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06.04.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-13 vom 06. April 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

beinahe hätte ich „Familienangehörige“ geschrieben, denn um die geht es in unserer heutigen Ausgabe, die hauptsächlich aus Suchfragen besteht. Sie haben nun einmal Vorrang, denn je schneller sie veröffentlicht werden, umso größer sind die Aussichten, noch Menschen zu finden, die weiterhelfen können. Den ersten Wunsch hat uns Frau Barbara Denss aus Lüdenscheid übermittelt, sie spricht nicht in eigener Sache, sondern für ihre schon lange in England lebende sehr gute Freundin, die aus Ostpreußen stammt. Und hofft mit ihr, dass sie endlich Angehörige findet oder jemand aus unserem Leserkreis Auskunft über ihre Familie geben kann, über die sie nichts, aber auch wirklich nichts weiß. Bis auf den Namen ihrer leiblichen Mutter, denn dieser ist der Kopie ihrer Geburtsurkunde zu entnehmen, die sie als einziges Dokument ihrer Herkunft besitzt. Die wurde am 18. April 1931 in Insterburg ausgestellt aufgrund einer schriftlichen Anmeldung des Direktors der Hebammen-Lehranstalt und Landesfrauenklinik, dass dort am Nachmittag des 17. April 1931 ein Mädchen geboren wurde, das die Vornahmen Gisela Brigitte erhielt. Als Tochter der ledigen Hausangestellten Luise Pallasch aus Rastenburg, Wilhelmstraße 36. Die Anmeldung erfolgte also von keinem Familienangehörigen. Außer dem Namen der Mutter und ihrem Wohnort gab und gibt es bis heute keine konkreten Angaben über die Herkunft von Gisela Brigitte Pallasch, die wahrscheinlich schon kurz nach ihrer Geburt in ein Heim kam. Ihre erste Erinnerung ist ein Waisenhaus in der Nähe von Allenstein, das von „Schwestern“ geführt wurde, womit wahrscheinlich Nonnen gemeint sind. Hier bekam das Mädchen als einziges der Heimkinder jeweils im Frühling und im Herbst neue Kleidung, die für sie abgegeben wurde – von wem? Gisela nimmt an, dass Angehörige ihrer Familie sie damit versorgt haben, vielleicht die Mutter oder andere Verwandte. Etwa vier Jahre währte nach ihrer Erinnerung der Heimaufenthalt, der ihr etwas Geborgenheit vermittelt hatte – was dann kam, war ein dauerndes Hin-und-Her-Geschiebe. Zuerst kam Gisela in eine Pflegefamilie, dann wieder in ein Heim. Als sie an Diphterie erkrankte, erfolgte erneut ein Heimwechsel. An diese kurzen Aufenthalte kann sie sich nicht erinnern, aber an ihre Schulzeit in Rastenburg, wo sie als etwa Zehnjährige in eine Pflegefamilie kam, mit der sie Flucht und Kriegs­ende erlebte, teils ganz auf sich allein gestellt. Über Bernau kam Gisela durch Vermittlung einer Kirchengemeinde zu einer Arztfamilie nach Thüringen, aber auch dieser Aufenthalt dauert nicht lange, denn die Pflegemutter hatte sie gesucht und holte sie nun nach Eberswalde. Dort war dem aus der Gefangenschaft heimgekehrten Pflegevater ein Stück Land zugewiesen worden, so war das Pflegekind eine willkommene Hilfskraft. Gisela musste hart arbeiten und konnte nur im Winter die Schule besuchen. Als sie einmal nach Berlin fuhr, um auf dem Schwarzmarkt Produkte des Hofes zu verkaufen, fasste sie den Entschluss, nicht mehr nach Eberswalde zurückzukehren. Sie fand Platz in einem Mädchenheim und bekam bis zu ihrem 21. Lebensjahr einen Vormund. Danach lebte sie einige Jahre in der Familie von Frau Denss in Berlin-Wannsee, bis sie nach England ging. Zwischen den jungen Mädchen entwickelte sich eine enge, fast geschwisterliche Freundschaft, die bis heute hält. So hat sich Barbara Denss nun der Suche nach Angehörigen ihrer Freundin angenommen, denn obgleich diese längst ein eigenes glückliches Familienleben führt, quält sie die zeitlebens gestellte und nie beantwortete Frage nach ihrer Herkunft. Zwar meint Gisela, in einem Heim zusammen mit einem „Bruder“ gelebt zu haben, aber diese Erinnerung kann trügen. Gisela Pallasch heißt heute Downer, wohnt mit ihrem Ehemann Jimmy in Bristol, hat zwei Kinder, zehn Enkel und vier Urenkel. Nun kommt also unsere Ostpreußische Familie ins Spiel. Wer kann etwas Licht in dieses Dunkel bringen? Gefragt sind in erster Linie Landsleute aus Rastenburg, aber auch ehemalige Heimbewohner und betreuende Personen. Frau Denns ist bereit, die Antworten entgegenzunehmen und sie an Frau Downer weiterzuleiten. Alle Zuschriften werden vertraulich behandelt. (Barbara Denns, Claudiusstraße 4a in 58513 Lüdenscheid, Telefon 02351/50048.)

