26.04.2024

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13.04.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-13 vom 13. April 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

spät kommt Ihr, doch Ihr kommt … Ihr erfreulichen Erfolge, die ich eigentlich schon längst präsentieren wollte, denn darauf warten mit Sicherheit schon unsere Leserinnen und Leser. Aber augenblicklich gibt es eine Menge Fragen und Wünsche, die mir zum Teil persönlich vorgetragen werden und viel Zeit benötigen, so dass ich die alte Schiebetechnik anwenden musste: Die Scheibe Wurst auf der Brotscheibe immer weiter hinausschieben, bis man sie dann im Ende genüsslich mit dem letzten Brotkrumchen verspeisen kann. Und so werden auch heute unserer Leserschar die positiven Berichte besonders munden, und dazu wünsche ich guten Appetit! Da ist zunächst die Sache mit dem Rettungsring, die uns Peter Timnick aus Westerrönnfeld zusandte, der auf einen Fischerhafen am Frischen Haff hinwies. Herr Timnick hatte ihn in einem dänischen Antiquitätenladen entdeckt, und als in Sensburg geborener Ostpreuße interessierte ihn die Geschichte. Im Geheimen hoffte er wohl, dass die Suche in unserer Kolumne zu der Familie führen würde, der ursprünglich der betreffende Kahn gehörte. Das geschah auch, allerdings anders als erwartet. Kaum war die Suchfrage in Folge 10 erschienen, meldete sich Herr Peter Perrey aus Neustadt, der uns Folgendes schrieb: „Der Rettungsring stammt von einem in Bremerhaven beheimateten Fischdampfer. BX ist das Kennzeichen für Fahrzeuge der Bremerhavener Hochseefischerei. Eine Nachfrage beim Heimathafen wird mit Sicherheit auch zutage fördern, wer der Eigner der ,Frisches Haff‘ gewesen ist und welche Verbindungen er zu unserer Heimat gehabt haben könnte. Einsatz und Schicksal des Trawlers können geklärt sowie sicher auch ein Bild gefunden werden. Dass es sich bei BX 706 um eine ostpreußische Registrierung handelt, kann von vorneherein ausgeschlossen werden.“ Da lag Herr Perrey absolut richtig, denn kurze Zeit später kam eine Mail von Herrn Prof. Dr. Rüdiger Döhler aus Elmshorn mit folgender Information: „BX war das Fischereikennzeichen von Bremerhaven. Ludolf Köhler, Kapitän der Hochseefischerei und Archivar der Fischereihafen Betriebsgesellschaft Bremerhaven, teilte mir dazu mit, dass einige Bremerhavener Fischer um 1970 mehrere alte Ostseekutter nach Bremerhaven geholt hatten, aus dem beabsichtigten Fischfang sei aber nie etwas geworden.“ Herr Professor Döhler konnte uns auch den Namen des Eigners von BX 706 mitteilen und will weitere Nachforschungen anstellen. Wir danken beiden Informanten, die sich so schnell um eine Klärung bemüht haben und werden, falls noch weitere Angaben kommen, diese unseren Lesern mitteilen.

Und ebenso prompt kam die Antwort auf die Frage nach der Herkunft des Milchkännchens, das Frau Baum bei einem Heimatbesuch von einem Russen erhielt, der das gut erhaltene Stück auf einem Tilsiter Grundstück beim Graben gefunden hatte. Frau Karen Baum interessierte dies sehr, da der auf dem Kännchen verzeichnete Name „Artschwager“ auch in ihrer Familie vorkommt. „Weiß jemand etwas darüber?“, hatten wir in Folge 11 gefragt. Herr Hans Dzieran aus Chemnitz wusste sofort und nicht nur etwas: Er konnte genau Auskunft geben, dass es sich um das renommierte Tilsiter Geschenkhaus für Porzellan- und Glaswaren von Paul Artschwager in der Wasserstraße 28 handelte. Über dem Geschäft befand sich das Zivilkasino, bekannt für seine rauschenden Bälle. Bei der auf dem Kännchen angegebenen Adresse „Hohe Straße 9“ handelte es sich um die Privatanschrift der Familie Artschwager. Herr Dzieran konnte Karen Baum auch noch mitteilen, dass Frau Artschwager nach der Vertreibung in Bielefeld eine neue Bleibe gefunden hatte. Das ist vielleicht für Frau Baums Familienforschung wichtig. Seine schnelle Zuschrift, für die wir Herrn Dzieran herzlich danken, erklärt er so: „Ich antworte Ihnen so rasch, weil wir alten Tilsiter von unserem Wissen Gebrauch machen wollen, solange wir dazu in der Lage sind.“

