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23.03.13 / USA: die Schweiz Amerikas / Washington nimmt zweierlei Maß in Sachen Geldwäsche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-13 vom 23. März 2013

USA: die Schweiz Amerikas
Washington nimmt zweierlei Maß in Sachen Geldwäsche

Amateure haben ihr Schwarzgeld in die Schweiz gebracht – Profis haben auf die USA gesetzt. So lässt sich die Entwicklung der letzten Jahre rund um das Schweizer Bankgeheimnis auf den Punkt bringen. Während die USA inzwischen per bilateralen Facta-Abkommen Land für Land das jeweilige nationale Bankgeheimnis schleifen, um an Informationen über US-Auslandsvermögen zu kommen, wird eine Schwarz-geldoase immer attraktiver: die USA selbst. Aufschlussreich ist hier etwa der „Bericht über internationale Finanz- und Steuerfragen 2012“, den die Weltbank erstellt hat. Von 817 Hilfskonstrukten zur Verschleierung von Schwarzgeld, die untersucht worden waren, entfielen 102 auf die USA, 91 auf die British Virgin Islands und 50 auf Panama. Bei der Schweiz wurden die Weltbanker nur sieben Mal fündig. Die Eidgenossen landeten damit auf Platz 18 und die USA belegten Rang 1 bei den Schwarzgeldpraktiken.

Das Ergebnis ist kaum verwunderlich: Wenn es um sie selbst geht, schützen die USA die Privatsphäre von Bankkunden gegen fremde Steuerbehörden so umfassend, wie sie dies selbst keinem anderen Land durchgehen lassen. Versuche, die Supermacht USA dazu zu bringen, sich selbst an die Regeln zu halten, die sie von anderen einfordern, sind angesichts der Machtverhältnisse reine Illusion. Dem Bundesstaat Florida ist es beispielsweise gelungen, bisher alle Forderungen nach Transparenz bei den Einlagen ausländischer Kunden abzuwehren. Floridas Argumentation gegenüber Washington: Die Aufgabe des Bankgeheimnisses würde lateinamerikanische Kunden vertreiben und damit der US-Wirtschaft schaden. Inzwischen wissen nicht nur Lateinamerikaner die Diskretion des Finanzplatzes Miami zu schätzen. Schätzungen der Florida Bankers Association gehen davon aus, dass bei den Banken Floridas mindestens 100 Milliarden Dollar ausländischer Kunden liegen. Florida ist nicht die einzige Steueroase, die auf dem Boden der USA prächtig gedeiht. Auch Wyoming und Nevada gelten als Finanzplätze mit magischer Wirkung auf Schwarzgeld.

Unangefochten ist allerdings der Status von Delaware. Der Bundesstaat gilt sogar als älteste noch intakte Steueroase der Welt. Bereits 1889 wurden hier spezielle Unternehmens- und Stiftungsformen entwickelt, die nur darauf abzielten, Firmen mit sehr niedrigen Steuersätzen anzuziehen. Indem weltweit in immer mehr Ländern das Bankgeheimnis – nicht zuletzt durch massiven Druck der USA – verschwindet, wächst die Attraktivität von Delaware. Der kleine US-Bundestaat beherbergt inzwischen mehr Briefkastenfirmen als Menschen.

Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass die USA ganz bewusst die Hand über ihre Steueroasen halten und damit schon länger eine Strategie verfolgen. Bereits im Jahr 2012 machte das Magazin „Vanity Fair“ ein pikantes Detail öffentlich. Schon 1966 soll ein Bank-Ökonom aus Regierungskreisen den Auftrag erhalten haben, Strategien zu suchen, wie die USA ausländische Schwarzgelder anziehen könnten. Der explizite Wortlaut des damaligen Auftrages: „Wir wollen die Schweiz ersetzen.“ H.M.


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