19.04.2024

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30.03.13 / Fast überall fehlt Personal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-13 vom 30. März 2013

Fast überall fehlt Personal

Die Suche nach geeignetem Personal wird immer mühseliger. „Anfang 2011 erhielten wir auf eine ausgeschriebene Stelle 200 bis 300 Bewerbungen, jetzt sind es vielleicht fünf oder sechs“, beschreibt die Geschäftsführerin eines privaten Kita-Trägers die Lage am Arbeitsmarkt für Erzieher. Zudem ließe die Qualität der Bewerber nach. Auch sei die Wechselbereitschaft der Angestellten höher als noch vor Kurzem.

Vor allem in Großstädten stockt der Krippen-Ausbau auch aufgrund von Personalmangel. Zwar hat Familienministerin Kristina Schröder im Rahmen ihres Zehn-Punkte-Programms für eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung Vorschläge gemacht, wie Personal gewonnen werden kann, doch deren Umsetzung lässt zu wünschen übrig. So arbeiten nur 42 Prozent der Erzieher in Vollzeit. Daher schlug das Ministerium vor, dass die Teilzeit-Beschäftigten ihre Stunden erhöhen. Doch viele wollen das gar nicht. Auch die Anerkennung von im Ausland erworbenen Erzieherabschlüssen und die Höherqualifizierung von Kinderpflegern und artverwandten Berufen war eher ein Tropfen auf den heißen Stein. 2012 wurden 3,3 Millionen Kinder unter 14 Jahren deutschlandweit fremdbetreut. Davon waren zum Stichtag 1. März 558000 Kinder unter drei Jahre alt. Insgesamt waren 2012 laut Statistischem Bundesamt 468000 Personen in Kindertageseinrichtungen als pädagogisches Personal oder Leitungs- und Verwaltungspersonal beschäftigt. 2007 waren es noch 366172 Mitarbeiter, also über 100000 weniger. Da der Krippen-Ausbau erst ab 2012 richtig an Fahrt aufgenommen hat, dürfte der Anstig inzwischen noch deutlich höher liegen. Da die Ausbildung zur Erzieherin im Durchschnitt vier Jahre dauert, überrascht es nicht, dass es jetzt zu Engpässen kommt. Bel

 

Zeitzeugen

Ursula von der Leyen – „Das Kinderförderungsgesetz (KiföG) setzt Meilensteine in Deutschland – für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für mehr Bildung unserer Kinder“, begrüßte die damalige Bundesministerin für Familie die 2008 erfolgte Zustimmung des Bundestages zum KiföG. Die siebenfache Mutter trägt jedoch keine Verantwortung mehr für die Umsetzung des Gesetzes, da sie inzwischen Arbeitsministerin ist. Zudem sorgt der verspätet begonnene, jetzt überhastete Ausbau in einigen Einrichtungen dafür, dass es in erster Linie nicht um die Bildung, sondern um die Verwahrung der Kinder geht.

Kristina Schröder – Die Familienministerin hat nur begrenzten Einfluss auf den Ausbau der Krippenplätze vor Ort, auch wenn das Gesetz dazu vom Bund stammt. Neben Geld- und Personalmangel sorgt auch das Fehlen geeigneter Gebäude für Verzögerungen beim Krippen-Ausbau. Gerade in den Städten fehlen Grundstücke, Bauvorschriften schränken die Krippenbetreiber ein und sorgen für steigende Kosten. Daher hat Schröder vorgeschlagen, die Bauvorschriften abzusenken. Zudem will nicht jeder eine Krippe in seiner Nachbarschaft. Einige Anwohner klagen sogar gegen Einrichtungen.

Catherine Hatam – Die Geschäftsführerin des Krippenträgers „Paula & Max“ wundert sich derzeit über Nachbarn einer ihrer Einrichtungen. Die sich in einer ehemaligen Postfiliale befindende Kita hat die einst dem Einbruchschutz dienenden Fenstergitter entfernt. Doch ein Mitglied der Eigentümergemeinschaft des Hauses will, dass diese wieder eingesetzt werden, da sie ohne Genehmigung der Gemeinschaft beseitigt wurden. Werden diese jedoch wieder eingesetzt, verliert die Kita einen Fluchtweg und somit die Betriebserlaubnis für den Raum.

Wolfgang Kubatzki – „Die begüterten Anleger bevorzugen Produkte, die sie anfassen können und bei denen sie wissen, was sie haben. Das können Windräder, Flugzeuge oder eben auch Kindertagesstätten sein“, so das Mitglied der Geschäftsleitung von Feri EuroRating im Artikel „Die Rotzlöffel Rendite“ des „Manager Magazin“. Und immer mehr Immobilienfonds spielen tatsächlich mit dem Gedanken, Fonds aufzulegen, die der Finanzierung von Kindergärten dienen. Dies kann nicht nur den Anlegern zugutekommen, sondern auch im Interesse von Städten und Trägern sein, denen das Geld für den Kita-Neubau fehlt.


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