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27.04.13 / Wie der Islam sich zerfleischt / Bruderkämpfe zwischen verschiedenen Richtungen nehmen zu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-13 vom 27. April 2013

Wie der Islam sich zerfleischt
Bruderkämpfe zwischen verschiedenen Richtungen nehmen zu

Einig sind sie sich nur in ihrem Hass auf Christen und Juden, aber sonst zutiefst zerstritten: Schiiten und Sunniten bekämpfen sich immer erbitterter. Attentate und Repressalien häufen sich. Es gibt inzwischen Tausende von Toten. Der Glaubenskrieg zwischen den beiden Religionsgruppen des Islam spaltet die gesamte arabische Region und hält auch längst in Pakistan blutige Ernte.

Es handelt sich dabei nur oberflächlich um einen Streit über die Auslegung des Korans, es ist vielmehr ein geopolitischer Kampf, der mit großem finanziellem Einsatz vorangetrieben wird. Hauptakteure sind der sunnitische, reiche Ölstaat Saudi-Arabien mit seiner wahabitischen Auslegung der Lehren Mohammeds und der schiitische Iran, der derzeit im Bürgerkrieg Syriens eine Chance sieht, sein Einflussgebiet im Nahen Osten auszudehnen, und der auch im Irak und erneut im Libanon versucht, fester Fuß zu fassen.

In Pakistan kam es wiederholt zu blutigen Auseinandersetzungen wie in Quetta, wo 81 Pilger starben. In Karachi riss im März eine Bombe 50 Menschen eines schiitischen Wohnviertels in den Tod. Urheber des Terrors sind die sunnitische Extremistengruppe Lashkar-e-Jhangvi und die Taliban. Den schiitischen Trauermonat Muharram verwandeln die Terroristen regelmäßig in ein Blutbad. Die schwächelnde Regierung der Atommacht in Islamabad ist nicht in der Lage, diesem Morden Einhalt zu gebieten.

Rund 20 Prozent der 190 Millionen Pakistaner hängen dem schiitischen Glauben an. Nach Recherchen von „Human Rights Watch“ starben bei Anschlägen in Pakistan allein 2012 mehr als 400 Schiiten. Insgesamt stellen in den meisten islamischen Ländern Sunniten die Mehrheit mit Ausnahme von Iran, Irak, Bahrain, Aserbaidschan, Oman und Libanon. Dazu kommen noch die Aleviten in der Türkei und Alawiten in Syrien, deren grundsätzlich schiitischer Ausrichtung auch Syriens Machthaber Assad angehört. Eine besondere Gruppe bilden die Ismaeliten in Ostafrika, die unter Führung des jeweiligen Aga Kahns stehen.

Auf Druck salafistischer Extremisten stoppte jetzt die ägyptische Regierung die Flüge zwischen Teheran und Kairo bis Mitte Juni. Die Salafisten fürchten eine schiitische Missionierung. Einfluss nehmen hier saudische Fernsehsender, denn Saudi-Arabien bekämpft, wo es geht, eine Zunahme schiitischen Einflusses, der sich ebenfalls raffinierter Methoden bedient, wie etwa die Verlockung für Marokkos Jugend, kostenlose Stipendien in Teheran anzunehmen.

Zwischen Ägypten und dem Iran ist eine neue Eiszeit angebrochen, hinter der regional-, energie- und bündnispolitische Interessen stehen. Die Verhandlungen über eine Annäherung sind geblockt. Schuld ist ein iranischer Film über Ägyptens einstigen Staatspräsidenten Anwar al-Sadat, durch den sich die Ägypter beleidigt fühlen. Zudem wurden iranische Touristen durch Muslimbrüder massiv attackiert. Es geht auch um die Rolle der Palästinenser-Organisationen Hamas und Fatah. Während der Iran die Hamas sponsert, bemüht sich Ägypten um einen Ausgleich, da es an seinen Grenzen nach Osten Ruhe schaffen will. Joachim Feyerabend


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