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13.04.13 / Berlin Alexanderplatz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-13 vom 13. April 2013

Berlin Alexanderplatz
von Vera Lengsfeld

Nicht nur für die Planung des neuen Flughafens hat Berlin ungebührlich lange gebraucht, um das Projekt nach zwei Jahrzehnten so in den märkischen Sand zu setzen, dass keiner mehr eine Prognose wagt, wann der Airport jemals in Betrieb genommen wird. Um den berühmtesten Platz der Stadt, dem Alex, spielt sich eine ähnliche Posse ab.

Vor 20 Jahren hatte der Stararchitekt Hans Kollhoff den städtebaulichen Wettbewerb um die Neugestaltung der einst legendären Berliner Mitte gewonnen. Sein Masterplan sieht den Bau von zehn 150-Meter-Hochhäusern vor, die sich aus „blockartigen“ Gebäudesockeln erheben. Bei den Berlinern stieß diese Idee von Anfang an auf wenig Gegenliebe. Weil es aber lange keine Anzeichen gab, dass der Plan auch umgesetzt würde, geriet das Vorhaben allmählich in Vergessenheit.

Dann entstand innerhalb kürzester Zeit das Einkaufszentrum „Alexa“, von den Berlinern sofort das „Rosa Ungeheuer“ getauft. Der vorgesehene Platz für das Hochhaus daneben blieb leer. Bald darauf folgte ein weiterer „Sockelbau“ mit dem Charme einer Lagerhalle, das „Saturn-Gebäude“, zu dem den Berlinern nicht mal ein Spottname einfiel. Aus dem Sockel strebt bis heute kein Büroturm empor, weil es keinen Bedarf dafür gibt.

Die Gesichtslosigkeit des Gebäudes erklärt sich daraus, dass es keinerlei Anforderungen für eine repräsentative Gestaltung gab. Die Schuld dafür schieben sich nun Senat und Bezirk Mitte gegenseitig in die Schuhe.

Der meistbesuchte Platz Berlins ist bis heute Stückwerk geblieben. Wenn das so weiter geht, orakelt die „Berliner Zeitung“, gibt es frühestens in 180 Jahren eine geschlossene Bebauung. Anders als beim Flughafen könnte das aber sogar ein Gutes haben. Es regt sich Widerstand gegen das unkoordinierte Vorgehen. Sogar Kollhoff kritisiert das bisherige Erscheinungsbild des Schaufensters der Hauptstadt als „unsäglich“. Er will sich am Wettbewerb zur Gestaltung der von ihm vorgeschlagenen Hochhäuser nicht mehr beteiligen, wenn der Senat nicht Kriterien anlegt, wie sie in Manhattan für Neubauten gelten.

Sein Kollege Bruno Flierl geht sogar noch weiter. Er spricht sich gegen den Bau von Hochhäusern aus, weil sie die Sicht auf den Fernsehturm, immerhin ein vielbesuchtes Wahrzeichen der Stadt, verstellen würden. Das war den Preisrichtern vor 20 Jahren nicht aufgefallen

Um das Chaos perfekt zu machen, rückt jetzt der damalige Stadtbaudirektor Hans Stimmann von den durch ihn geförderten Bauplänen ab und fordert eine niedrigere Traufhöhe für die Bürotürme, die überdies in Hotels und Wohnbauten umgewidmet werden sollten. Das sind beste Voraussetzungen für eine weitere Berliner Blamage.


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