Und nun zu einem zweiten, sehr ähnlichen Fall, der allerdings nicht so im Dunkel liegt, weil die Suchende als Kind in der Obhut ihrer Großmutter aufwuchs und auch einige Angaben über den leiblichen Vater machen kann. Vermittelt hat uns die Unterlagen Herr Siegfried Schmidtke, der im nächsten „Treuburger Heimatbrief“ den Suchwunsch von Frau Edeltraut Fink geborene Sabolowski veröffentlichen wird, in dem sie sich direkt an ihre Landsleute aus Erlental, Kreis Treuburg wendet. Nach Absprache mit Frau Fink bat uns Herr Schmidtke, die Angelegenheit schon vorab in unserer Kolumne zu behandeln, denn wie bei allen Suchfragen liegt uns der Zeitdruck im Nacken. Diese Erkenntnis hat auch Frau Fink, wenn sie schreibt: „Ich bin mir bewusst, dass es diesbezüglich nur noch ganz wenige Zeitzeugen gibt, wenn überhaupt. Schon allein deshalb, weil sie bereits in einem hohen Alter sind und vielleicht wenig Erinnerungen haben.“ Aber auf Frau Fink trifft das allerdings nicht zu, denn sie kann doch einige Namen nennen, die bei der Suche weiterhelfen können. Edeltraut Fink ist eine geborene Sabolowski. Es ist der Name ihrer Mutter, aber auch der Geburtsname ihrer Großmutter Auguste Baranowski, mit der sie zusammen in Erlental im Haus Nummer 20 bei dem Geschwisterpaar Przyborowski wohnte. Edeltraut war wohl das einzige Kind im Haus. Der Besitzer war Witwer und kinderlos, seine Schwester blieb unverheiratet. Als Edeltraut dort aufwuchs, waren die Przyborowskis schon im fortgeschrittenen Alter. Edeltrauts Mutter Gertrud Sabolowski brachte ihre Tochter im September 1937 in Erlental zur Welt, verließ den Ort aber schon acht Wochen nach der Geburt des Kindes. Der Vater des unehelichen Kindes war bekannt, gewisse Umstände hatten zu keiner Heirat geführt. Gertrud Sabolowski erging es somit wie ihrer Mutter Auguste, die bei der Geburt ihres ersten Kindes ebenfalls ledig war. Allerdings war die in Gusen/Guhsen Geborene mit dem Vater ihrer Tochter Gertrud verlobt gewesen, kurz vor der Heirat verstarb leider der aus Treuburg stammende Bräutigam. Auguste Sabolowski heiratete dann den Schuhmacher Franz Baranowski, mit dem sie vier Kinder – Fritz, Franz, Otto und Margarete – hatte. Irgendwann war die Familie nach dem nur acht Kilometer von Treuburg entfernten Erlental gezogen, wo der Vater mit 52 Jahren an einem Lungenleiden verstarb. Die Baranowski-Kinder überlebten Krieg und Flucht, bis auf Otto, der vor Stalingrad blieb. Edeltraut stand mit ihnen in Verbindung, vor allem mit ihrer Tante Margarete, die erst kürzlich verstorben ist. Aber um diese Verwandten geht es Frau Fink auch nicht, ihre Suchfrage betrifft ihren Vater, von dem sie noch ein – namenloses – Foto besitzt. Sein Vorname könnte Erwin oder Ernst gelautet haben. Er war wohl der Sohn eines Landwirtes aus Erlental oder der näheren Umgebung und soll bei der Polizei gewesen sein. Angeblich ist er kurz nach Kriegsbeginn in Polen gefallen. Edeltraut hat immer versucht, die Identität ihres Vaters zu klären, nun hilft ihr Tochter Marita bei diesem wohl letzten Versuch. Vielleicht finden sich doch noch alte Erlentaler, die über Edeltrauts Vater etwas aussagen könnten, schließlich kannte in dem 430 Seelen-Ort wohl jeder jeden. Einige Namen von früheren Bewohnern sind Frau Fink noch geläufig, so wie der des Gastwirtes Kischlat oder des Gutsbesitzers Kralewski. Noch eine kleine Bitte: Wer besitzt Fotos aus Erlental mit dem Haus der Familie Przyborowski? Frau Edeltraud Fink (Telefon 06636/8255) und ihre Tochter Marita (Telefon 06636/8246) würden sich über jeden Anruf freuen.

