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06.04.13 / Auf zum zweiten Mali / Zentralafrikanische Republik: Französische Soldaten können Séléka-Rebellen allein nichts entgegensetzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-13 vom 06. April 2013

Auf zum zweiten Mali
Zentralafrikanische Republik: Französische Soldaten können Séléka-Rebellen allein nichts entgegensetzen

Das 4,5 Millionen Einwohner zählende Zentralafrika könnte nach dem Siegeszug der Séléka-Rebellen das erste mehrheitlich christliche Land unter islamistischer Herrschaft werden.

Bis zum 11. März hatte der am 11. Januar in Libreville verhandelte Waffenstillstand in der Zentralafrikanischen Republik zwischen den Séléka-Rebellen und Präsident Francois Bozizé angehalten. Die Séléka („Allianz“ in der Amtssprache Sango) ist eine lose Koalition von regierungsfeindlichen Milizen aus dem Norden des Landes und den angrenzenden Ländern. Die Bewegung hat kein Programm und keine Strukturen, ihr einziges Ziel ist die Macht. Präsident Bozizé war vor fast zehn Jahren durch einen Putsch an die Macht gekommen, er war ein Offizier des blutrünstigen Kaisers Bokassa (1921–1996). Am 23. März besetzten die Rebellen die Hauptstadt Bangui fast kampflos und schlugen Präsident Bozizé in die Flucht. Michel Djotodia, der ehemalige Verteidigungsminister und Gründer der Séléka, hat sich auf der Facebook-Seite der Séléka zum neuen Präsidenten des Landes proklamiert.

Journalisten in Bangui vermeldeten Plünderungen, unter anderem in Villen von Freunden des gestürzten Präsidenten und in einem bei Bozizé beliebten China-Restaurant. Auch die katholische Kathedrale im Stadtzentrum wurde mehrmals geplündert, wie es hieß. Französische Truppen schützten französische Einrichtungen, griffen aber nicht in die Kämpfe ein.

Der Putsch der Séléka reiht sich ein in eine lange Reihe von Umstürzen, Revolten und Putschversuchen, die die Zentralafrikanische Republik seit ihrer Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich 1960 erlebt hat. Das Land, das an andere Krisenstaaten wie den Kongo und den Sudan grenzt, ist seit langem von politischer Instabilität geprägt. Trotz reicher Rohstoffvorkommen an Diamanten, Gold und Uran gehört es nach wie vor zu den ärmsten Staaten der Erde.

Seit der Unabhängigkeit seiner ehemaligen Kolonie waren fast andauernd französische Soldaten im Land. Sie sicherten zuletzt nur noch den Flughafen der Hauptstadt. Zur Sicherung dieses Airports hat Frankreich jetzt weitere 150 Soldaten in Marsch gesetzt. Die ehemalige Kolonialmacht, die bereits 250 Soldaten im Land stationiert hat, schloss die Entsendung weiterer Truppen vorerst aus. Das Außenministerium in Paris rief die rund 1200 Franzosen im dem Land auf, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Bereits am 11. März war die Bischofsstadt Bangassou von ehemaligen Mitgliedern des Séléka-Bündnisses erobert worden. Die Stadt befindet sich im Südosten der Zentralafrikanischen Republik. Der aus Spanien stammende Bischof von Bangassou, Juan José Aguirre Munos, erklärte dem vatikanischen „Fidesdienst“: „Die Rebellen haben in Bangassou die katholische Mission geplündert und Fahrzeuge mitgenommen. Bei diesen Kämpfern handelt es sich um Dschihadisten, die wahrscheinlich vom Ausland finanziert werden … Die Situation bei uns ähnelt der Situation in Mali, doch man scheint sich um die Zentralafrikanische Republik nicht dieselben Sorgen zu machen.“ Zu der Séléka gehören fünf bis sechs Gruppierungen, sie bestehen größtenteils aus Dschihadisten und sprechen Arabisch.

Die Rebellion der Séléka sehen Insider – wie das Erstarken der Islamisten in Mali, Somalia und Nigeria – mit den Ereignissen in der arabischen Welt im Zusammenhang. Die Salafisten, die durch den „Arabischen Frühling“ immens gestärkt wurden, suchen sich in erster Linie schwache Staaten in der Nachbarschaft mit einer schon wankenden Zentralregierung aus, dann verbünden sie sich mit örtlichen kriminellen islamischen Elementen, die sie mit Waffen aus den Golfstaaten aufrüsten und sie so zu einer bewaffneten „Opposition“ formieren.

Während es sich bislang wie im Falle Malis und Somalias aber um mehrheitlich islamische Staaten handelte, die von diesem Krebsgeschwür erfasst wurden, trifft diese Welle mit Zentralafrika nun auf ein zu 80 Prozent christliches Land, das allerdings, wie Bokassa bewies, pragmatisch bereit ist, auf den Islam zuzugehen.

Darüber hinaus hat Zentralafrika eine für den Islam sehr wichtige geografische Lage am Rande des Einflussbereichs alter islamischer Handelszentren. Die Basis der Séléka sollen Toro-Boro-Rebellen aus dem sudanesischen Darfur sein, die unter saudischem Einfluss vom Wahhabismus, einer besonders konservativen Version des Islams, ergriffen worden sind, und vor der Uno-Beobachtermission im Sudan nach Süden ausgewichen sind. General Nourredine Adam, der militärische Führer der Séléka und eigentliche starke Mann der Rebellion, ist Sohn eines Imams und hat in Saudi-Arabien und Katar studiert. Bodo Bost


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