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16.03.13 / Hebbels »Ring« / Zwei Jubilare treffen sich nach 200 Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-13 vom 16. März 2013

Hebbels »Ring«
Zwei Jubilare treffen sich nach 200 Jahren

Um ein Haar hätten sich im Königsberger Stadttheater zwei Künstler getroffen, die zwei Dinge gemeinsam haben: das Geburtsjahr und die Liebe zu den Nibelungen. Der Komponist Richard Wagner und der Dramatiker Friedrich Hebbel, die beide 1913 geboren wurden und die beide auch ein Werk über die Nibelungen geschaffen haben, sind sich jedoch vermutlich wohl nie begegnet.

Das Stadttheater Königsberg, das als eines der renommiertesten in Deutschland und als Schmelztiegel für viele Künstler galt, hätte aber solch ein Treffpunkt sein können, wenn Wagner es dort länger als Kapellmeister ausgehalten hät­te. 1836 und 1837 dirigierte er dort, zuletzt sogar als Musikdirektor. In der Tragheimer Kirche heiratete er schließlich die Schauspielerin Minna Planer. Doch als der Theaterbetrieb kurzzeitig bankrott ging, zog er mit seiner Frau weiter nach Riga, wo er eine Kapellmeisterstelle annahm.

Während Wagner beruflich weitestgehend schon auf eigenen Füßen stand, versuchte Friedrich Hebbel verzweifelt, mit literarischen Ergüssen seiner Armut zu entfliehen. Vor 200 Jahren, am 18. März 1813, in Wesselburen im damals per Personalunion mit Dänemark verbundenen Dithmarschen geboren, hatte er es von Anfang an nicht leicht gehabt. Als der Vater, ein Maurer, eine Bürgschaft nicht einlösen konnte, ging es mit der Familie bergab. Man verlor das Haus und Sohn Friedrich musste in der Klippschule unterrichtet werden. Nach dem Tod des Vaters kam Friedrich in den Dienst eines Kirchspielvogts, der für eine bessere Schulbildung seines Laufburschen sorgte.

Nachdem Hebbel in Hamburg erste journalistische Artikel veröffentlicht hatte, machte er einen Fußmarsch durch Deutschland und kam völlig mittellos in München bei einem Tischler unter. Langsam reifte sein Entschluss, Dramatiker zu werden, doch sein schriftstellerischer Durchbruch dauerte bis zur Uraufführung seines Trauerspiels „Maria Magdalena“ im Königsberger Stadttheater am 13. März 1846. Das Stück wurde Hebbels erster großer Erfolg. Der bis dahin immer noch am Rande des Existenzminimums und mittlerweile in Wien lebende Autor konnte von nun an befreit schreiben. Rasch entstanden weitere be­kannte Stücke wie „Agnes Bernauer“, „Gyges und sein Ring“ oder eben jene schon erwähnten „Nibelungen“. Noch bevor Wagners einzelne „Ring“-Teile uraufgeführt wurden, schuf Hebbel unabhängig davon eine ähnliche Mammut-Trilogie, die ursprünglich zur Aufführung an zwei Abenden gedacht war.

Hebbel und Wagner – sie hatten viel gemeinsam. Auch wenn sie sich zu Lebzeiten nie begegnet sein mögen, so treffen ihre Wege nach 200 Jahren schließlich doch noch zusammen. tws


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