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20.04.13 / Sind schon alle da? / Die lange Kälteperiode dieses Winters verzögerte die Ankunft der Zugvögel. Jetzt balzt, brütet und blüht alles umso mehr auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-13 vom 20. April 2013

Sind schon alle da?
Die lange Kälteperiode dieses Winters verzögerte die Ankunft der Zugvögel. Jetzt balzt, brütet und blüht alles umso mehr auf

Eigentlich war im März der Frühlingsbeginn. Zu spüren war davon wenig. Statt Sonne gab es nur Schnee und Kälte. Doch jetzt holt die Natur umso kräftiger nach, was eigentlich schon Wochen vorher hätte passieren müssen. In Flora und Fauna herrscht bereits Hochbetrieb. Alles blüht, balzt, brütet. Und endlich kommen auch die letzten Nachzügler an, die in wärmen Gefilden abgewartet haben, bis sich die Kälte vom Norden verabschiedet hat. In diesen Wochen werden noch Tausende heimische Zugvögel aus ihren Winterquartieren in Südeuropa oder in Afrika erwartet.

Nicht vielen ist bewusst, welches Naturwunder wir immer wieder beobachten dürfen, wenn wir zweimal im Jahr den Vogelzug beobachten können. Unsere gefiederten Freunde haben unterschiedliche Arten, mit dem Winter zurechtzukommen. Einige bleiben hier. Man bezeichnet sie als Standvögel, andere ziehen lieber in wärmere Gebiete. Außerdem gibt es noch die Teilzieher. Einige dieser Vögel bleiben, andere der Art begeben sich auf den Weg nach Süden. Man hat festgestellt, dass sich unter den Zugvögeln hauptsächlich Insektenfresser befinden. Die Körner- und Samenfresser finden hier noch genug in der kalten Jahreszeit und bleiben daher eher bei uns.

Nahm man früher noch an, die Vögel weichen dem Winter, also der schlechten Witterung aus, haben Forschungen inzwischen eindeutig ergeben, dass alle Zugvogeleigenschaften vererbt und somit angeboren sind. Einige müssen also ziehen. Die Vögel haben ein genetisch bedingtes Wissen darüber, wann es Zeit ist, sich auf den Weg zu machen, welche Richtung sie fliegen müssen. Diese kleinen Navigationswunder schaffen ein exaktes Ankommen am Ziel, obwohl ein Grad Abweichung vom Kurs sie schon ganz woanders landen ließe.

Forscher sagen, dass sie sich „norden“ müssten, da sich die Zugrichtung immer auf einen Referenzpunkt beziehe. Dieses solle aber längst nicht reichen. Ein geheimnisvoller sechster Sinn helfe ihnen beim Navigieren. Es handele sich um den ebenfalls angeborenen Magnetsinn. Mithilfe eines Licht­rezeptors in den Nervenzellen der Augen, könne der Vogel zur Orientierung das Magnetfeld der Erde sehen. Eine un­glaubliche Vorstellung! Ein weiteres Flughilfsmittel sind natürlich die Sterne am nächtlichen Himmel. Hier ergaben Forschungen, dass Vögel die Drehrichtung des Sternenhimmels beobachten und somit den Weg nach Norden erkennen können.

Wie schafft es aber so ein Winzling, soviel Energie aufzubringen? Wie viel Treibstoff braucht zum Beispiel ein Flugzeug, das nach Afrika fliegt? Wie viel Wasser brauchen Menschen, wenn sie einen Marathon laufen? Woher nimmt dann so ein Lebewesen, das nur wenige Gramm wiegt, diese Kraftreserven? Man vergesse dabei nicht die Hochgebirge, Meere und Trockengebiete, die die Vögel überfliegen. Extrem erschwerte Bedingungen also, die sie immer wieder glänzend meistern.

Wenn man am Himmel Vogelschwärme ziehen sieht, begegnet uns immer wieder die soge­nannte

V-Formation. Natürlich hat diese Art in Gruppen zu fliegen eine aerodynamische Komponente. In dieser Flugposition schlagen die Herzen aller Vögel hinter dem ersten Leitvogel langsamer. Energiesparendes Gleiten im Windschatten ist somit möglich. Auf der langen Reise verbrennen die Vögel enorme Mengen ihrer Fettdepots und, kaum vorstellbar, auch einen Teil ihrer Organe. Nur das Nötigste bleibt übrig. Auf ihren Rastplätzen benötigen sie einige Tage, um sich die Fettschicht wieder anzufressen und erneut zu starten. Die große Hitze zwingt zu Nachtflügen und Rasten am Tage an schattigen Plätzen.

Freuen wir uns, wenn sie den Weg bis zu uns geschafft haben und uns endlich wieder mit ihren wunderschönen Gesängen be­glücken. Wir sollten diesen Ausdauerkönnern einen freundlichen Empfang bieten.              Silvia Friedrich


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