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23.03.13 / Exklusiver Lobbyistenverein / Die »Atlantik-Brücke« zwischen Vermischung und Verfilzung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-13 vom 23. März 2013

Exklusiver Lobbyistenverein
Die »Atlantik-Brücke« zwischen Vermischung und Verfilzung

Die „Atlantik-Brücke“ ist nicht nur eine der einflussreichsten Lobbyorganisation in Deutschland, sie ist zugleich ein sehr exklusiver Verein. Für eine Mitgliedschaft in der „Atlantik-Brücke“ bewirbt man sich nicht, aufgenommen wird nur, wer eingeladen wird. Die Mitgliederliste des Vereins, der sich nach eigener Darstellung für die transatlantische Freundschaft einsetzt, liest sich dementsprechend wie ein „Who is Who“ der bundesdeutschen Machtelite aus Politik, Wirtschaft und Medien. Zu den über 500 Mitgliedern zählen Vertreter fast aller Dax-Konzerne, namhafte Banker und Politiker. Mit von der Partie sind etwa Ex-Kanzler Helmut Schmidt (SPD), der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU), genauso wie der CDU-Politiker Friedrich Merz.

Abgerundet wird die hochkarätige Mischung aus Politik und Wirtschaft durch Medienvertreter vom Axel Springer Verlag und „Der Zeit“. Gegründet wurde der Lobbyverband auf Anregung des US-Hochkommissars im besiegten Nachkriegsdeutschland, John McCloy, 1952 als „Transatlantikbrücke“. Maßgeblich federführend bei der Gründung waren der Bankier Eric M. Warburg und Marion Gräfin Dönhoff, die langjährige Herausgeberin und Chefredakteurin der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“.

Dass schon bei der Gründung des Vereins die bis heute charakteristische Vermischung – wenn nicht gar Verfilzung – von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Medien Kennzeichen des Vereins waren, ist kaum ein Zufall. McCloy galt auch in den USA aufgrund seiner engen Verflechtungen mit Politik und Wirtschaft als „Vorsitzender des amerikanischen Establishments“ und als „einflussreichste Privatperson Amerikas“. Kaum verwunderlich, dass er neben der „Transatlantikbrücke“ gleich noch einen weiteren Lobbyverein auf den Weg gebracht hat, der einen US-Einfluss auf die deutsche Politik sichern sollte. Ebenfalls 1952 wurde so das „American Council on Germany“ gegründet, das seinerseits über das einflussreiche „Council on Foreign Relations“ an die politischen Eliten der USA angebunden ist. Über die Jahrzehnte dürfte sich die „Atlantik-Brücke“ ganz im Sinne des US-Hochkommissars bewährt haben. Von der Öffentlichkeit relativ abgeschirmt, wird über deutsche Führungskräfte Lobby-arbeit für die Anbindung Deutschlands an die USA betrieben.

Sind die Aktivitäten und der Einfluss der „Atlantik-Brücke“ in der Öffentlichkeit ohnehin schon kaum bekannt, so gilt dies für die Nachwuchsförderung des Vereins ganz besonders. Parteiübergreifend wird mit einem „Young Leaders Program“ Ausschau nach politischen Nachwuchstalenten gehalten, die in Führungspositionen hineinwachsen und im Sinne des Vereins tätig werden können. Die Liste der Absolventen hält einige Überraschungen bereit. Sie reicht von Cem Özdemir (Grüne), über die ehemalige Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD), bis hin zu Ex-Bundespräsident Christian Wulff (CDU) und dem ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). N.H.


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