Aber bei vielen Leserinnen und Leser dauert es doch erheblich länger, sogar sehr lange, und im nächsten Falle sogar zehn Jahre! So erhielt ich jetzt den Brief einer Königsbergerin, die vor längerer Zeit nach einem Bildnis eines ihrer Vorfahren gesucht hatte, der vor 200 Jahren zu einer der herausragenden Persönlichkeiten unserer Heimat gehörte. Nun, ein Porträt ihres Ur-Ur-Urgroßvaters hat sie nicht erhalten, aber doch einige interessante Zuschriften zu den Spuren, die dieser bedeutende Theologe und Pädagoge hinterlassen hat und denen sie auch auf vielen Heimatreisen nachgegangen ist. Doch darüber ein andermal: Hier und heute sei nur erwähnt, dass die Leserin sich damals nicht für die Veröffentlichung und die damit verbundene Resonanz bedankt hat und dies nun nachholen will – nach über zehn Jahren! Da freue ich mich sehr, zumal sie mir einige der ihr damals zugesandten Informationen beigelegt hat, die auch für unsere jetzige Arbeit von Bedeutung sind. Dafür möchte ich schon heute Dank sagen – zehn Jahre kann ich leider nicht warten. Die Latte liegt für mich dann doch zu hoch.

Immerhin ist Frau Margarete Bracker aus Hamburg noch nach einem Jahrzehnt mein Name bekannt als damalige Bezieherin des Ostpreußenblattes. So begrüße ich sie nun wieder in unserem Familienkreis und danke ihr für die netten, erinnerungsreichen Worte. Frau Bracker bezieht sich auf die Film-Triologie „Unsere Mütter und Väter“ und erklärt ihre Gründe, warum es für sie unmöglich war, diesen Film anzusehen – wie vielen unserer Leserinnen und Lesern. Auf dieses Thema können wir nicht im Rahmen unserer Kolumne eingehen, dazu ist es zu vielschichtig und muss deshalb besonders behandelt werden. Nur eins möchte ich dazu sagen: Wenn sich jemand der Schicksalsfragen der Kriegsgeneration angenommen hat, seit jeher und ohne Unterbrechung bis heute und auch weiterhin, dann ist es unsere Zeitung, dann ist es unsere Ostpreußische Familie.

Wie wichtig es ist, seine Erinnerung, seine Kenntnisse, sein Wissen zu dokumentieren, beweist eine Nachfrage, die aufgrund einer Veröffentlichung vor fast zwölf (!) Jahren erfolgte und die wir mühelos beantworten können. Da wendet sich ein Hamburger an uns, der in einem damals angegebenen Bewohner von Tutschen einen Zeitzeugen ausfindig zu machen glaubt, der ihm bei einer Personenfindung behilflich sein könnte. Wir hatten diesen Namen im Zusammenhang mit einer Bitte von Frau Gertrud Bischof gebracht, die eine Dokumentation über das sowjetische Internierungslager Brakupönen herausbringen wollte und um die Meldung von ehemaligen Zwangsinternierten bat. Es gelang Frau Bischof tatsächlich, mit Hilfe von Herrn Hans Nagel diesen Lagerbericht herauszubringen – wir haben oft darüber berichtet und konnten auch Leserwünsche nach der Broschüre erfüllen. Gertrud Bischof lebt ja nun leider nicht mehr, aber die Broschüre bewahrt die Früchte ihrer unermüdlichen Tätigkeit. Und somit können wir dem Hamburger auch Namen und Anschrift des damals Genannten, der zu den Zivilgefangenen von Brakupönen gehörte, mitteilen. Er soll ein Verwandter des von dem Hamburger gesuchten Bewohners von Tutschen sein.

