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06.04.13 / Wem nützt Beresowskis Tod? / Moskau fordert Rückgabe von Besitztümern − Todesursache unklar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-13 vom 06. April 2013

Wem nützt Beresowskis Tod?
Moskau fordert Rückgabe von Besitztümern − Todesursache unklar

Seit Russlands Staatsfeind Nummer 1 Boris Beresowskij im Badezimmer seines Hauses in Ascot bei London tot aufgefunden wurde, streiten sich die Experten darüber, ob der einst mächtige russische Oligarch, der bereits im Jahr 2000 vor Wladimir Putins Verfolgung der Oligarchen ins britische Exil geflohen war, Selbstmord begangen hat oder einem Mordanschlag zum Opfer gefallen ist.

Bislang gaben die britischen Ermittlungsbehörden nur wenige Einzelheiten bekannt. Es heißt, dass deutliche Zeichen einer Strangulierung vorlägen, eine Schnur oder ähnliches fehlte jedoch. Die Obduktion hat ergegben, dass Beresowskij eine gebrochene Rippe hatte. Spuren von Gewalteinwirkung von außen gibt es nicht. Es gibt keinen Abschiedsbrief, Beresowskij war angezogen und im Bad war kein Blut. Solange die toxikologischen und zytologischen Untersuchungen laufen, schließt die britische Polizei die Beteiligung eines Dritten weder aus noch bestätigt sie diese.

Dass Beresowskij wegen Derpressionen und Geldsorgen freiwillig aus dem Leben geschieden sei, glauben nur Wenige. Schließlich war der Milliardär bereits zwei früheren Mordanschlägen entkommen. Die Aussage seines Leibwächters, eines ehemaligen Mossad-Agenten, der Beresowskij auf dem Boden des Bades liegend gefunden hat, gibt Rätsel auf. Wie soll er dorthin gelangt sein, wenn er sich selbst strangluiert hat?

Der in den USA lebende Exil-Russe und Buchautor Jurij Feltschinskij weist auf eine Reihe mysteriöser Todesfälle russischer Geschäftsleute im Londoner Exil hin. 2006 wurde Alexander Litwinenko, ein ausgestiegener Offizier des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, mit Polonium vergiftet. Er hatte den Auftrag vereitelt, Beresowskij zu ermorden. 2008 starb Bardsi Patarkazischwili, georgischer Medienfürst und Beresowskij-Freund, an Herzversagen, obwohl er niemals eine Herzkrankheit hatte. In beiden Fällen versuchte Moskau, Beeresowskij einen Mord anzuhängen. Falls Beresowkij, der in letzter Zeit öfter von der Sinnlosigkeit des Lebens und von Selbstmordgedanken gesprochen haben soll, tatsächlich ermordet wurde, stellt sich die Frage, wer ein Interesse an seinem Tod haben könnte? In allen Todesfällen gibt es Spuren, die auf die Beteiligung amerikanischer, russischer oder englischer Geheimdienste schließen ließen. Wurde Beresowskij also Opfer geheimer Staatsinteressen?

Es scheint nahezuliegen, in Richtung Russlands FSB und Beresowskijs Intimfeind Putin zu blicken. Doch womit hätte der Ex-Oligarch dem Kreml noch schaden können, wenn ihm das Geld ausgegangen war, um Putins Feinde zu unterstützen? Glaubte Bereswoskij über genügend Informationen zu verfügen, die er als Lebensversicherung für seine Rückkehr nach Moskau hätte nutzen können?

Eine Antwort glaubt Wladimir Schirinowskij, Chef der Liberaldemokratischen Partei, zu kennen. Er hält „Strukturen in Großbritannien“ für die Täter, die verhindern wollten, dass Beresowskij nach Russland zurückkehrte, aus Angst, dass weitere russische Geschäftsleute ihr Kapital aus London abziehen würden.

Beresowskij erwartete aus seinen Offshore-Fonds 234 Millionen Euro, mit denen er die Löcher in seinem Budget stopfen wollte. Auf das Geld sowie auf alle Besitztümer, die Bereswoskij illegal erworben haben soll, erhebt nun die Moskauer Staatsanwaltschaft Anspruch. Manuela Rosenthal-Kappi


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