19.04.2024

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20.04.13 / Nolde in Emden und Moritzburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-13 vom 20. April 2013

Nolde in Emden und Moritzburg

Der aus Lyck stammende Autor Sigfried Lenz schildert in seinem Roman „Deutschstunde“, wie der expressionistische Künstler Nansen während der NS-Zeit gegen alle gegen ihn verfügten Berufsverbote angemalt hat. Dass die Romanfigur Nansen in dem norddeutschen Maler Emil Nolde ein ganz reales Vorbild hat, dürfte den meisten Lenz-Lesern bekannt sein. Doch wer kennt schon seine verhältnismäßig wenigen Werke, welche die Hitler-Diktatur unversehrt überstanden haben?

Zwei Ausstellungen rücken das Werk Noldes jetzt in das Rampenlicht. In der Kunsthalle Emden sind noch bis zum 26. Mai „Maler-Grafik und ,Ungemalte Bilder‘“ zu sehen. Zur hauseigenen Sammlung gehören bereits 35 Gemälde und Aquarelle. Dieser große Bestand ist kein Zufall: Für den Museumsstifter und früheren „Stern“-Chef Henri Nannen war Nolde einer der Lieblings-Künstler des Expressionismus.

Bis heute stehen in der öffentlichen Wahrnehmung meist seine Gemälde und Aquarelle im Vordergrund. Daher zeigt diese Ausstellung mit rund 100 Lithographien, Holzschnitten und Radierungen, dass das grafische Werk von zumindest ebenbürtigem Rang ist. Da Nolde in der NS-Zeit Farbe nur schwer beschaffen konnte und Farbgeruch zudem verräterisch auf seine Aktivitäten schließen ließ, konzentrierte er sich damals vor allem auf heimlich gemalte Grafiken.

Um den engen Zusammenhang mit Noldes Malerei anschaulich zu machen, ergänzen rund 20 Aquarelle aus den „Ungemalten Bildern“ die Präsentation. Diese historisch bedeutsame Serie schuf Nolde unter großer Gefahr während des Malverbots. Sie werden um eine Auswahl der von Henri Nannen gesammelten Nolde-Werke ergänzt.

Vom 21. April bis 28. Juli stellt das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt in der Moritzburg von Halle den religiösen Maler Nolde vor. Das hat seinen guten historisch begründeten Anlass. Denn vor 100 Jahren löste der Ankauf von Noldes religiösem Gemälde „Abendmahl“ für das Museum in der Moritzburg einen Skandal aus. Man stritt sich um die Frage, ob zeitgenössische Kunst in das traditionelle hallesche Museum passt.

In der Schau „Farben heiß und heilig“ stehen vier seiner großen Themen im Vordergrund: leuchtende Gartenbilder, religiöse Gemälde, orientalische Szenen sowie exotische Stillleben und Südseebilder. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1908 und 1918. In dieser Phase fand Nolde über den Umgang mit der reinen Farbe zu seinem eigenen Ausdruck.

Einige der ausgestellten Bilder gehörten bis 1937 zum Bestand der Moritzburg. Noch heute gelten sie als Noldes Schlüsselwerke: Das „Abendmahl“ von 1909, der „Missionar“ und „Akte und Eunuch“ von 1912. Bezaubernde Gartenbilder sowie Szenen von der Südsee und der abenteuerlichen Reise durch Sibirien schaffen eine stimmungsvolle Atmosphäre.                Harald Tews


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