrum von Brüssel, wo einst die meisten Juden gelebt haben. Das Viertel um den Gare du Midi wurde einst wegen der Dichte seiner jüdischen Bevölkerung „Klein Jerusalem“ genannt.

Vor allem seit dem Anschlag von Mohammed Merah auf die jüdische Schule in Toulouse mit vier jüdischen Toten im letzten Jahr ist die Angst vor dem radikalen Islamismus nordafrikanischer Prägung auch in Brüssel sehr stark gestiegen. Der Direktor hat damals seinen Schülern untersagt, außerhalb der Schule die Kippa zu tragen. Die Kippa ist ein Zeichen des Respekts gegenüber Gott. Damit war schon ein Fundament, das eine jüdische Schule ausmacht, nicht mehr gegeben. Auch das Verbot des Direktors, die Metrostation Lemonnier zu benutzen, die zum Sammelunkt des aggressiven muslimischen Antisemitismus in Brüssel geworden ist, hat zu einem Aufschrei in der jüdischen Gemeinde in der Hauptstadt der EU geführt.

Ähnliche Zustände wie in der Hauptstadt der EU gibt es auch in einigen Metropolen Frankreichs und Hollands. Besonders, wenn Juden als solche zu erkennen seien, beispielsweise an einer Kippa, könnten sie sich dort nicht mehr in bestimmte Gegenden wagen, so Rubinfeld: „Mit einer Kippa umherzulaufen, ist in vielen europäischen Städten gefährlich.“ Bodo Bost


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