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23.03.13 / Spitzenjournalisten auf Linie / Studie untersuchte, was Medienmacher antreibt und deckte heikle Verbindungen auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-13 vom 23. März 2013

Spitzenjournalisten auf Linie
Studie untersuchte, was Medienmacher antreibt und deckte heikle Verbindungen auf

Die Medien gelten als vierte Gewalt im Staat. Starke Zweifel an der Funktion von Medien als Kontrollinstanz der Macht kann allerdings eine Studie wecken, die an der Universität Leipzig erstellt wurde. Brisanter Inhalt der auch unter dem Titel „Meinungsmacht“ in Buchform erschienene Analyse des Medienwissenschaftlers Uwe Krüger: die Einbindung deutscher Spitzenjournalisten in Machtzirkel der Eliten.

Für die Untersuchung wurde die soziale Umgebung von 219 leitenden Redakteuren führender deutscher Medien unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Ein Drittel der Redakteure unterhielt – außerhalb ihrer direkten journalistischen Aufgaben – informelle Kontakte zu Machtzirkeln der Politik- und Wirtschaftseliten in Deutschland. Konkret waren 64 Journalisten häufig in Organisationen wie der „Atlantik-Brücke“, der Münchner Sicherheitskonferenz, der Trilateralen Kommission und der Bilderberger anzutreffen. Nicht um berufliche Pflichten wie Recherchen oder Interviews zu verfolgen, sondern eher als Teilnehmer der Treffen. Vom neutralen Beobachter sind die Journalisten quasi ins Lager der politischen Akteure gewechselt. Problematisch ist dabei nicht nur, dass dieser Seitenwechsel den Medienkonsumenten nicht mitgeteilt wird, sondern dass dies auch einen nachweisbaren Einfluss auf die Berichterstattung hat.

Ausgerechnet vier leitende Außenpolitik-Journalisten der deutschlandweit führenden Printmedien – „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Süddeutsche Zeitung“, „Die Welt“ und „Die Zeit“ – waren alle im selben US- und Nato-affinen Elitenmilieu unterwegs. Nicht nur das: Bei scheinbar politisch so grundverschieden ausgerichteten Zeitungen sollten eigentlich weit voneinander abweichende Meinungsbilder zu erwarten sein, doch das Gegenteil war der Fall. Wenn es um Themen wie Außen- und Sicherheitspolitik, die Nato oder den Afghanistan-Krieg ging, konnte der Medienwissenschaftler einen auffallenden Gleichklang von Journalisten wie Michael Stürmer („Welt“), Klaus-Dieter Frankenberger („FAZ“), Stefan Kornelius („SZ“) und Josef Joffe („Die Zeit“) nachweisen. Konkret festgemacht wurde dies am sogenannten „erweiterten Sicherheitsbegriff“, für den symbolhaft die umstrittene Aussage des ehemaligen Verteidigungsministers Peter Struck (SPD) stehen kann: „Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“ Während die Mehrheit der Bevölkerung mit diesem stark ausgeweiteten Begriff von Verteidigungspolitik ein Problem hat, herrschte in der untersuchten Berichterstattung der vier Spitzenjournalisten die – stark an die USA angelehnte – Sichtweise von Sicherheitspolitik vor. Naheliegend ist die Erklärung, dass sich eine erstaunliche Zahl von Journalisten direkt von sicherheitspolitischen Eliten beeinflussen lässt – im Klartext, „einspannen“ lässt.

Der Medienwissenschaftler Krüger hält aber noch eine andere Deutung für möglich. „Journalisten mit Eliten-kompatiblen Meinungen haben bessere Chancen, Karriere zu machen, denn sie können im eigenen Haus und in der Branche mit exklusiven Informationen und hochrangigen Interviewpartnern punkten.“ Problematisch sei aber, dass diese Verbundenheit der Journalisten mit Machtzirkeln in der Berichterstattung nicht transparent gemacht wird. Zumindest im Regelfall. Beim Springer Verlag werden Redakteure ganz offen mit Hilfe von Unternehmensgrundsätzen, die in den Arbeitsverträgen enthalten sind, unter anderem auf die „Unterstützung des transatlantischen Bündnisses“ verpflichtet.

Unverblümt ist auch die Parteinahme, auf die Krüger im Zuge seiner Untersuchung beim ZDF gestoßen ist. Im Präsidium der „Deutschen Atlantischen Gesellschaft“, einer Organisation, die Lobbyarbeit für die Nato betreibt, war ein Außenpolitik-Ressortleiter des Fernsehsenders aktiv. Scheinbar ebenso wenig Wert auf den Anschein journalistischer Neutralität legte ein ZDF-Hauptstadtstudioleiter. Er saß im Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, einer Einrichtung der Bundesregierung. Norman Hanert


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