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13.04.13 / Füllt Nawalnyj Vakuum? / Beresowskij hinterlässt Lücke als Moskaus Buhmann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-13 vom 13. April 2013

Füllt Nawalnyj Vakuum?
Beresowskij hinterlässt Lücke als Moskaus Buhmann

Boris Beresowskij galt viele Jahre als Russlands Staatsfeind Nummer 1, auf den sich leicht alles, was in der Politik schieflief, sowie überhaupt alles Übel im Land schieben ließ. Unmittelbar nachdem bekannt geworden war, dass der einst mächtige Oligarch in seinem Londoner Exil tot aufgefunden worden war, spekulierten russische Medien darüber, wer das Vakuum füllen wird, das Beresowskij als Buhmann der Nation hinterlässt. Zwar, da sind sich die Kommentatoren einig, hatte Beresowskij mit seiner Flucht auch an Einfluss in Russland verloren, jedoch eignete sich seine Person als Sündenbock. Ihm wurden diverse Morde, unter anderem die Vergiftung des Ex-Agenten Alexander Litwinenko, in die Schuhe geschoben. Die Kreml-Organe entdeckten Beresowskijs Handschrift bei den unterschiedlichsten Ereignissen: Vom Punkgebet der Gruppe Pussy Riot in der Moskauer Christi-Erlöser-Kathedrale bis zu den Massendemonstrationen soll er von London aus dazu aufgerufen haben. Tatsächlich hatte die Figur Beresowskij eher einen symbolischen Charakter. Mit seinem Tod endet die Epoche der 1990er Jahre. So sehen es die meisten Kommentatoren.

Wer wird nun also die Symbolik des Bösen vertreten? Im Augenblick gibt es keinen Kandidaten, der wie Beresowskij Macht durch Geld erlangen könnte. Die heutigen Oligarchen, Männer wie Abramowitsch oder Deripaska, haben sich mit dem System Putin arrangiert. Theoretisch könnte jeder zum Staatsfeind werden, am ehesten wohl aber jemand, der die Macht im Land anstrebt.

In diese Kategorie fällt am ehesten Alexej Nawalnyj. Der 35-jährige Moskauer Rechtsanwalt und oppositionelle Aktivist führte die Bürgerproteste gegen Korruption und die Wiederwahl Putins an. Seit 2009 erreichte er große Popularität durch Veröffentlichungen auf einer eigenen Internetseite. Er ist einer der bekanntesten Putin-Gegner in Russland. Am 17. April hat ein Prozess gegen ihn begonnen. Ihm wird vorgeworfen, zwischen April und August 2009 als Berater des Gouverneurs der Oblast Kirow den dortigen staatlichen Holzbetrieb Kirowles um umrechnet 33000 Euro geprellt zu haben. Nawalnyj streitet die Vorwürfe ab und bezeichnet den Prozess, der lediglich dazu diene, die Opposition einzuschüchtern, als politisch motiviert.

Anfang April überraschte Nawalnyj mit der Ankündigung, 2018 für das Präsidentenamt kandidieren zu wollen. Zwar hat er bislang kein Programm, aber sein Ziel ist es, das Leben in Russland zu ändern, damit die Menschen, deren Mächtige die Öl- und Gasvorkommen des Landes ausbeuten, unter normalen Umständen leben können und nicht in Armut und Perspektivlosigkeit verharren müssen. Das beste Programm, so Nawalnyj, sei daher, nicht zu lügen und zu stehlen.

Die Meinungen über Nawalnyj gehen auseinander. Kritiker werfen ihm nationalistische Äußerungen beim „Russischen Marsch“ vor. Laut einer Umfrage des Levada-Zentrums würden ihn dennoch 14 Prozent der Befragten wählen. Zunächst bereitet Nawalnyj sich aber darauf vor, ins Gefängnis zu wandern. Bei einer Verurteilung drohen ihm zehn Jahre Haft. MRK


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