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30.03.13 / Leben mit dem Tod / Die Endlichkeit akzeptieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-13 vom 30. März 2013

Leben mit dem Tod
Die Endlichkeit akzeptieren

Der Leitsatz, „Was Menschen bewegt“, beschreibt die Ausrichtung des Kreuz Verlags, dessen Programm Bücher über psychologische Themen sowie Fragen des Glaubens umfasst. Das Buch von Karl-Heinz Schneider-Janessen mit dem Titel „Zumutung Tod. Annäherungen an das Undenkbare“ ist in diesem Verlag gut aufgehoben. Wenn auch die Tatsache der Endlichkeit des Lebens jeden beschäftigt, ist dieses existenzielle Thema, gemessen an seiner Bedeutung, doch zugleich auch dasjenige, das am Konsequentesten verdrängt wird. Schneider-Janessen ist Arzt, Psychologe und Philosoph und hat jahrelang als Psychoonkologe in verschiedenen Krebszentren gearbeitet, auch war er im Hospizbereich tätig. Immer wieder traf er auf die Haltung, dass Menschen sich gleichsam instinktiv gegen Vorstellungen vom eigenen Tod zur Wehr setzen. Nach der Diagnose einer schweren Erkrankung ist das kaum noch möglich.

Schneider-Janessens hat ein offenes, auf einem großen Wissensschatz beruhendes Buch geschrieben, das Mitarbeitern von Pflegeheimen und Hospizen eine Orientierungshilfe für ihr Tun bieten kann. Für Angehörige und Trauernde hält es Antworten auf drängende Fragen bereit, die auch Trost und Zuspruch beinhalten. Seinen Erfahrungen als Sterbebegleiter stellt der Autor seine Auffassungen als Christ zur Seite. Wie ein Gegenstand, der von verschiedenen Scheinwerfern angestrahlt wird, so habe er den Tod in jedem Kapitel in einem anderen Licht erscheinen lassen wollen, schreibt er im Vorwort. Angesprochen werden sämtliche Aspekte der „Zumutung Tod“, von Abtreibung, Patientenverfügung, Suizid bei Krankheit und im Alter bis hin zu Überlegungen zur Würde des Menschen, die in allen Reden über den Tod herausgestellt werden. Textauszüge, Bibelstellen sowie eine Fülle von Anekdoten aus Geschichte und Gegenwart runden die einzelnen Kapitel dieses wertvollen Buches ab.

Der Bedarf ist groß. Manche der schwerkranken Patienten, mit denen der Autor im Krankenhaus gesprochen hat, litten unter unerträglicher Angst. Es ist ihm ein wichtiges Anliegen, den Lesern seine Erkenntnis nahezubringen, dass es sich derjenige leichter macht, der sich zeitig in das Schicksal fügt, das allen Lebewesen und auch uns Menschen bestimmt ist: eines Tages sterben zu müssen. Eine solche Haltung sei ein Kriterium von Reife und Klugheit. „Dorthin führen viele Wege. Wer aber im Alter mit Verbitterung auf die Welt schaut, hat etwas nicht begriffen. In einer Reifeprüfung würde er ‚alt‘ aussehen.“ Sich vorbereiten auf den Tod gehöre notwendigerweise zum menschlichen Reifungsprozess. Die Jugend habe noch ein Recht darauf, nicht an den Tod zu denken, meint er.

Unser Menschsein ist voller Widersprüche. Wie kommt es eigentlich, fragt der Autor, dass der Tod undenkbar erscheint, wenn er uns selbst betrifft, obwohl das Thema „Sterben und Tod“ medial so präsent ist wie nie zuvor? Dagmar Jestrzemski

Karl-Heinz Schneider-Janessen: „Zumutung Tod. Annäherungen an das Undenkbare“, Kreuz Verlag, Freiburg im Breisgau 2012, geb., 240 Seiten, 15,99 Euro


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