Der Suchwunsch unseres Landsmannes Winfried Krause aus Kiel dürfte wohl leichter zu erfüllen sein, denn es geht um ehemalige Schulkameraden der Schön-Schule in Königsberg. Nach langem Suchen hat er zwei von ihnen gefunden, und gemeinsam begeben sich nun die Drei auf die Suche nach weiteren Mitschülern – über unsere Ostpreußische Familie. Der Schreiber macht sich für das Trio – Hans Krutein, Klaus Müller, Winfried Krause – zum Wortführer: „Wir drei Ehemaligen wohnten in der Herzog-Albrecht-Allee in den Häusern Nr. 8 und Nr. 24 und fuhren immer mit der Straßenbahn der Linie 7 zur Schule, die an der Kreuzung Wrangelstraße/Mitteltragheim lag. Ich selbst kam im Jahre 1939 in diese Schule, unsere Klassenlehrerin war Fräulein Sudau. Ich meine, die nachfolgenden Jahre bis zum Herbst 1944 Schön-Schüler gewesen zu sein, allerdings fand der Unterricht dann in einem ehemaligen Lyzeum in der Tragheimer Pulverstraße statt. In unsere Klasse ging der Sohn eines in der Nähe wohnenden Kolonial- und Gemüsehändlers. Er musste während der großen Pause immer nachschauen, welches Obst oder Gemüse für uns angeliefert worden war, das am nächsten Tag – zuvor zu Hause fein säuberlich geputzt – in der Schule verzehrt wurde. Auch seinen Namen habe ich leider vergessen. Nun möchten wir Drei erfahren, ob noch der eine oder andere Klassenkamerad den Krieg überlebt hat und sich an diese gemeinsamen Schuljahre und an uns erinnert. Na ja, wir befinden uns mittlerweile im 78./79. Lebensjahr, und da wird es höchste Zeit, sich zu rühren!“ Allerhöchste sogar, lieber Herr Krause. Und deshalb erfolgte diese Veröffentlichung sehr schnell und führt damit hoffentlich zum Erfolg. (Winfried Krause, Niobeweg 9 in 24159 Kiel, Telefon 0431/372665, E-mail: Maraunenhof@gmx.de)

Alte Fotos werden immer gesucht, und so möchte auch die Familie Roschewitz aus Ketzwalde gerne Aufnahmen von ihrem Heimatort haben, in den sie aus Altersgründen nicht mehr reisen kann. Zumal sie schon lange in den USA lebt und deshalb ihre hier in Deutschland lebenden Verwandten gebeten hat, nach Aufnahmen aus Ketzwalde zu suchen. So wandte sich nun Herr Rolf Schweig aus Ganderkesee an uns und übermittelte uns die Bitte. Nun ist Ketzwalde ein kleiner Ort im Oberland, 24 Kilometer südlich von Osterode gelegen, bestand aus einem Gut – mit Windmotor – und mehreren Gehöften und hatte rund 430 Einwohner. Die Familie Roschewitz möchte gerne wissen, wie es heute in Ketzwalde [Jagodziny] aussieht. Vielleicht waren Landsleute aus dem südlichen Ostpreußen auf Heimatreise auch in Ketzwalde und haben Aufnahmen gemacht? Herr Schweig würde sich freuen, wenn er diese an seine Verwandten übermitteln könnte. (Rolf Schweig, Schwerbrocker Mühlenweg 19 in 27777 Ganderkesee, Telefon 04221/945031, E-Mail: rolf.schweig@google.com)

Ein Dankeschön kam von Frau Ingeborg Kaparti schon kurz nach der Veröffentlichung ihres Suchwunsches in Folge 9, zugleich mit einer kleinen Berichtigung. Seit sie mit dem Aufarbeiten ihrer Familiengeschichte begonnen hat, beschäftigt sich die Kölnerin mit der Flucht ihrer Eltern Meta und Gustav Kalwa aus Allenstein über Wismar und von dort über See nach Dänemark. Allerdings erfolgte diese Flucht unter Lebensgefahr, denn ihr Schiff, die „Pallas“, ging nach einer Bombardierung im Langeland Belt unter, ihre Eltern und ihre Großmutter konnten gerettet werden. Es folgte eine längere Internierungszeit auf Langeland und im jütländischen Lager Grove-Gedhus. Frau Karpati sucht nun ehemalige Lagergefährten ihrer Eltern, die ihr etwas über die Internierung berichten könnten, vielleicht auch auf der „Pallas“ waren. Sie konnten sogar anhand eines Abschiedsgedichtes der Lagergefährten für Gustav Kalwa einige Namen aufführen. Hier ist nun eine Korrektur angebracht, denn es handelt sich nicht um das Lager Grove, sondern um das Lager Gedhus-Karup, wo die Eltern in Baracke Nr. 46 Zimmer 7 ihre Unterkunft hatten. Wir bringen diese Berichtigung gerne, denn es ist nach den ersten Meldungen bei Frau Kaparti anzunehmen, dass es noch weitere Zuschriften geben wird. Leider rief bei Frau Kaparti während ihrer Abwesenheit eine Dame an, die keine Telefonnummer hinterließ, sich aber wieder melden wollte. Dies ist bisher nicht geschehen, und so bitten wir diese Dame, sich noch einmal bei Frau Kaparti zu melden, die sich über jeden Bericht über die genannten Lager und die „Pallas“ freuen würde, auch wenn sie nicht direkt ihre Eltern oder Großmutter betreffen. (Ingeborg Karpati, Am Braunsacker 38 in 50765 Köln, Telefon 9221 /9465412.)

Eure Ruth Geede


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