Zu einer anderen Dokumentation, vielmehr zu zwei Ausgaben, einer schon vorhandenen und einer geplanten, denn dem von Heinz Timmreck herausgegebenen Band „Letzte Züge aus Ostpreußen“ soll nun ein zweiter folgen, der auch Fluchtberichte mit der Bahn aus Westpreußen und Pommern enthält. Wir hatten bereits von diesem Projekt berichtet und unsere Leserinnen und Leser, die diesem zweiten Band „Flucht mit der Bahn 1945“ (Arbeitstitel) eigene Berichte beisteuern wollen, gebeten, sich bei dem Herausgeber zu melden. Das ist auch geschehen, so dass Herr Timmreck uns jetzt einen Vor-Entwurf zusenden konnte, der schon über 30 Kapitel enthält. Ostpreußen ist mit 18 Erlebnisberichten stark vertreten, darunter auch Beiträge, die unserer Kolumne entnommen sind. In diesem Vor-Entwurf erscheinen auch Angaben über die Reichsbahn in Ostpreußen und auch darüber, was die Eisenbahner in jenen letzten Fluchttagen geleistet haben. Ein aktiver Lokführer schreibt zu diesem Thema: „Die Leistungen der Eisenbahner im Winter 1944/45 sind eigentlich nur als Wahnsinn zu bezeichnen. Es wird wohl kaum noch geordnete Zuglaufmeldungen oder Ähnliches gegeben haben. Teilweise wurden ja auch Züge mit Lokomotiven bespannt, die nur für einen kleinen Einsatzraum gedacht waren. Da ist es schon erstaunlich, wie weit man mit solchen Lokomotiven und Wagen gefahren ist. Wenn ich mich richtig erinnere, ist eine Lokomotive der Haffuferbahn bis Lüneburg gefahren.“ Da dieses Thema bisher überhaupt noch nicht behandelt wurde, bittet Herr Timmreck unsere Leser und Leserinnen erneut um Mithilfe, und wir übermitteln die Frage gerne: Wer weiß, wann die letzten Züge der Haffuferbahn fuhren und ob, wann und wie sie als Fluchtzüge eingesetzt wurden? (Heinz Timmreck, Schwalbenweg 7 in 32107 Bad Salzuflen, Telefon 05222/7403, E-Mail: mail@heinz-timmreck.de)

Grüße kamen aus aller Welt und gehen in alle Welt, oft mit einem Dankeschön verbunden – so an Frau Anja-Kristin Volk in Südafrika. Die in Königsberg Geborene lebt dort seit 40 Jahren und hat die Erinnerung an ihre Heimat bewahrt, obgleich der Kreis der alten Freunde und Landsleute immer kleiner geworden ist. „Früher hatten wir einen Ostpreußenklub in und um Johannisburg, der sich einmal im Jahr zum Ostpreußentag traf, und die Marjellen trafen sich alle drei Monate, da gab es so manches Schicksal, das man nicht vergisst“, schreibt Frau Volk etwas wehmütig. Dass sie auch seit Jahren keinen Kontakt mehr zum Ostpreußenblatt hat, ist betrüblich, aber soweit ich mich erinnern kann, habe ich nie mit ihr in Verbindung gestanden, was nun nachzuholen ist. Denn Frau Volk übersandte uns eine Ausgabe vom „Führer durch Königsberg i. Pr. und Umgebung“ aus dem Jahr 1907, weil sie meint, dass dieser besser bei uns aufgehoben sei. Kein Reprint sondern die Originalausgabe und sehr gut erhalten. Herzlichen Dank, liebe Frau Volk, ich werde den Führer sorgfältig lesen und damit der Route folgen, die ein rühriger „Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs in Ostpreußen“ damals vorgegeben hat. (Anja-Kristin Volk, 40Vleistreet, Greyton 7223, South Africa.)

Und ein weiterer Dank geht in die USA zu Christina Gilliland, die uns als Ostergruß einen kleinen Band mit selbstverfassten Gedichten übersandte, die meisten in englischer Sprache, aber auch ein Wintergedicht über ihren Heimatort Cranz – dafür ist es nun doch zu spät, wir wollen diesen Winter, der so viel Sitzfleisch hatte, nicht noch besingen.

Noch einmal zu der Sammlung ostpreußischer Konfirmationsurkunden von Frau Ursula Karge aus Norden als Ergänzung zu dem Bericht in der Osterausgabe: Die vielseitig begabte und an kirchlicher Kunst sehr interessierte Sammlerin bereitet nun eine Ausstellung vor, auf der auch einige Urkunden aus Ostpreußen zu sehen sind. Es handelt sich um eine Doppelausstellung „Bibelfliesen – Konfirmationsurkunden“, auf der 80 von den insgesamt 500 gesammelten Objekten gezeigt werden. Das älteste Dokument stammt aus dem Jahr 1839. Blickfang werden die Fliesen mit biblischen Motiven sein. Die von der Evangelisch- lutherischen Ludgeri-Kirchengemeinde Norden veranstaltete Ausstellung findet vom 30. Juni bis 15. August statt.

Ein Leser aus Berlin erwarb kürzlich das hier gezeigte Ölgemälde „Danzig mit Krantor“. Leider kann der Besitzer den Namen des Malers nicht entziffern, was wir natürlich auch nicht vermögen, wie er erhoffte. Das Bild muss in den 20/30er Jahre entstanden sein. Vielleicht kann ein Kenner der Danziger Kunstszene einige Hinweise geben. (Wolfgang Jensch, Luisenstraße 1 in 13505 Berlin.)

Eure Ruth Geede


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